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MIARY LEPIERA
Soro
(Mimozika 111/Sono)
12 Tracks, 53:24; Texte Madegassisch, Infos Französisch und Englisch
Eine Verwechslung mit dem gleichnamigen Album von Salif Keita ist
ausgeschlossen. Lepiera ist Madegasse, und wie sein Landsmann
D'Gary spielt er seine Gitarre mit open tunings. An D'Garys Virtuosität
soll allerdings niemand gemessen werden, und Lepiera macht auch eine
völlig andere Musik. Er baut nicht auf dem Fundament traditioneller Musik,
sondern er baut sie ein, indem er die Versatzstücke seiner Jugend in einen
mal experimentellen, mal leicht jazzigen, meist aber poppigen Kontext stellen.
Das Konzept geht nicht immer auf, einige Stücke sind nicht Fisch nicht
Fleisch, sind unausgegoren wie das Lied "Taratasy", das mittendrin unvermittelt
einbricht und unbedingt eine originelle Wendung nehmen soll. Andere wiederum
sind von einer bemerkenswerten Frische und geprägt von dem Willen, etwas
Neues zu kreieren. Lepiera hat mit "Soro" ein insgesamt empfehlenswertes und
innovatives Album gemacht. Es sollte ihm gelingen, seiner international
besetzten Band eine corporate identity zu geben, einen Wiedererkennungswert,
den sie bislang nicht hat. Miary Lepiera ist noch nicht angekommen, aber auf dem
richtigen Weg.
Luigi Lauer
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MARIANA RAMOS
Bibia
(Lusafrica 09406-2/ Sunny Moon)
12 Tracks, 47:55, mit kapverdischen, engl. und frz. Texten
Neben Cesaria Evora sollte man sich als Fan kapverdischer Musik unbedingt auch
den Namen Mariana Ramos merken. Zwar erblickte die junge Dame unter Senegals
Sonne das Licht der Welt, aber eigentlich ist sie ein Kind der Insel Sâo
Vicente, denn von dort stammen ihre Eltern. Ihr Vater war in der alten Heimat
ein bekannter Gitarrist, und so wuchs sie auch im Exil wie
selbstverständlich mit den kapverdischen Rhythmen auf. Nach musikalischen
Streifzügen durch diverse Musikwelten von Edith Piaf über Ella
Fitzgerald bis hin zu Rickie Lee Jones besann sie sich auf ihre Wurzeln.
Seitdem schlägt ihr Herz wieder stärker für die Musik aus
Kindertagen: für die wehmütige Morna, die Coladeira und die
leichtfüßige Funana. Allerdings peppt sie die traditionellen
Rhythmen mit Jazz- und Brasil Sound auf. "Bíbía" ist das zweite
Soloalbum der ausdrucksstarken Afrikanerin, und auch diesmal hat sie zahlreiche
hochkarätige Musiker an ihrer Seite, die mit Cavaquinho, Saxofon, Geige,
Bass, Klavier, Percussion und Gitarre einen eingängigen Sound erzeugen.
Ano Nobo, Manuel de Novas, Teofilo Chantre und Toy Ramos zeichnen sich für
die Kompositionen zuständig, aber eindeutig die Hauptrolle spielt die
"Bíbía": Das ist der liebevolle Spitzname, den Mariana Ramos
ihrer Großmutter gab und der sie dieses Album gewidmet hat. Eine hart
arbeitende und großherzige Frau, die die Großfamilie zusammen hielt
und doch mit ansehen musste, wie ihre Kinder auf der Suche nach Arbeit die
Heimat verlassen mussten.
Suzanne Cords
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DABY TOURE
Diam
(Realworld CDRW 121/Virgin)
Promo-CD, 13 Tracks, 51:32
Am Anfang stand die Band Touré Kunda, die mit ihrem Stil international
erfolgreich war. Dann kamen die Söhne an die Reihe, Touré-
Touré schmirgelten senegalesischen Afro-Pop für die Dancefloors der
Welt zurecht. Und nun Daby Touré, die eine Hälfte von Touré-
Touré, als Solokünstler. Musik wie gehabt? Denkste! Daby ist ein
exzellenter Akustik-Gitarrist und Singer-Songwriter, der dem Format eines Lokua
Kanza kaum nachsteht. Fernab von der üblichen Schlagzeug-Gitarre-Bass-
Besetzung schafft Daby Touré eine luftige Atmosphäre, in der seine
Fingerpicking-Gitarrenlicks sich ausperlen können und seine Stimme
ungestört durch den Raum gleitet. Tourés Gesang vermag nicht in
allen Lagen zu überzeugen, dafür ist er in einigen Frequenzbereichen
von bemerkenswerter Präsenz. Die eine oder andere schmissige Hookline wird
effektvoll vom Chorgesang mitgetragen, der blitzsauber gesetzt ist. Die Grenze
zum Schmalzigen wird an wenigen Stellen gestreift, aber nie überschritten.
Diam ist ein feines Stück afrikanischer Liedermacher-Kunst und ein
schönes Beispiel dafür, dass dieses Genre mit Inhalten aufwarten
kann, ohne in triefendem Verdruss zu ersaufen oder sich in Ein-Mann-eine-Gitarre-
ein-Lied zu erschöpfen.
Luigi Lauer
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KHALED
Ya-Rayi
(Universal 98229385)
Promo-CD, 12 Tracks, 53:54
Ein Album zum Unkrautjäten: Entfernte man die Hälfte der
Bestandteile, kämen aus einem Dickicht von Sounds hübsche Blüten
zum Vorschein. Viele Tracks sind überladen, zu dicht arrangiert und
überproduziert. Man hört den Beteiligten vier Produzenten (Don Was,
Philippe Eidel, Jacob Desvarieux, Farid Aouameur) den Spaß an der Arbeit
an, wenn sie zum Beispiel im Lied "H'Mama" einen Brassband-Sound im Hintergrund
pumpen lassen oder in "Ensa El Hem" ein Akkordeon mit ausgereiztem Stereo-
Effekt zwischen den Lautsprechern hin- und herspringt. Doch wird zum Beispiel
der Tatsache, dass Mensch zwei Ohren hat, über Gebühr Rechnung
getragen, das Ergebnis ist zu oft Musik-Ping-Pong. Fünf Jahre hat man an
dem Album gewerkelt, und man hätte gut daran getan, in einem sechsten Jahr
die Hälfte der Arbeit der vorherigen fünf zu eliminieren. "Ya-Rayi"
wird dennoch erfolgreich werden. Das Songmaterial ist überzeugend, es
strotzt von netten Einfällen, Khaleds Stimme ist nach wie vor
beeindruckend, und vielleicht reduziert sich das durchweg tanzbare Album ja
durch den Filter der schwofenden Fangemeinde auf seine wesentlichen
Qualitäten. Und die sind, bei aller Kritik, wirklich vom Feinsten. In
Sachen Rai-Pop bleibt Khaled die Referenz.
Luigi Lauer
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