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DER BAYERISCHE REBELL
Dokumentarfilm von Andi Stiglmayr über Hans Söllner

(TRIKONT US-331-8)
Deutschland 2003, 92 Minuten, Zusatzmaterial: zusätzliche Szenen, Kino-Trailer

Könnte der bayerische Staat nicht ein wenig gelassener sein? Könnten milchbübige Staatsanwälte ihre Karrierepläne hintanstellen? Der Musiker Hans Söllner hätte ein weit ruhigeres Leben und müsste nicht mehr so viel Gras rauchen. Was Staat und Justiz mit dem Söllner treiben, zeigt Andi Stiglmayrs anderthalbstündiger Kinostreifen: Hausdurchsuchungen, hohe Geldstrafen wegen geringer Mengen Kraut oder Ehrbeleidigungen. Er zeigt aber auch, dass nicht alle CSU-Wähler und Trachtenträger eine derart harte Linie fahren würden wie ihre Oberen. Und er zeigt, wie die zumeist jungen Zuhörenden bei seinen Konzerten an den Lippen von Hans Söllner kleben und ein Festivalbesucher dem Kämpfer für die Legalisierung weicher Drogen "Führerqualität" bescheinigt. Wir lernen viel über den Kämpfer und Menschen Hans Söllner. Wovon wir kaum etwas erfahren, ist seine Musik. Die bildet eher den Soundtrack für Ansichten und Einsichten ins Bayernland.

Volker Dick

 

DER BAYERISCHE REBELL - Dokumentarfilm von Andi Stiglmayr über Hans Söllner


ALY BAIN & PHIL CUNNINGHAM
Another Musical Interlude

(aditi-image AI 82501)
ca. 120 Minuten

Seit 15 Jahren spielen die beiden zusammen, Schottlands wohl bester Fiddler und der Zauberer auf der Akkordeontastatur. Beide sind Meister im gefühlvollen ebenso wie ultraschnellen Spiel und überdies der Beweis, dass gute Musik einfach zweier Instrumente und des entsprechenden Könnens bedarf. Die zwölfte Schottlandtour des Duos (das selbstverständlich in Deutschland mit dem wohl endgültig gestorbenen Scottish Folk Festival unterwegs war) wurde gefilmt und von Cunningham-Gattin Donna produziert. Hauptsächlich hört und sieht man 15 Titel vom Abschlusskonzert in Inverness. Neben der wunderbaren Musik kann man sich auf die köstlichen "Fergie MacDonald-Witze" freuen. Untermalt wird das Konzert von gelegentlichen Naturaufnahmen, die weder stören noch besonders bereichern. Die knappe halbe Stunde "Good Old Boys" bringt uns die beiden Akteure persönlich etwas näher, wenn auch ab und zu leider mit Material des bereits gesehenen Konzerts. Vervollständigt wird der Silberling von Bio- und Discographien und drei Weblinks.

Mike Kamp

 

ALY BAIN & PHIL CUNNINGHAM - Another Musical Interlude


BOUBACAR TRAORE
Je Chanterai Pour Toi/I'll Sing For You

Film von Jacques Sarasin
(Faire Bleu/Harmonia Mundi)
80 + 45 Minunten, Untertitel in Französisch, Spanisch, Englisch oder Deutsch

In langen Einstellungen aus Timbuktu, Kayes, dem Dogon-Land oder auf dem Niger mäandert die Kamera durch das Leben von Boubacar Traore. Er selbst sagt wenig, präsentiert sich stattdessen durch seine Lieder: Oden an seine verstorbene Frau oder Arbeiter- und Bauernlieder aus der sozialistischen Zeit. Vor diesem staatstragenden Liedermachertum sang er Rockmusik nach westlichem Vorbild im Elvis-Outfit - der Umschwung 1958 beendete seine Karriere für Jahrzehnte. Traore ist ein schweigsamer, konservativ-traditioneller, nicht sehr politischer Mensch, ein Einzelgänger nach dem Tod seiner Frau. Es sind andere, die über ihn erzählen, zudem alte Fotos und einige historische Filmsequenzen. Der Film hat empfindliche biographische Schwächen (vergleichbar mit Wenders Buena Vista), denen die DVD immerhin die Interviews mit Lieve Joris (Autorin des Buches Mali Blues) und dem Ethnologen Tata Cissé entgegenzusetzen hat. Der politische Hintergrund bleibt weitestgehend außen vor. Schade, das. Bleibt: Ein wunderbar weicher, getragener Musik- und Landschaftsfilm, den man sich nicht entgehen lassen sollte.

Luigi Lauer

 

BOUBACAR TRAORE - Je Chanterai Pour Toi/I'll Sing For You


FANFARE CIOCARLIA
The Story Of The Band - Gypsy Brass Legends

(Asphalt Records ATR 0404/Indigo)
DVD: Live-Konzert, Dokumentation, Interview, Videoclips; 151 Minuten

Die gute Nachricht zuerst: Die erste DVD von Asphalt Records, einem jungen Berliner Label mit hervorragender Balkanmusik, bietet alles, was das Medium bieten sollte: Zwei Langfilme (Live-Konzert, Dokumentation), zwei Kurzfilme (Outtakes, Interview), zwei Videoclips - und eine Gesamtspielzeit von zweieinhalb Stunden. Die schlechte Nachricht: Leider transportiert der Konzertfilm nicht ganz die Atmosphäre, die einen Gig der Fanfare Ciocarlia auszeichnet. Und das liegt keinesfalls an der gewohnt turboschnellen wie spielfreudigen Blaskapelle, sondern an der wenig packenden Kameraführung. Viel zu oft sind die zwölf Musiker in der Totale gefilmt, was sie aussehen lässt wie Zierfische in einem Aquarium. Auch die einstündige Dokumentation "Iag Bari - Brass on Fire", die bereits auf arte lief, überzeugt wenig. Die Rahmenhandlung mit dem Zigeunerjungen, der ein verbeultes Horn aus einem zugefrorenen Tümpel fischt und damit bei der Erwachsenen-Combo aufgenommen werden will, ist ziemlich gestellt; ebenso viele andere Szenen. Der fünfminütige Kurzfilm mit Klarinettist Ioan Ivancea zeigt, was der Dokumentation fehlt: Interviews, Interviews, Interviews.

Frank Schuster

 

FANFARE CIOCARLIA - The Story Of The Band - Gypsy Brass Legends


DIVERSE
The Blarney Pilgrim

Celtic Fingerstyle Guitar Vol. 2 feat. Martin Simpson, Pierre Bensusan, Steve Baughman, El McMeen, Duck Baker, Pat Kirtley, Tom Long
(Vestapol 13063/Rounder), 59 Minuten, inkl. Noten und Tabulatur

AL PETTEWAY
Celtic Instrumentals for Fingerstyle Guitar - DVD1

Taught by Al Petteway
(Homespun Video)
70 Minuten, inkl. Noten und Tabulatur

JOHN DOYLE WITH JOHN WILLIAMS
Irish Rhythm Guitar

Accompanying Celtic Tunes taught by John Doyle with John Williams, button accordion
(Homespun Video)
85 Minuten, inkl. Noten und Tabulatur

alle DVDs im Vertrieb Bosworth Music

Keltische Musik für die akustische Gitarre. Gleich 3 Publikationen beschäftigen sich auf unterschiedliche Weise mit schottischer und irischer Folklore. Visuell kommen alle DVDs ähnlich schlicht daher: ein Mann und seine Gitarre. Die Scheiben mit mehr unterrichtendem Charakter arbeiten mit zwei Bildschirmen, um die Bewegungen beider Hände gleichzeitig verfolgen zu können. Gleich vorweg schicken müsste man, dass die Gitarre in keltischer Musik ursprünglich überhaupt nicht vorhanden war. Fiddles, Pipes, Whistles etc. sind die einzigen Instrumente, und Harmonik im strengen Sinne ist der Musik eher fremd. Melodie und Rhythmus sind die wesentlichen Elemente. Die Übertragung der traditionellen tunes auf die Sologitarre bedeutet ein weitestgehendes Nachahmen der Spieltechniken eben dieser Instrumente. Das ist ebenso interessant wie schwierig.

Nichts für Anfänger und trotzdem ein schöner Einstieg in die Materie ist The Blarney Pilgrim. Masterminds der Steelstringszene liefern persönliche Beiträge zum Thema. Zu sehen und zu hören sind äußerst inspirierende Bearbeitungen traditioneller Weisen u.a. von Pierre Bensusan und Duck Baker. Wer danach noch immer glaubt den Könnern nacheifern zu wollen, bekommt dazu ein Heftchen mit Noten und Tabulatur. In diesem speziellen Fall findet sich alles sogar noch einmal als pdf-Datei auf der DVD. Hat den Vorteil, dass man sich einen DIN A4-Ausdruck herstellen kann, da die Begleitbroschüren schon arg klein sind.

Einsteigern wäre wohl eher Irish Rhythm Guitar zu empfehlen. John Doyle, hauptsächlich bekannt als Mitglied der amerikanisch-irischen Band Solas, unterrichtet echte basics. Grundlegende Akkordverbindungen und Anschlagmuster um reels, jigs, slip jigs und hornpipes authentisch zu begleiten. An seiner Seite hat er John Williams, der die Melodien auf dem Knopfakkordeon spielt. Doyle benutzt durchgehend das sogenannte dropped D-Tuning, d. h. die tiefe E-Saite wird einen Ton tiefer gestimmt.

Weitaus komplizierter, wenn auch für den ambitionierten Fingerpicker sehr reizvoll, sind die Stücke im DADGAD-Tuning von Al Petteway. Anhand von zwei Traditionals und zwei sehr schönen Eigenkompositionen berührt der Saitenmann das wichtige Thema der Verzierungen, er erklärt den sinnvollen Einsatz des Kapodasters und erteilt ein wenig Nachhilfe in Sachen Harmonielehre. Keine Angst, alles leicht verständlich.

Dem an keltischer Musik Interessierten sind alle Ausgaben wärmstens zu empfehlen und sei es nur zum Hören, Schauen und Genießen.

Rolf Beydemüller

 

DIVERSE - The Blarney Pilgrim

AL PETTEWAY  - Celtic Instrumentals for Fingerstyle Guitar - DVD1

JOHN DOYLE WITH JOHN WILLIAMS - Irish Rhythm Guitar

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