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THE IRISH FOLK FESTIVAL 04
Celtic Legends
(Magnetic Music MMR CD 1039)
17 Tracks; 69:39, mit Texten und Infos
Drei Viertel der neuen Irish Folk Festival-Tour-CD wurden extra für diesen
Zweck aufgenommen. Wenn das kein ehrwürdiges Geschenk zum 30. Geburtstag
des IFF ist! Bestritten werden diese drei Viertel von der amerikanischen Irish
Folk Band Nummer 1, den "Solas", von dem Donegal Duo Ian Smith (Gitarre,
Gesang) und Stephen Campbell (Fiddle) sowie von dem 71jährigen Tipperary-
Sänger Jim Hayes. Dieser charmante Bogen spannt sich wohlwollend über
den im Mittelfeld platzierten spanischen Chart- und Heartbreaker Carlos
Núnez, dessen galizisch-keltischer Brückenschlag zwar weltweit
gefeiert und mit prominenten Gastmusikern wie Paddy Keenan oder Mike Scott
verziert wird, aber dennoch nicht frei von Kitsch ist.
Solas dagegen werden einfach immer besser. Die vier Opener-Tracks wurden ohne
Unterbrechung und nachträgliche Korrekturen live eingespielt, blitzsauber
und in perfektem Mikro-Timing. Auch Smith und Campbell beweisen, dass es
möglich ist, alte Schätze so zu polieren, dass sie persönlich zu
schimmern beginnen: Ihre intime, schlichte Version von "Black is the Colour"
strahlt eine Ruhe aus, die im Meer der Interpretationen dieses Songs
ihresgleichen sucht. Aber nicht nur dieses Kleinod wird die hoffentlich
zahlreichen Besucher der Tour berühren, sondern auch der Auftritt der
"Legende" Hayes, einem pensionierten Farmer, der kreuz und quer durch Irlands
Pubs reist, singt und horcht, und damit endlich das tut, was er schon immer tun
wollte.
Elise Schirrmacher
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DIVERSE
Scottish Women
(Greentrax Recordings CDTRAX 261/FMS)
16 Tracks, 71:56, mit engl. Infos
Es begann 1999 mit der Studio-CD "Gaelic Women". Die Nachfolger-CD war doppelt
und live, hieß "Scots Women" und kam bei der Wahl zur
"Folker!-CD des Jahres 2002" auf einen mehr als respektablen dritten Platz. Und
dann organisierte das Festival Celtic Connections die Tournee "Scottish Women"
mit der Creme der schottischen und gälischen Musikerinnen (nicht nur
Sängerinnen!). Alleine die Auflistung der Namen würde für
Schottophile eine weitere Rezension erübrigen. Ein Auszug: Ray Fisher,
Karine Polwart, Sheila Stewart, Ishbel MacAskill, Mairi MacInnes, Margaret
Bennett. Unter den 22 Mitwirkenden sind auch drei Herren, u.a. der musikalische
Direktor und Produzent Brian McNeill. Die Mischung aus gälischen und
(nicht nur!) schottischen Songs ist brillant, ebenso die Balance zwischen
Sologesang (z.B. Ishbel) und Gruppe. Auch die Entscheidung, wer singt wann wie
mit wem, wurde immer überzeugend und abwechslungsreich getroffen. Und den
oder die möchte ich bestimmt nicht treffen, bei dem der gälische
Klassiker "Griogal Cridhe", gesungen von der ganzen Frauschaft, nicht zumindest
das eine oder andere Nackenhärchen senkrecht steht. Eine grandiose CD in
der Tradition der oben erwähnten, eine schottische oder gälische
Sammlung ohne diese Werk ist schlicht unvollständig.
Mike Kamp
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MODENA CITY RAMBLERS
Viva la vida, muera la muerte!
(Universal 9816460)
12 Tracks, 55:16, mit Texten
Diese Mischung aus ein wenig Ska, Punk, Folk und Rock, das Engagement für
die Zapatista-Bewegung in Chiapas, Texte gegen die Ungerechtigkeiten dieser
Welt, das hatten wir doch alles auch schon. Ja und nein. Ja, weil alle diese
Ingredienzien die Ramblers ausmachen. Nein, weil sie ein wenig anders als Manu
Chao und Co. sind. Die Musik der Ramblers ist klar wärmer und ein wenig
monotoner als die ihrer Glaubensgenossen. Die Wärme stammt von der
Melodieführung und der oft eingesetzten Tin Whistle, die immer noch
erkennen lassen, dass die Band einst ihre ersten Schritte im Irish Folk gewagt
hatte. Wärme spenden auch die Texte, die für eine friedlichere,
lebenswertere Welt plädieren. Die Wortlastigkeit der Lieder sorgt für
eine gewisse Monotonie, gerade auch, weil die Lieder musikalisch sehr einfach
strukturiert sind. Hier hätten abwechslungsreichere Drums, ein paar Breaks
und ab und an eine Instrumentaleinlage sicher geholfen. Trotzdem: irgendwie mag
ich die Ramblers und ihre Message. Die wundervolle Ballade "Ebano", die
einfühlsam den langen Weg einer jungen Frau vom afrikanischen Dorf zur
Prostituierten in Bologna erzählt, ist jedenfalls schon die halbe CD wert.
Martin Steiner
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TRIAKEL
Sanger fran 63
o
N
(Westpark Records LC 07353)
16 Tracks, 47:17, CD mit Infos in schwed./engl./deutsch
Das mit den Infos ist mit Vorsicht zu genießen, wie so oft bei Westpark
geht die übersetzende anonyme Person teilweise Wege, die sich weit vom
Originaltext entfernen ... was aber dem Hörgenuss nichts anhaben kann, und
der ist wie bei den beiden vorhergehenden CDs des schwedischen Trios Triakel
groß. Sängerin Emma Härdelin und ihre Kollegen Janne
Strömstedt (Harmonium) und Kjell-Erik Eriksson (Geige) greifen ins
Repertoire ihrer schwedischen Heimat, sie bringen alte Balladen, wie es sie in
ganz Europa gibt (z.B. über eine Kindsmörderin, oder ein Wiegenlied,
das dem vor der Tür wartenden Liebhaber verschlüsselt mitteilen soll,
dass der Ehemann leider noch im Hause weilt), die aus Sammlungen des 19. und
20. Jahrhunderts stammen, greifen aber auch auf (fast) Zeitgenössisches
zurück, wie ein Kinderlied, das Olle Simonsson 1976 schrieb, dazu, zur
geistigen Erbauung, gleich zwei Choräle. Wunderschön gesungen, auch
wenn die Instrumente manchmal zu laut zu werden drohen und Emma Härdelins
Stimme sich stellenweise nicht mehr durchsetzen kann. Für historisch
Bewanderte besteht weiterhin der Eindruck, dass Frau Härdelin mit ihrem
Gesang da weitermacht, wo Margareta Söderberg 1977 aufgehört hat, und
das ist wahrlich ein hohes Lob!
Gabriele Haefs
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DARKO RUNDEK & CARGO ORKESTAR
Ruke - La comédie des sens
(Piranha Musik PIR 1894/Indigo)
13 Tracks; 58:42; mit Infos (engl.)
Der bedrohlich wirkende schwarze Dampfer auf dem Cover erinnert an dunklere
Zeiten. Als Kriege Jugoslawien zerrütteten, schipperte Darko Rundek auf
einem ehemaligen Arktis-Forschungskutter die Adriaküste entlang und
sendete Radioprogramme in das auseinanderfallende Balkanland. Aus seinem "Cargo"-
Projekt - auf einem EU-Schiff - erwuchs im Pariser Exil das Cargo Orkestar, dem
Musiker aus Bosnien, Kroatien, Frankreich und Schweiz angehören. In der
Vorkriegszeit war Darko Rundek Mitglied der kroatischen Kultband Haustor. Mit
Ruke ("Hände") hat der Sänger ein Album von monumentaler
Größe geschaffen! Sänge er nicht kroatisch und wäre die
Rockfachpresse nicht so westeuropa-/amerikafixiert, Kritiker
überhäuften ihn mit Lorbeeren, bemühten aufgrund seiner mit
tiefer, rauer Stimme gesungenen melancholischen Lieder garantiert Vergleiche
mit Serge Gainsbourg, Paolo Conte oder Tom Waits - nicht übertrieben! Trotz
der Popeinflüsse ist die Musik des Cargo Orkestars im weitesten und besten
Sinne Weltmusik. Neben französischen Chanson mischen sich Reggae, Tango,
Zigani, Salsa ("Kuba") und gelegentlich auch elektronische Soundschnipsel.
Frank Schuster
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DAVID KNOPFLER
Ship of Dreams
(Edel Records 0156792ERE)
14 Tracks; 63:14; ausführliches Booklet, mit allen Texten u. Infos (engl.)
Auf seinem neuen Album, wo er vorwiegend Akustikgitarre spielt, zeigt David
Knopfler unterschwelligen Hang zum Weichspülen: Da kommt manch sanfte
Melodie und getragenes Liebeslied doch recht "herzschmerzmäßig"
rüber. Diese Position des hemmungslosen Romantikers nimmt Knopfler jedoch
so bewusst wie selbstbewusst ein:
"Klar, eigentlich macht man so ein Album, wenn man Teenager ist!" Unmittelbar
versöhnend wirkt das extrem hohe Niveau jener Songs, die sich mit der
Philosophie des Lebens, dem Sinn und Unsinn des Daseins befassen, wie
"God's Mockingbird", "Sometimes there are no Words" oder der - stark getextete
und unbestreitbar geniale - Song "Symmetry of the Stars". David Knopfler
versteckt sich schon lange nicht mehr hinter seinem Bruder Mark, mit dem
gemeinsam er einst die Dire Straits aus der Wiege hob. Dem Älteren
überließ er den Ruhm und das Karrieredenken - David hingegen pocht
auf Werte wie Authentizität und Suche nach der Wahrheit. Sein
"Ship of Dreams", eingespielt mit Harry Bogdanovs, Alan Clark, Martin Ditcham,
Pete Shaw und so illustren Gästen wie Chris Rea oder - überraschend -
Jule Neigel, ist eine Pop-Perle in klassischem Songwritergewand.
Carina Prange
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THE MIDDEN
p:igloo
(Eigenverlag)
12 Tracks, 45:06, mit Texten
Okay, die erste CD "Le Bordel" (s.a. Folker! 5/03) war ein charmanter Versuch,
mal testen, wie kalt das Wasser ist. Wir alle wissen natürlich, dass das
Wasser verdammt kalt ist, aber die drei Reid-Geschwister wären keine
wahren Töchter Schottlands, wenn sie sich von einer solchen Kleinigkeit
abhalten ließen. Mit anderen Worten: Mit ihrer zweiten CD machen die
Mädchen ernst! Nicht dass sie über Nacht perfekt geworden wären,
wo gibt's denn so was, aber diese CD ist ein Riesenschritt nach vorne. Bei der
Bearbeitung von Traditionals und Instrumentals waren The Midden bereits Spitze,
nun sind die Arrangements noch vielfältiger und spannender, Kates Stimme
ist voller und variationsreicher, eine echtes Erlebnis, der Harmoniegesang
klingt noch enger, Hazel entwickelt sich zu einer veritablen
Multiinstrumentalistin und auch Meggans Fiddlespiel strotzt nun vor
Selbstvertrauen. Überhaupt Meggan Reid! Sie hat den größten
Sprung gemacht, denn sie ist verantwortlich für alle fünf
Eigenkompositionen, allesamt weitaus reifere Werke als die auf dem Erstling.
Songs wie "Silver Frame" setzen sich auf's angenehmste für Tage in den
Gehörgängen fest, Ohrwürmer nennt man so was. Kompliment!
Ich wage mal eine Prognose: Wenn sich The Midden musikalisch in diesem Tempo
weiterentwickeln und managementmäßig aufpassen, dann sind sie in
spätestens in fünf Jahren nicht nur reif für sämtliche
Folkclubs Europas, sondern auch für die in Nordamerika oder Australien.
Genau, dann sind sie eine richtig große Nummer. Und denkt dran, im
Folker! stand es zuerst.
Mike Kamp
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BEBO & CIGALA
Lágrimas Negras
(BMG Germany 82876559102)
9 Tracks; 39:21; mit Texten auf spanisch und englisch, sowie Fotos
Ein Jahr mussten die deutschen Fans auf dieses wundervolle Album warten.
Mittlerweile haben die "Schwarzen Tränen" - benannt nach dem kubanischen
Hit von Miguel Matamoros- in Spanien und Lateinamerika bereits kiloweise Preise
eingeheimst und wurden von der "New York Times" als Album des Jahres gefeiert.
Meisterhaft begleitet das leichtfingrige Jazzpiano des Exilkubaners Bebo
Valdés den rauhen Cante Ondo des Flamencostars Diego El Cigala und
spielend folgt Cigala Bebos kubanischen Herzschmerzboleros. Neben Matamoros
sind auch Klassiker von Bola di Nieves ("Véte de mi") oder Julio
Gutiérrez ("Inolvidable") auf dem Album vertreten. Mitreißend auch
ihre Version von Machins Tango "Corazón Loco" und das gemeinsam mit
Caetano Veloso vorgetragenen "Coracao Vagabundo". Diese Musik der Superlative
klingt noch besser durch die Begleitung des uruguayischen Jazz-Saxophonisten
Paquito D'Rivera und des spanischen Gitarristen El Nino Josele; dazu der coole
akustische Bass von Javier Colina und Israel Porrina am Cajón. Dank dem
spanischen Filmemacher Fernando Trueba für die großartige Idee diese
beiden Stars zusammen zu bringen!
Angela Isphording
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WARSAW VILLAGE BAND
Uprooting
(JARO 2004, 4261-2)
16 Tracks, 43:14, mit engl. Texten und Infos
Bereits die 2002er CD "Peoples Spring" feierten wir als eine besondere CD. Die
jungen Polen sind tief in die ursprünglichen, teils archaischen
Traditionen der polnischen Musik eingedrungen. Sie spielen traditionelle
Instrumente, Fiedel, Hackbrett, Drehleier, und pflegen inbrünstig den
markanten osteuropäischen Gesang. Dabei tragen sie den Geist der Lieder in
die heutige Zeit und in ihr eigenes Lebensgefühl, verbinden es mit Techno
und Scratch-Einsprengseln. Es entsteht ein ausdrucksstarkes Klangbild, manchmal
schon zum Tranceartigen hinneigend. Mit "uprooting" gehen sie diesen Weg
konsequent weiter. In einigen Stücken entfalten sie wieder diesen
mitreißenden Elan, entfalten die schon bekannte musikalische Wucht und
Dynamik. Jedoch sind jetzt ihre Zugriffe auf die "roots" der polnischen Musik
markanter und prägender geworden. Die Warsaw Village Band zwingt den
Hörer, sich auf eigenwillige, ungewohnte Stilistiken, vor allem der
Gesangstechnik, einzulassen. Ein interessantes Werk, voller Lebendigkeit und
zugleich voller Ehrfurcht vor der eigenen Tradition.
Jürgen Brehme
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ANTONELLO PALIOTTI
La montagna fredda
(dunya/Felmay fy 8081/Just Records Babelsberg)
15 Tracks, 42:47, mit ital./engl. Infos
Der Gitarrist und Mandolinist Antonello Paliotti reiht auf diesem Album
fünfzehn meist kurze Stücke aneinander. Einzeln vorgestellt sind sie
unterschiedlich instrumentierte Miniaturen. Hört man das Album zu Ende,
fügen sich die einzelnen Teile zu einem stimmungsvollen Ganzen. Pagliotti
stellt geschickt einfache traditionelle Parts neben moderne Elemente.
Instrumentale und gesungene Stücke wechseln sich ab. Sechs
Sängerinnen und Sänger sorgen für unterschiedliche
Schattierungen. Der Grundpfeiler der CD ist das Eröffnungsstück
"Arotta". Es beginnt mit einem markigen neapolitanischen Gesang und wird
abgelöst von Paliottis experimentellem Gitarrenspiel, bei dem jedoch nie
Zweifel aufkommen, woher diese Musik stammt. Erstaunlich sind auch die zwei
Variationen des überaus populären Liedes "Santa Lucia". Paliotti und
der Cellist Leonardo Massa schaffen hier mit sanften Modifizierungen eine
Stimmung, die den Kern des Stückes belassen, aber jede
Sentimentalität zum Verschwinden bringen. Die fünfzehn Stücke auf
"Montagna fredda" beweisen einmal mehr, dass die Summe oft mehr als die
einzelnen Teile ausmacht.
Martin Steiner
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EUROPEAN KLEZMER TRIO
Sukke
(World music Network INTROI03CD/Edel)
15 Tracks, 55:26
Ungern lässt man sich suggerieren, so wie es das CD-Beiheft versucht, man
höre nun die Musik von
"drei führenden Mitgliedern der Europäischen Klezmerszene unter einem Dach"
bzw. einer Sukke; denn Sukke ist das jiddische Wort für "Laubhütte",
das siebentägige Fest dazu beginnt am 15. Tag nach dem jüdischen
Neujahr. Jedoch gleich während des ersten Hineinhörens muss
eingestanden werden, dass die Musik von Sanne Möricke (NL;
"meist gesuchter Klezmer Akkordeonist Europas"), Merlin Shepherd (GB;
"einer der weltweit führenden Klarinettenspieler des traditionellen
osteuropäischen Klezmer") und Heiko Lehman (DE; Bass, "einer der
bestbekanntesten Mitglieder der internationalen Jiddisch- und
Klezmerszene") nicht einfacher Durchschnitt ist: So wird "in Frankreich", in das
man aus den Westgebieten des Zarenreiches floh, um nun als freier Jude ein
besseres Leben führen zu können, etwa fröhlich, schwungvoll und
mit vollem Herzen aufgespielt. Selbst Gott lebe besser in Paris. Jeder Tag sei
Purim, das Freudenfest zur Tora fände täglich statt... 101 Anlass zum
Tanzen! Wie für die Juden gilt auch für EKT: Es gibt keine Ankunft,
nur ein Sich-vorwärts-bewegen - schau zurück für den Weg vor
dir! Das ist dem Trio auf eindrucksvolle Weise gelungen.
Matti Goldschmidt
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STAN WEBB / CHICKEN SHACK
Going Up, Going Down - The Anthology 1968 - 2001
(Castle Music/Sanctuary CMDDD948)
Do-CD; 36 Tracks, 155:25; mit Infos
Seit fast 35 Jahren ist Stan Webb mit seiner Band "Chicken Shack" ein fester
Bestandteil der britischen Bluesszene. Diese CD spannt den Bogen von den
Anfängen mit der Pianistin Christine Perfect (... spätere "McVie" bei
Fleetwood Mac ...) bis zum fulminanten 2001er Album "Webb".
Für mich ist Stan Webb der Gitarrist der Balladen und Mid-Tempo-
Stücke - nach "kleinen" bis "mittelgroßen" Konzerten und Festivals
bleiben Songs wie "Lost The Best Friend I Ever Had", "Black Night" und
"The Thrill Is Gone" mit Stan Webbs singender, auch verzerrt immer noch
melodischer Gitarre auf ewig im Gehör.
Bei der Wanderung durch 35 Jahre musikalischer Entwicklung ist (getreu dem
Albumtitel ...) die Songauswahl und auch die Klangqualität mal top und
dann eher flop. Sei's drum, acht ordentliche Live-Aufnahmen, vier Stücke
aus dem 2001er Album, dazu einiges an Infos zur Bandgeschichte und einige rare
und "vergessene" Aufnahmen machen die CD für Fans und Sammler auf jeden
Fall interessant.
Achim Hennes
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MARGARET & MICHAEL DWYER
Na Daoine atá Imithe
(DnD 2000)
16 Tracks, 33:12, mit Infos
Ein wunderschönes Tin Whistle und Gitarren-Album, dessen gälischer
Titel auf deutsch "Den von uns gegangenen" heißt. Es ist der Titel eines
Airs, das Michael Dwyer nach dem Tod seiner Eltern schrieb, - zurück blieb
die siebenköpfige Dwyer-Geschwisterschar, Sprösslinge einer hoch
musikalischen Familie. Allerdings verstarb der 1942 geborene Whistlespieler und
Komponist ("All Ireland"- und "All Britain"-Championship-Gewinner von 1965)
selber im Jahre 1997 unter mysteriösen Umständen.
Seine Schwester Margaret, die ihn auf der Gitarre begleitet und die er immer
gefragt hatte, ob sie seine neuen Tunes "segnen" könne, bevor er sie auf
Kassetten aufnahm, trug diese 16 zarten, luftigen, brillanten Sets als
Erinnerung an ihren Bruder zusammen. Gemastert wurde der "rohe" Sound von Theo
Dahlke im Sandmount Studio.
Dieses sonnige Album, dessen keltische Wurzeln auf der Beara Halbinsel zuhause
sind, ist ein Muss für alle Tin Whistle-Fans und eine Fundgrube für
alle, die in kompositorischer Hinsicht nach Alternativen zu den gängigen
Gassenhauer Tunes suchen.
Elise Schirrmacher
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KOLLEGIUM KALKSBURG
Imma des söwe
(Extraplatte/Off Shore OFF 2005-2/Sunny Moon)
17 Tracks; 61:20; mit Texten
BOHATSCH & SKREPEK
Alles Liebe
(Extraplatte/Off Shore OFF 2006-2/Sunny Moon)
13 Tracks; 45:12; mit Texten
Es täte wirklich nicht schaden, zum Verständnis der beiden CDs das
"Wörterbuch der Wiener Mundart" bei der Hand zu haben. Die Herren Bohatsch
und Skrepek lassen sich ja mit Textblatt-Hilfe noch verfolgen, aber beim
Kollegium Kalksburg streicht der Reichsdeutsche die Segel. Und warum macht's
trotzdem Spaß, dem ganzen Schmäh zuzuhören?
Einmal wegen der Musik: Das Duo zerbröselt den Blues und Jazzakkorde,
lässt sich dabei manchmal verboten viel Zeit bis zum nächsten Ton,
krächzt, ächzt, lechzt. Denn es geht immer um die Liebe, da muss man
sich vor nix schämen. Die E-Gitarre klingt so schmutzig wie mancher
Gedanke, die konzertante Sechsaitige nach dem romantischen Gegenpart. Das
Kollegium befindet sich hingegen musikalisch auf traditionell instrumentierter
Wiener Heimaterde, allerdings mit einem um- und neugedichteten dreigeviertelten
Wienerliedgut, dass der Heurige mit dem nächsten Aufstoßen wieder
nach oben strebt.
Und die Texte der Kollegen? Verbeugungen vor Ernst Kölz und Joe Berger,
aber auch eigene böse Gossenlyrik. Da zeigen sich außer jeder Menge
Mundartperlen sogar zwei Zeilen Hochdeutsch:
"Ein schöner Tag geht nun zu Ende/die leeren Flaschen sprechen Bände."
Das könnte auch von Bohatsch/Skrepek stammen, doch die fluchen lieber:
"Pestilenznvogl varseichte kreidlpische hing'schitte." Also beim nächsten
Wien-Aufenthalt besser darauf achten, in welchem Viertel Du landest.
Volker Dick
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IAN BRUCE
The Naked Truth Vol. 2
(Ruglen Records LUMS CD 0109)
20 Tracks, 75:09, mit engl. Infos
Ian Bruce ist auch dem deutschen Publikum als einer dieser raren Künstler
bekannt, die sich lediglich mit der Kraft ihrer Stimme und ihrer Kompositionen
unvergessen machen können. Was liegt näher, als alles Störende
wegzulassen und sich für eine CD auf dieses Wesentliche zu konzentrieren,
die nackte Wahrheit eben. Das ist musikalisch gemeint, auch wenn Ian das im
Beiheft augenzwinkernd auch optisch umsetzt. Vol. 1 erschien zur Freude seiner
Fans vor neun Jahren, jetzt ist es Zeit für den Nachfolger. Lediglich
Gitarre und Gesang, ein richtiges Live-Konzert, nur das Ian hier
zusätzlich noch seine eigenen Harmonien singt. Bis auf eine Ausnahme sind
die Eigenwerke bereits auf seinen bisherigen CDs erschienen, hinzu kommen ein
paar Übernahmen wie eine a-capella-Version von Stan Rogers genialem Song
"Northwest Passage". Und spätestens, wenn er mit dem Lied endet, dass er
zu seinem ganz eigenen gemacht hat, nämlich "My Eldorado", dann freut man
sich auf das nächste Ian Bruce-Konzert. Denn eines kann natürlich
auch eine überzeugende CD wie diese nicht rüberbringen: seine ganz
spezielle persönliche Aura.
Mike Kamp
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JOEL XAVIER
Lisboa
(Zona Music/Galileo)
10 Tracks, 35:12
Auf "Lisboa" zeichnet der Ausnahmegitarrist Joel Xavier ein aufregendes
Portrait seiner Heimatstadt Lissabon. Ihm gelingt spielerisch die Verschmelzung
unterschiedlicher Stile zu dem, was er als seine persönliche Vision eines
neuen Fado beschreibt. Ausgestattet mit einer kaum vorstellbaren
Virtuosität scheint Xavier in seinen solistischen Ausflügen manchmal
regelrecht zu explodieren. Riskantes, expressives Spiel, das Ecken und Kanten
nicht scheut ist hörbares Merkmal der willentlichen
Grenzüberschreitungen des jungen Portugiesen. Die Gäste auf seiner
neuen Einspielung markieren das musikalische Terrain: Toots Thielemanns, die
Harmonikalegende aus Belgien, als bedeutender Repräsentant des Jazz und
Carlos do Carmo, Fadosänger und einer der bekanntesten Vertreter
traditioneller portugiesischer Musikkultur. "Lisboa" bewegt sich rauschhaft im
Spannungsfeld urbaner Nervosität und der sehnsuchtsvollen
Emotionalität des klassischen Fado. Xavier baut Brücken und er
reißt sie nieder. Tango Nuevo, Flamenco Nuevo, New Musette und jetzt also
"New Fado". Hilflose Begrifflichkeiten, die mehr verschleiern als sie
enthüllen. Die Suche nach den eigenen (musikalischen) Wurzeln und die
Sehnsucht nach Transzendenz ist all diesen visionären Projekten gemeinsam.
Joel Xavier gelingt dies in eindringlichen und mitreißenden Klangbildern.
Mit gut 35 Minuten ist die CD ein wenig kurz geraten. Aber mal ehrlich. Wer
klagt schon über den Teller, auf den mehr gepasst hätte, wenn er
wirklich satt geworden ist.
Rolf Beydemüller
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GLOBAL KRYNER
Global Kryner
(BMG 82876 60632 2)
12 Tracks, 43:03, mit Infos
Auf die Frage "Was hörst du denn so für Musik?", konnte ich bislang
antworten "Alles außer Oberkrainer", das war gestern. Heute gibt es die
Global Kryner, und glaubt mir, alle, die ihr wie ich bislang vom
Musikantenstadl in die Flucht geschlagen wurdet, ihr werdet diese Scheibe
lieben! Ob der Discoschnalzer "Funky Town" oder Madonnas "Like a Virgin"
"verkrainert werden", man möchte seinen Ohren kaum trauen. Die
Originalität der Idee stand außer Frage, aber dass die CD
dermaßen genial klingt, ist einfach unglaublich. Das nämlich ist das
eigentliche Besondere an der CD, dass man sich die Globak Kryner, wenn das
erste Gelächter verschollen ist und man den wundervollen Humor dieser CD
ausgekostet hat, trotzdem noch heimlich zu der CD greift, sie wieder und wieder
hört und sich selbst dabei ertappt, diese Musikfarbe zu mögen. Das
kann ich dieser Band nicht verzeihen, die übrigens aus heimlichen
Größen der österreichischen Jazzszene besteht nebst Soul-
Sängerin zum Verlieben. In Österreich sind die Kryner bereits in den
Top 40, in Deutschland wird der Durchbruch nicht zu verhindern sein. Kauft auf
keinen Fall diese Platte, ihr werdet ohne Gegenwehr verkrynert!
Chris Elstrodt
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SANDY LOPICIC ORKESTAR
Balkea
(Network 26259/Zweitausendeins)
14 Tracks; 52:51; mit Texten und Infos (dt./frz./engl.)
Hump, macht die Tuba, quetsch, das Akkordeon, pling, das Klavier. Die ersten
Töne klingen, als ob sich eine Lumpenkapelle nach Mitternacht betrunken
nach Hause schleppte. Doch dann heißt es festhalten. Der
fünfstimmige Bläsersatz setzt ein, die Sängerin legt los und von
da an steigert sich das Arrangement ins Aberwitzige, Atemberaubende,
mündet in einen überblasenen Hot Jazz, zu dem eine Klarinette ein
wildes Solo wirbelt. Diese Arrangements! Einfach bestechend! Mehrstimmiger
Gesang, brillante Soli, extreme Temposteigerungen - die 14 Musiker aus
verschiedenen Teilrepubliken Ex-Jugoslawiens, angeführt vom weiblichen
Gesangtrio und dem Pianisten Sandy Lopicic, mischen aufs Vortrefflichste Balkan
und Jazz. Gypsy-Soul auf dem Höhepunkt der Kunst!
Frank Schuster
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BILL JONES
Two Year Winter
(Brick Wall Music BRICK005CD)
12 Tracks, 43:17, mit Texten
Die junge Engländerin Bill (bzw. Belinda) Jones begeisterte dieses Jahr
die Zuhörer in Rudolstadt mit ihren ungekünstelten Interpretationen
vorwiegend traditioneller Lieder. Genau das ist auch auf dieser CD zu
hören, nur eine Idee komplexer arrangiert. Zusätzlich bekommt sie zu
ihrem Piano und Akkordeon Unterstützung von Gitarre, Bass, Flöte,
Violine, Percussion oder Flügelhorn.
Momentan hat für Bill der Nachwuchs eindeutig Priorität. Diese
ruhige, ganz dezent keltisch klingende und durch ihre Unaufdringlichkeit
überzeugende CD aus dem Jahre 2003 dürfte daher für eine Weile
ihre Visitenkarte bleiben. Bill Jones mag nun eine engagierte Mutter sein, ihr
Talent für die Interpretation und das Arrangement (nicht nur)
traditioneller Lieder jedoch wird irgendwann wieder die Oberhand gewinnen.
Darauf kann man sich freuen.
Mike Kamp
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MARKSCHEIDER KUNST
Na Svyazi
(Virgin/ EMI)
Promo-CD, 14 Tracks + hidden tracks, 66:21
Schon etwas länger auch auf dem deutschen Markt erhältlich ist der
letzte Wurf der St. Petersburger Ska-Rocker Markscheider Kunst "Na Svyazi".
Nach Erscheinen zu Jahresbeginn in Russland, wurde auch diese Platte (wie schon
der Vorgänger Krasivosleva) von EMI im Mai für den europäischen
Markt lizensiert.
In gewohnter Manier verbraten die Herren, von denen sich einige
Bergbauingenieure (alte Bezeichung Markscheider) nennen dürfen, Ska,
Rumba, Son, Salsa, Cumbia, Reggae, Funk und Rock und klingen inzwischen
zumindest in der CD-Produktion etwas fein geschliffener und braver. Ihr Hang zu
Latinsounds und afro-karibischen Klängen ist auf "Na Svyazi" deutlich
ausgeprägter, wenngleich der kongolesische Sänger Selenge Makangila
(aka Serafim) inzwischen leider in der Band fehlt. Zur aktuellen CD steuerte er
allerdings noch seine Sangeskunst bei. Ansonsten ein feines Gute-Laune-
Scheibchen, das mal wieder zeigt, dass man in den ehemaligen Sowjetrepubliken
keineswegs nur auf der Balalaika spielt. Ach ja, und auch diese Platte zeigt,
dass es sich manchmal wirklich lohnt, auch nach dem Outro den CD-Player weiter
seine Runden drehen zu lassen.
Claudia Frenzel
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PEDRO JÓIA
Jacaranda
(Zona Musica 00123/Galileo)
11 Tracks; 42:31; mit Texten
Der portugiesische Gitarrist Pedro Jóia setzt sich gerne fremden
Einflüssen aus und macht dabei alles richtig. In Andalusien studierte und
arbeitete er mit Paco Pena, Gerardo Nunez und Manolo Sanlúcar - den
Cracks der Flamenco-Gitarre also. Auf Jacaranda kontrastiert seine
Flamencogitarre mit den Stimmen von acht Stars der Música Popular
Brasileira. Dazu schuf Pedro Jóia mit der Unterstützung des Poeten
Tiago Torres da Silva, der schon mit der Sängerin Ne Ladeiras
zusammengearbeitet hat, elf Stücke zwischen Kunstlied und
Populärmusik, darunter zwei Instrumentals. Das Resultat hört sich
jede Sekunde überzeugend an. Wer den brasilianischen Sängerinnen und
Sängern oft vorwirft, in Popsülze zu versinken, wird hier davon
überrascht, wie stark diese Stimmen in der entschlackten Begleitung von
Gitarre, Kontrabass und Perkussion strahlen. Müsste ich eine Auswahl
meiner Lieblingstücke dieser CD treffen, wären das vielleicht das
sanfte, von Ney Matogrosso lediglich zur Gitarrenbegleitung vorgetragene
"Duas nuvens", das wunderschöne "A cor do canto" mit der zerbrechlichen
Stimme von Daniela Mercury oder das kraftvolle, von Elba Ramalho gesungene
"Tambor dos ateus". Ach ja, und wie könnte man diese Musik katalogisieren?
Als wunderschöne Lieder zwischen Brasilien, Portugal und Spanien, getragen
von ausdrucksvollen Stimmen und einer exzellenten (Flamenco)-Gitarre
vielleicht? Wie auch immer, dieses Album wird sich noch oft in meinen CD-Spieler
einschleichen.
Martin Steiner
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DIVERSE
The Music Of Wales - The Folk Collection
(Sain SCD2459)
16 Tracks, 63:47
DIVERSE
Telyn Y Celt - Trad Harps
(Sain SCD2397)
18 Tracks, 61:11
Wenn es ums öffentlichkeitswirksame volksmusikalische Profil geht, dann
steht unter den sog. keltischen Ländern Wales ganz klar hinter Irland,
Schottland und der Bretagne, eventuell sogar Galizien. Völlig zu Unrecht,
wie diese Zusammenstellung der wichtigsten walisischen Plattenfirma Sain
beweist. Die dortige Szene hat alle Zutaten, die eine lebendige Folkmusik
braucht: u.a. Pioniere (Ar Log), Modernisierer (Gwenno), Singer/Songwriter (Bob
Delyn) und eine überaus brillante Supergruppe (Crasdant). Nur ist das
hierzulande kaum bekannt, aber dafür gibt es seit dieser CD angesichts
engagierter Mailorderfirmen oder aber dem Internet keinerlei Entschuldigung mehr.
Die Harfe ist ein typisches Instrument in den oben erwähnten Ländern
und deren profilierteste Künstler dokumentiert der zweite Sampler ebenso
wie die verschiedenen Arten wie Triple Harp, elektrische Harfe oder die
Besaitung aus Stahl oder Darm. Mehr Informationen wären sicherlich
sinnvoll gewesen, aber dennoch gilt zumindest musikalisch: Wenn Sie vorhaben,
sich in Ihrem Leben nur eine einzige Harfen-CD zuzulegen, "Trad Harps"
wäre eine gute Wahl.
Mike Kamp
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KROKE
Quartet - Live at Home
(Oriente Rien CD 48)
10 Tracks, 71:57
Im Oktober letzten Jahres gab die Gruppe in ihrer Heimatstadt Krakau ("Kroke"
in jiddischer Sprache) aufgrund der großen Nachfrage gleich zwei (Gratis-)
Konzerte, mit denen man sich nach intensiven Auslandstourneen bei ihren
einheimischen Freunden bedanken wollte. Insgesamt sechs Alben hat Kroke, die
übrigens am TFF 1999 teilnahmen, mittlerweile innerhalb von acht Jahren
eingespielt - davon mit dem vorliegenden das zweite als Live-Mitschnitt. Nach
wie vor stammt das Gros der Kompositionen aus der Feder von Tomasz Kukurba
(Bratsche, Flöte u.a.), wie immer begleitet von Jerzy Bawol (Akkordeon)
und Tomasz Lato (Bass). Neu in der Gruppe, und deshalb der Albumtitel "Quartet",
ist Tomasz Grochot (Perkussion). Wenngleich Kroke jetzt durchaus reifer und
geschliffener klingt, so ist es aus Sicht des Rezessenten nach wie vor
störend, neun von zehn Titeln in englischer Sprache vorgesetzt zu
bekommen, etwa "Usual Happiness". Gerade bei rein instrumentalen Stücken
besteht für eine jüdisch-polnische Gruppe hierfür überhaupt
keine Veranlassung, versteht man sich doch als
"Zeugnis einer neuen polnischen Kultur". Dennoch ist das Album ein
abwechslungsreicher Querschnitt aus dem bisherigen Schaffen Krokes.
Matti Goldschmidt
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JOSÉ PEIXOTO
Aceno
(Zona Musica ZM00119/Galileo)
12 Tracks; 58:36
Ein CD-Cover sollte ein Abbild des dahinter eingeklemmten Silberlings sein. Bei
"Aceno" trifft das hundertprozentig zu. Eine klare Schwarzweißfotografie
zeigt den Gitarristen der Gruppe Madredeus auf seiner achtsaitigen Gitarre.
Sein Gesicht ist nur zur Hälfte sichtbar. Die Augen sind geschlossen. Die
klare Linie der Gitarre und die grauen Haare des Künstlers kontrastieren
scharf mit seinem dunklen Hemd und dem schwarzen Hintergrund. Unter dem Namen
des Künstlers finden sich klein die Namen der Gäste auf dieser CD,
die beiden Sängerinnen Manuela Azevedo und Filipa Pais sowie der Gitarrist
Ralph Towner. Der wiederum veröffentlicht seine Aufnahmen bei ECM. Genau
dort hätte Peixotos Werk auch hingepasst. Seine Stücke sind ruhige
Skizzen zwischen Jazz und neuer ernster Musik mit portugiesischen Anleihen.
Zusätzliche Akzente setzen der Kontrabassist Mário Franco und der
Perkussionist José Salgueiro. Sie alle schaffen eine eigene,
geschmackvolle und überraschende Klangwelt, die ein genaues Zuhören
erfordert.
Martin Steiner
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RICHARD & LINDA THOMPSON
I Want To See The Bright Lights Tonight
(Island Remasters / Universal IMCD 304 / 981 790-7)
13 Tracks, 53:24, mit engl. Infos und Texten
Hokey Pokey
(Island Remasters / Universal IMCD 305 / 981 790-6)
15 Tracks, 52:43, mit engl. Infos und Texten
Pour Down Like Silver
(Island Remasters / Universal IMCD 306 / 981 790-1)
12 Tracks, 67:43, mit engl. Infos und Texten
Drei Alben, veröffentlicht in knapp 20 Monaten von April
'74 bis November '75, - Richard und Linda Thompson müssen in einer extrem
kreativen Phase ihrer Karriere gewesen sein. Richard, für viele der beste
britische E-Gitarrist und Verfasser ebenso grandioser wie pessimistischer
Lieder und Linda aus Glasgow, "rock's best women singer", das war eine einmalige
Kombination. Hinzu kamen Musiker wie Squeezebox-Meister John Kirkpatrick oder
Richards Kumpane alter Fairporttage wie Simon Nicol, Dave Pegg oder Dave
Mattacks. Jede Menge Thompson-Klassiker wie das oft gecoverte
"Down where the drunkards roll", "Never again" mit Linda Thompson in vokaler
Höchstform oder "Dimming of the days/Dargai", wo RT Scottish Dance Music
auf der akustischen Gitarre zelebriert. Alles digital remastert und mit jeweils
3-5 bislang unveröffentlichten Bonustracks aus eben jenen Jahren, das
ergibt natürlich ein Muss für Fans der Thompsons speziell und des
britischen Folkrocks generell. Aber auch Neufolkies finden hier eine spannende
Antwort auf die Frage: "Wie hat das denn damals vor 30 Jahren geklungen?"
Mike Kamp
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