back Die besondere CD

Wie in jedem Folker gibt es auch diesmal wieder zwei CDs, die aus der Masse herausragen:

Blues TAJ MAHAL -->  Mkutano
International DIVERSE -->  All Children In School
Nordamerika MARIA MULDAUR -->  Love Wants To Dance

Die Besondere - Blues
TAJ MAHAL
Mkutano

(Tradition&Moderne T&M 031)
9 Tracks, 48:28, mit Infos

„... meets the culture musical club of Zanzibar ...“ heißt es im Untertitel, und der Name ist Programm. Taj Mahal ist ein Suchender, und die Suche führt ihn diesmal vor die Küste Ostafrikas. Auf der Insel Sansibar im Indischen Ozean verschmolzen afrikanische, arabische und asiatische Einflüsse, und wenn schon allein der Klang des Namens „Sansibar“ den Geruch nach Meer, Tee und Gewürzen ahnen lässt, so wird er beim Klang dieser Musik fast körperlich spürbar.

Meine Musik ist der Blues, klar also, dass „Dhow Countries“ für mich auf der CD an erster Stelle steht. Ein Slow Blues, der uns mit den Fischern nach Hause segeln lässt; die Netze sind voll, und langsam, träge und schläfrig geht es durch die Hitze an der Küste Afrikas entlang. Instrumentiert mit Bass, verhaltenem Schlagzeug und etwas Gitarre, später setzt dann das Taarab-Orchester des „Culture Musical Club“ ein. Dessen Instrumentierung besteht aus der Oud (arabische Laute), Nai (Flöte), Qanun (Zither), Kontrabass, Akkordeon und Violinen. Dazu kommen noch Bongos und natürlich Solo- und Chorgesang.

Stücke in der musikalischen Tradition Sansibars wechseln mit dem afroamerikanischen Blues Taj Mahals, und spätestens mit „M’ Banjo“ kommt der Beweis, wie assimilierend die Musikkultur Sansibars tatsächlich ist: Ein von Taj Mahal flott gespielter, einfacher Blues auf dem Banjo, in den sich die Violinen des Taarab-Orchesters wie selbstverständlich einfügen.

Genau das macht für mich die sehr hohe musikalische Qualität dieser CD aus, denn weder Kester Smith (Drums), Bill Rich (Bass) oder Taj Mahal (Gitarre, Banjo, Gesang) noch die Musiker des Taarab-Orchesters dominieren, sondern alles fügt sich wie selbstverständlich zusammen.

Der musikalischen entspricht auch die akustische und optische Qualität der CD: Sauber gemischt, klingt gut und ist sehr geschmack- und liebevoll gestaltet.

Achim Hennes

 

TAJ MAHAL - Mkutano


Die Besondere - International
DIVERSE
All Children In School

(Forrest Hill Records, Vertrieb edel contraire)
15 Tracks, 68:05, mit engl. Texten und Info

Der internationale Children’s Fund hat sich unter dem Namen und im Sinne der 1993 verstorbenen Schauspielerin Audrey Hepburn gemeinsam mit UNICEF vorgenommen, die ärmsten Kinder der Welt in die Schule zu bringen - immerhin 120 Millionen Kindern soll innerhalb von zehn Jahren geholfen werden. Neben vielen Aktivitäten dient auch diese CD der Mittel- und Aufmerksamkeitsbeschaffung. 15 teilweise sehr bekannte Namen aus der Weltmusikszene haben dazu jeweils einen Song gestiftet, darunter Ani DiFranco und Teresa Salgueiro (von Madredeus). Eingepackt ist die CD außerordentlich sehenswert in einer Kartonschatulle inkl. eines 48-Seiten-Booklets, u. a. mit historischen Aufnahmen von (lernenden) Kindern wie auch mit teilweise bisher unveröffentlichten Fotos von Audrey Hepburn selbst.

Die Compilation ist auf einen breiten, weit über den unmittelbaren Weltmusikkreis hinausgehenden Geschmack ausgerichtet. Also sind keine Experimente oder gar zu ungewöhnliche Aufnahmen zu hören. Einiges klingt schon eher etwas gefällig nach Ethnorock. Dieses aber auf so hohem Niveau, dass die gesamte Scheibe jederzeit anhörenswert ist. Vor allem die Frauenstimmen berühren die Seele (Omara Portuondo, Marlevar!), einige Balladen sind richtige Ohrwürmer; schön, interessant, aufrichtig. Unauffällig schlägt die Auswahl einen Bogen, schließt viele (Musik-)Welten ein und verbindet hohen musikalischen Anspruch mit dem hehren Gedanken weltweiter Solidarität. Mit 18,50 Euro hat der Käufer an beidem einen kleinen, aber lohnenden Anteil genommen. Jürgen Brehme

 

DIVERSE - All Children In School


Die Besondere - Nordamerika
MARIA MULDAUR
Love Wants To Dance

(TELARC Blues CD-83609/in-akustik)
10 Tracks, 51:22, mit engl. Infos

„I gotta right to sing the Blues“, singt Maria Muldaur auf ihrem neuen Album. Ja und nein - musikalisch legitimiert ist die große weiße Stimme der schwarzen Stile seit den Cambridge-Tagen ohne Zweifel, Grund zu jammern dagegen hat sie nie gehabt. Dazu war das Schicksal all die Jahrzehnte zu gütig zu ihr, worauf man auch auf Love wants to dance wieder alle Arten von Hinweisen findet, unter anderem auch in der Tatsache, dass sie mit „Moonlight“ und „Baby, You’re My Destiny“ zum wiederholten Male neue Songs zweier Freunde covert, um die nicht nur Musikfreaks sie beneiden dürften - Bob Dylan und Taj Mahal. Und wie kompetent und respektvoll sie deren - und alle anderen - Kompositionen mit ihrem kleinen 8-Mann-Orchester interpretiert! „Moonlight“ zum Beispiel adaptiert sie kongenial virtuos nach Bedarf mal mehr, mal weniger, bis in die Umkehrung der Erzählperspektive hinein - oder nicht: Dylans Bekenntnis „Well, I’m preachin’ peace and harmony“ würde sich Muldaur niemals anmaßen, gibt es also, ganz Dame, als „Well, You’re preachin’ peace and harmony“ einem Echo gleich an den Autor zurück; geht der dagegen mit „Won’t you meet me out in the moonlight alone?“ direkt zur Sache, übernimmt sie die Position ohne auch nur ein Iota daran zu ändern - das Knistern zwischen den Freunden aus den frühen 60ern ist nicht nur zu hören. Sollten sich die Turteltäubchen dort draußen im Singer/Songwriter-Mondschein tatsächlich treffen, es dürfte ein Erlebnis für beide werden - Maria Muldaur singt in der Form ihres Lebens! Kompetent und reif, wie man es von einer Sängerin, die seit über 40 Jahren dabei ist, erwarten kann. Dabei nun endlich wieder mit genau der vornehmen Zurückhaltung am Gesangsmikrophon, auf die man seit über 20, um nicht zu sagen knapp 30 Jahren wartet - seit mit „I’m A Woman“ Mitte der 70er die Verwechslung von gutturalem Knödeln mit Feuer, brunftverdächtigem Röhren mit Temperament ihren Lauf nahm. Nun scheint der Dampf vom Kessel, hat eine spirituellere Intimität die handfeste Bodenständigkeit früherer Jahre abgelöst, haben Weisheit, ein Schuss Entrückheit, Transzendenz Einzug gehalten - und mit ihnen ein ganz neues Old-Time-Swing- und Balladenrepertoire. Die Titel sagen alles: „Every Day’s A New Day“, „Baby, You’re My Destiny“, „Love Dance“, „Isn’t that the thing to do“. Ton privat, Stimmung innig, Ergebnis unwiderstehlich - „If dreams come true ...“

Christian Beck

 

MARIA MULDAUR - Love Wants To Dance


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