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MARIA BETHÂNIA
Brasileirinho
(Net FX/ ZYX Music, NFX 20011)
12 Tracks, 41:10, mit engl. Infos und portugiesischen Texten
Ein wunderbar poetisches Album, das die Tiefen der brasilianischen Seele
auslotet. Gesprochene Verse und gesungene Gedichte fügen sich zu einem
beeindruckenden Gesamtkunstwerk zusammen. Zu verdanken ist das der
brasilianischen Ikone der Música Popular Brasileira Maria
Bethânia, der Schwester Caetano Velosos. Vor kurzem hat die Sängerin
ihr eigenes kleines Label gegründet, auf dem sie der Kunst in allen
Facetten von Musik über Theater bis hin zur Literatur Raum gibt.
"Brasileirinho" ist das erste Album bei "Quintanda" und fraglos ein absolutes
Highlight. Verse des unvergessenen Dichters Mario Andrade werden von
zeitgenössischen Kollegen vorgetragen und spannen den Bogen zwischen
Vergangenheit und Gegenwart: Wir begegnen dem Halbblut Jurema, einem
Sklavenjäger, dem katholischen Schutzheiligen Brasiliens Sao Jorge ebenso
wie dem afrikanischen Gott Xango, feiern beim Johannisfest mit und reiten mit
einem cangaceiro, einem Cowboy aus dem Nordosten, durch den Mato. Mit Marcelo
Costa an der Percussion, Jorge Helder am Kontrabass und Jaime Alem auf der
zwölfsaitigen Fiedel überwiegend spärlich instrumentiert kommt
die warme Stimme Maria Bethânias besonders gut zur Geltung und lässt
uns in den intimen Kosmos eines Brasiliens abseits der Großstadthektik
eintauchen. Ein Juwel in jeder CD-Sammlung!
Suzanne Cords
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BOBBY BRAZIL
Amazonica
(Brigade Nouveau/ ZYX)
Promo-CD, 12 Tracks, 70:34
Eingangs mit einem kitschig anmutenden Klangteppich unterlegt entwickelt sich
dieses Erstlingswerk von Bobby Brazil schnell zu einer ungewöhnlich
kuriosen musikalischen Exkursion, bei der die Instrumente Pandeiro und Cuica
eine Hauptrolle spielen. Da gehen Bossa Nova und Samba in Dub-, House-, Dance-
und Chill-Out-Musik auf und umgekehrt. Und so geht es munter weiter, mal mit
gebrochenen Beats, mal nujazzig oder sonstwie clubbig. Im ersten Track
lädt Sängerin Viviane de Farias mit schmeichelnder Stimme zu einer
Reise in "Gottes Erde" ein und nicht nur, wie der Titel vermuten lässt,
nach Amazonien. Mal geht es in ihren Liedern um Bahias stolze Frauen
("Deusa Negra"), dann um die atemberaubenden Wasserfälle Iguazu im
Süden des Landes, die Mysterien des Urwalds ("Canto de Selva") um die
Fußballverrücktheit ihrer Landsleute ("Goo! Samba para Ronaldo")
oder um die Frage, welche der marktführenden Biersorten besser schmeckt
("Brahma vs. Antarctica"). Hinter dem eingängigen Pseudonym Bobby Brazil
verbergen sich mehrere Vollblutmusiker, die unerkannt auf neuen Pfaden wandeln
wollen. Das ist ihnen definitiv gelungen!
Suzanne Cords
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ELZA SOARES
Pede Passagem
(Reco-Head RH0007, MP-Media)
10 Tracks, 40:53, mit portugiesischen Texten
Diese Frau ist ein Vulkan, und ihre faszinierende Ausstrahlung erinnert stark
an Tina Turner. Auch das brasilianische Samba-Urgestein tobt im Rentenalter
über die Bühne, als seien 67 Jahre nichts. Dabei knurrt, krächzt
und heult Elza Soares mit heiserer und rauer Stimme, scattet, dass es die pure
Lust ist, lacht sich eins und mutiert dann zum schnurrenden Kätzchen. Bei
der BBC war man so hingerissen von diesem facettenreichen Stimmreichtum, dass
man ihr Organ kurzerhand mit dem Titel "Stimme des Milleniums" kürte. Im
Slum aufgewachsen, mit 18 schon Witwe, skandalträchtige Geliebte und
spätere Ehefrau der Vor-Pélé-Fußballlegende Garrincha,
in den 60er und 70er Jahren Star im Musikerolymp Brasiliens: Diese Frau hat
eindeutig ein bewegtes Leben hinter sich, aber trotz aller
Schicksalsschläge ist der Titel dieses Albums ihr persönliches Motto:
Vivo Feliz! Ich lebe glücklich! Nachdem es in den 80er und 90ern eher
ruhig um Elza Soares geworden war, meldete sie sich 1997 mit einem Paukenschlag
zurück: Mit dem Album "Trajetória" räumte sie prompt den Sharp
Award als beste Sambasängerin ab. Auf diesem Album hat sie sich mit jungen
Elektroniktüftlern wie Arthur Joly und Fred 04, dem französischen
Rapper
Pyroman sowie dem progressiven Künstler Nando Reis zusammen getan. Das
Ergebnis ist hochexplosiv, schlug in ihrer Heimat wie eine Bombe ein und ist
einfach zeitlos genial!!
Suzanne Cords
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THE STIMULATORS
Live and Direct
(United Sounds CPS 5022)
9 Tracks,72:47
Wow! Diese Scheibe hat es in sich! Nach dem Debüt "Voodoo Swing" von 1999
und zwei weiteren CDs präsentieren The Stimulators endlich das heiß
ersehnte Live-Album. Die sechs Musiker um den Gitarristen Peter Schneider,
Exstudiomusiker Westerhagens und Ex-Bandmitglied bei Ike Turner, machen ihrem
Namen alle Ehre. Die brillante Fusion diverser Musikstile wie Ska, R&B,
Soul, Funk, Jazz, gepaart mit einem starken Latin-Einschlag, wirkt definitiv
stimulierend und geht nahtlos ins Tanzbein über. Trompeter Florian Sagner,
Bassist Uli Lehmann, Percussionist Hans Mühlegg und Drummer Oscar
Pöhnl sind absolute Könner auf ihren Instrumenten, und die coole,
manchmal fast bluesige Stimme Oliver Stephans macht das Ganze zu einem
Hörerlebnis der besonderen Art. Dass sich die Herren musikalisch eingehend
im Ausland inspiriert haben, gibt der Musik den zusätzlich Pfiff. Selbst
James Brown hat sich als Fan der Münchner Band geoutet und engagierte sie
als Vorgruppe bei seinen Deutschlandkonzerten. Musik und Texte schreiben die
Jungs selbstverständlich selbst, und es ist mir ein absolutes Rätsel,
warum diese Band nicht längst deutschlandweit ein Begriff ist.
Suzanne Cords
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