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TARAK NATH MISHRA / KESHAVA RAO NAYAK
Varanasi Concert

(FragmentRecordings cdfrag 001))
4 Tracks, 60:59, mit Infos (dt./engl.) und Fotos

Die im indischen Staat Uttar Pradesh gelegene Stadt Varanasi dürfte hierzulande besser unter dem Namen bekannt sein, der ihr von der englischen Besatzungsmacht zugeteilt wurde: Benares. Schon früh entwickelte sich die Stadt am Ganges nicht nur zu einem spirituellen, sondern auch zu einem musikalischen Zentrum. So ist die Geburtsstadt Ravi Shankars bis heute ein lebendiger Umschlagplatz für musikalische Traditionen von Ost nach West geblieben. - Nicht weit vom Dasashwamedh Ghat (dort, wo weiße Steinstufen die Pilger direkt ins Wasser des heiligen Flusses führen), liegt ein eher unscheinbares Gebäude mit auffällig blauer Tür: das "International Music Centre". Hier, wo so unterschiedliche Menschen wie George Harrison, Alain Danielou oder auch Günther Paust ihre ersten Erfahrungen mit indischer Musik und hinduistischer Philosophie machten, fand am 22.2.2003 das vorliegende Konzert mit Tarak Nath Mishra (Sitar) und Keshava Rao Nayak (Tabla) statt. Auf dem Programm stand der Abendraga "Kervani", den das Duo in gediegener Qualität zu spielen verstand. Eingebunden wurde das Konzert übrigens in eine Art Klanglandschaft: zu Beginn hört man viereinhalb Minuten freudig-erwartungsvolles Publikumsgeplapper, und zum Schluss gut sieben Minuten O-Ton von der nächtlichen Bootsfahrt, die die Konzertbesucher in ihre Quartiere am anderen Gangesufer bringt. Ein hübscher, weil stimmiger Einfall.

Walter Bast

 

TARAK NATH MISHRA / KESHAVA RAO NAYAK - Varanasi Concert


CANTEMIR
Music in Istanbul and Ottoman Europe around 1700

(Golden Horn Records GHP 918-2 / Just Records Babelsberg)
30 Tracks, 72:15, mit engl. Texten

Diese vielschichtige CD durchquert Zeit und Raum: Im Mittelpunkt steht der moldawische Komponist Dimitrie Cantemir, der um 1700 mehr als 20 Jahre in Konstantinopel tätig war. Linda Burmann-Hall spielt Tasteninstrumente und Perkussion und leitet das türkisch-amerikanische Projekt. Der Kemencevirtuose Ihsan Özgen überschritt schon bei den "Bektashi Breathers" und mit holländischen Jazzmusikern die Grenzen der türkischen Klassik, die er auch um eine behutsame, orientalische Mehrstimmigkeit erweitert. Das vierköpfige Ensemble "Lux Musica" komplettiert die Besetzungsliste.

Diese historische Grenzüberschreitung vollzieht sich im zunächst etwas steif anmutenden Stil der "Alten Musik" und in der Strenge der türkischen Klassik ("Sanat"-Musik). Aber im Zusammenklang historischer Instrumente aus Orient und Okzident entsteht eine unerwartete Vertrautheit, die auch das Ergebnis dieses historischen Kulturaustauschs ist. Weitere Anregungen kommen aus den feinen Improvisationen der solistischen Taksims, die zur Zeit Cantemirs aufkamen sowie durch gemeinsame Improvisationen aller Musiker. Ergänzt wird das Repertoire der CD mit moldawischen Tänzen und musikalischen Widmungen zweier bedeutender zeitgenössischer Komponisten: des Amerikaners Lou Harrison und des Türken Yalcin Tura.

Die musikalische Spannweite und die profunde Textbeilage machen diese CD überaus reizvoll.

Birger Gesthuisen

 

CANTEMIR - Music in Istanbul and Ottoman Europe around 1700

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