backRezensionen Europa


SHOW OF HANDS
The Path

(Hands On Music HMCD18)
16 Tracks, 45:45

Country Life

(Hands On Music HM19)
Do-CD, 13 Tracks, 55:31, mit Texten, 2. CD enhanced

Grandios, was die beiden Herren aus dem Südwesten Englands auf ihren neuen Werken bieten! Zum einen eine Instrumental-CD namens "The Path", eine musikalische Reise entlang dem South West Coats Path, einem sehr empfehlenswerten Küstenwanderweg. Und auf der CD Nr. 2 nicht nur im Titelsong "Country Life" einen realistischen Blick hinter die hübschen Postkartenmotive der sanften englischen Hügel und die malerischen Dörfer. Wegen familiärer Bande kann ich bestätigen: Das richige Leben dort tendiert mindestens so häufig Richtung Hölle denn Himmel wie in der Stadt. Aber ihre Heimat ist nur ein Teil der Lieder mit den Ohrwurmmelodien. Steve Knighley und Phil Beer bearbeiten traditionelle Lieder, singen über ihr Leben als Musiker oder schreiben Songs, deren Simplizität nur noch von ihrer Effektivität übertroffen wird. "I promise you" ist so ein Beispiel. Die 2. CD mit Videos und Bildschirmschoner empfinde ich eher als nicht notwendige, aber willkommene Beigabe. Show Of Hands-CDs sollten generell in keiner vernünftigen Sammlung fehlen, das gilt jedoch besonders für "Country Life".

Mike Kamp

 

SHOW OF HANDS - The Path

SHOW OF HANDS - Country Life


GERALDINE MACGOWAN BAND
Somewhere Along The Road

(GER 014, geraldinemacgowan.com)
11 Tracks, 45:07, mit Texten

Allein schon für die beiden atemberaubenden und selbstkomponierten Reels von Track 3 lohnt sich dieses erste Album der Band mit und um die irische Sängerin Geraldine MacGowan: Hier flötet der Komponist Brian O'Connor, Ex-Oisín-Mitglied und Sohn des berühmten Flötisten Dessie O'Connor. Dieses Feuerwerk an Verzierungsreichtum und stilistischer Eigenwilligkeit mündet in die traditionelle Ballade "Go From My Window", bei der MacGowans Stimme so samtig glänzt, wie das Fell einer schwarzen Katze, deren Schnurrhaare langsam grau werden. Geschmackvolle Akkorde zupft dazu der momentan wohl beliebteste Sligo-Gitarrist Shane McGowan, während Piano und Bodhran vom nebenbei auch noch hervorragend flötenden Dubliner Jungblut Eamonn de Barra stammen, Gewinner des "Young Musician of the Year Award 2002".
Zeit und Gelassenheit prägen die Eleganz dieses Sternchen-Albums, auf dem sich MacGowan wie schon auf ihren vorigen drei Soloalben nicht nur vor traditionellem Liedgut verbeugt, sondern auch vor zeitgenössischen Songwritern. Höhepunkt in dieser Hinsicht ist ihre sonnige Interpretation von Kieran Halpins Song "Back Smiling Again".

Elise Schirrmacher

 


LANDLUFT
Steirisch und modern

(Extraplatte EX 573-2/Sunny Moon)
14 Tracks, 45:41, mit Texten

Eine groovende akustische Gitarre gibt ein Riff vor, dann setzten ein jazziger Bass, eine Maultrommel und eine Fujara ein, dazu Mouthmusic. Was zum Henker ist das? Logo: Landluft!
Beim dritten Stück ertönt ein Intro auf akustischer Gitarre, Slide-Gitarre, Akkordeon und Bass, das auch einem Jackson Browne gut zu Gesicht stünde. Dann ertönt der Song "Volle Kraft", gesungen von Oliver Podesser. Dieser österreichische Musiker und Singer/Songwriter hat sich in den 90er Jahren mit der legendären Folkband Graymalkin einen Namen als Verfasser exzellenter Songs gemacht. Auch in seiner neuen Gruppe schaffen seine in steirischer Mundart gesungenen Texte den Spagat, gleichzeitig unglaublich poetisch wie persönlich und dabei trotzdem auch politisch zu sein, und außerdem viel Freiraum für eigene Interpretation der Texte zu lassen. Dazu kommt eine gefühlvolle Stimme und eine Instrumentierung, die anfangs mehr nach Westcoast als nach Alpenland klingt. Die Podesser-Songs werden umrahmt von einem traditionell alpin klingenden Walzer, einem meditativ beginnenden und sich langsam entwickelnden Czardas, gefolgt von einem meditativen Jodler, dem ein afrikanischer Rhythmus und ein Ladysmith-Black-Mambazo-Chorgesang folgt. Es überrascht nicht wirklich, dass ein Hiphop-angehauchtes Stück folgt oder ein strikt traditionell alpines Volkslied, ehe die CD mit der originellen Komposition "Landluft" schließt.
Ganz groß!

Ulrich Joosten

 

LANDLUFT - Steirisch und modern


KARINE POLWART
Faultlines

(Neon Productions NEONCD005)
11 Tracks, 42:56, mit Texten

Die Karine Polwart mit der Battlefield Band und besonders die mit Malinky vergessen wir jetzt mal ganz schnell. Das hier ist nämlich Polwart solo und das ist gleichbedeutend mit: ganz anders. Naja, fast ganz anders, denn eine Konstante gibt es auf jeden Fall: Karine Polwart schreibt seit geraumer Zeit so ziemlich die intelligentesten Songs jenseitig des Ärmelkanals. Auch auf dieser CD sind die Texte eine Freude für's Gehirn und die Melodien und die Stimme sind eine Wohltat für die Ohren. Wirklich ganz anders jedoch ist die Interpretation der Lieder: E-Gitarre und Drums (manchmal), E-Harfe, jazzige Elemente, Rock und manchmal tatsächlich auch Folk. Vor allem ist es unmöglich, Karine Polwart in eine Schublade zu stecken. Der beliebte Vergleich: Klingt in etwa wie XY, das klappt nicht, denn die Dame klingt einfach nur wie ... wie Karine Polwart und das ist ein riesiges Kompliment. Eine Warnung nur: Diese CD zählt zu der Sorte der Langsamwachsenden. Beim ersten Hören ist man enttäuscht, beim dritten irritiert, beim fünften interessiert und ab dem siebten Hören ist man fasziniert. Von Karine Polwart wird noch einiges zu hören sein und ich freu mich drauf.

Mike Kamp

 

KARINE POLWART - Faultlines


DAVID HOPKINS
Parallel Horizons

(Keltia RSCD 261)
15 Tracks; 76:08; mit Infos

Ein irischer Weltenbummler veröffentlicht sein Tagebuch auf einem bretonischen Label ohne deutschen Vertrieb. Diese CD wird keiner kaufen. Das sollte man aber, denn was der Multiinstrumentalist David "Hopi" Hopkins hier auffährt, ist kaum zu fassen. Zwei Dutzend Mitmusiker von Bassist Alain Genty bis zum Fiddlewunder Gerry O'Connor sind die Akteure in einem musikalischen Film, der das Kopfkino auch beim wiederholten Hören auf Reise schickt. Gleichgültig, ob Hopkins die Parallele von tibetanischen Mönchen zu irischen Sean-Nos-Gesängen zieht oder einen Jig mit indischer Klangfarbe schmückt, David Hopkins sieht die Welt durch seine irische Brille und dadurch passt selbst auf den Philippinen eine Concertina, so wie die Bodhran ein archaisches Instrument der Inca zu sein scheint. Trotzdem ist diese CD auch klar eine bretonische CD, was deutlich wird, wenn man sich die Namen der Mitmusiker auf der Zunge zergehen lässt. File under Irish, Breton oder Worldmusic, "Parallel Horizons" passt in jede Folkschublade. Definitiv wäre das die Scheibe für den Preis der deutschen Schallplattenkritik, sie müsste nur noch in Deutschland auf den Markt kommen.

Chris Elstrodt

 


MOSES WIGGINS
Troubadour - The Songs of Bob Dylan

(Brambus Records Records 200489-2)
16 Tracks, 62:26, mit ausführlichen engl. Infos

"Like a Rolling Stone", "All along the Watchtower", "Girl from the North Country" - ein komplettes Album mit Dylan-Songs? Während ihr Autor selbst nicht müde wird, ohn' Unterlass in immer neuen, meisterhaften und gewiss nicht zu überbietenden Versionen immer wieder selbst seinen Daumen darauf zu halten? Was da scheint, als könne man eigentlich nur daran scheitern, haben Moses Wiggins aus England gewagt - und einen sauberen Treffer damit gelandet. Einmal quer durch die Karriere des "Spokesman" seiner Generation musizierten sie sich und erweisen sich dabei als ebenso vielschichtig wie kompetent: Klassiker wie die eingangs erwähnten ergänzen sich glänzend mit weniger bekannten Stücken wie "Time passes slowly", "Sweetheart like you" oder "Groom's still Waiting at the Altar", das stilistische Spektrum reicht spielend von mittelalterlich angehauchtem Folk ("You're a big Girl now") bis erdigem Bluesrock ("Leopard-Skin Pill-Box Hat"), der Ton ist so natürlich, unangestrengt und gelassen wie er wohl nur sein kann, wenn Musiker seit langer Zeit tun, was sie tun - und dies entsprechend lieben. Dazu trübt bei aller charakterlichen Eigenständigkeit der Interpretationen keinerlei übertriebene Ambition den rundum angenehmen Gesamteindruck, Ausdruck einer Bescheidenheit, die ebenso sympathisch ist wie schlau: Nur wer sich der Unantastbarkeit der Unantastbaren bewusst ist in seinem Metier, kann ihnen auch nur in die Nähe kommen ...

Christian Beck

 

MOSES WIGGINS - Troubadour - The Songs of Bob Dylan


THE McCALMANS
Tangled Web

(MACS005)
16 Tracks, 51:16, mit Infos und Texten

Die ichweißnichtwievielte CD der Macs mit der vertrauten Mischung aus Humor, Politik und all dem Anderen, die Betonung liegt auf der bekannten Mehrstimmigkeit und die Lieder stammen aus dem Hier und Jetzt, ohne jemals innovativ zu sein. Nichts Neues also aus Edinburgh? Könnte man meinen, stimmt aber nicht ganz. Das Trio ist nicht mehr bei Greentrax, sie veröffentlichen auf dem eigenen Label und nehmen im eigenen Studio in Lasswade auf, der "Neue" Stephen Quigg hat sich nun völlig integriert und der Gruppendienstälteste und Namensgeber Ian McCalman steuert eine rekordverdächtige Anzahl von fünf Liedern bei. Die unkaputtbaren Schotten werden mit dieser CD keinen neuen Fan gewinnen, aber der Ansatz für alte wie neue Fans ist eh ein anderer: Konzert besuchen, begeistert sein, CD kaufen. So funktioniert's garantiert!

Mike Kamp

 

THE McCALMANS - Tangled Web


KRAUKA
Stiklur

(Musikpres MPCD 24)
16 Tracks, 40:02

Auf Dänisch und Altnordisch singen Krauka die alten Gottheiten an, und wer sich die drei Herren auf dem Foto ansieht, hat gleich den Verdacht, dass sie das alles nicht so ganz ernst nehmen. So singen sie auch - d. h, singen können sie eigentlich nicht, aber das gleichen sie aus durch ungeheure Freude an der Sache, und durch gewaltigen Einfallsreichtum, was die Instrumentierung angeht. So klingen die Anrufen von Odin & Co mal flämisch wie weiland Rum, mal wie Liederjan um 1980, mal nach Klezmer und mal nach Binioù Kozh, und selbst das uns bekannte "Auf einem Baum ein Kuckuck saß" wird zur höheren Ehre Valhallas eingespannt. Die Spielfreude, die die drei Krauka-Mannen entwickeln, greift sehr bald auf die Zuhörerin über, wunderbare CD, wirklich, nur sollte ihnen mal jemand sagen, dass ein paar Infos immer gern gesehen werden, wo z.B. haben sie die als "Trad" ausgegeben Stücke her (etwa die Hälfte, der Rest ist selbst komponiert).

Gabriele Haefs

 

KRAUKA - Stiklur


THOMAS DYBDAHL
... that great October Sound

(Glitterhouse GRCD 608 / Indigo)
12 Tracks,51:17, mit ausführlichen engl. Infos

Dass " ... that great October Sound" in Norwegen, wo Thomas Dybdahl herkommt, bereits 2001 veröffentlicht und ein Erfolg wurde, ist schon mal gut: Kaum etwas braucht die Welt noch weniger als ruckzuck gehypte Massenware, an die sich nach drei Wochen schon niemand mehr erinnert! Ohnehin fallen die musikalischen Pastelle des 26-Jährigen eher ins Zeitlose, gewissermaßen klassisch Singer/Songwriterhafte: nur ein Hauch von Rock'n'Roll, etwa in der Sonnenbrille auf dem Cover - hinter den Posen dagegen ein Seelchen von Mann, gefühlig, auf sanft folkigen musikalischen Pfoten. Die Souvenirfotos im Inlay zum Peace-Zeichen arrangiert, das Mädchen, von dem er im Titeltrack singt, zur Madonna verklärt, an der sogar ihre Unbarmherzigkeit, Unruhestifterei und Unerträglichkeit anbetungswürdig gewesen seien, Hauptsache echt, weil ein Echo des Klangs all der Dinge, die da kommen würden. Überhaupt Klang: Von Verstehen käme Toleranz, sagt unser kleiner Poet im Booklet, und er glaube, dass Musik uns auf mannigfaltige Weise helfen kann, zu verstehen, was auf den ersten Blick unbegreiflich scheine. Und relativ unbeschreiblich, wäre an dieser Stelle trefflich hinzuzufügen. Man solle nur genauer hinschauen. Und hinhören. Es gibt einiges an Stimmungen zu entdecken, die in der brüllenden Musiklandschaft da draußen sonst womöglich ungefühlt blieben ...

Christian Beck

 

THOMAS DYBDAHL - ... that great October Sound


XOSE MANUEL BUDIņO
Zume de Terra

(Boa/Galileo 10002034)
12 Tracks, 56:37, mit Texten

Bei Folkfans hat sich Galizien schon lange vor dem Tankerunglück der "Prestige" oder dem Pilgerboom nach Santiago de Compostella einen Namen gemacht. Musiker wie Mercedes Peón oder Carlos Nuņez haben nicht nur die galizische Sprache, sondern auch die wilde Folkmusik aus dem grünen Nordwesten Spaniens mit seinem ekstatischen Tambourin (Pandeiro) und dem melancholisch-hypnotisierendem galizischen Dudelsack Gaita weit über die Grenzen Spaniens hinaus getragen. Xosé Manuel Budiņo spannt mit seiner Gaita und den klug ausgewählten Gästen mühelos den Bogen ins seelenverwandte Schottland (Capercaillie), ins benachbarte Portugal (Julio Pereira), zu den Kapverdischen Inseln (Sara Tavares), bis nach Brasilien (Lilian Vieria von Zuco 103). Dazu werden Feldaufnahmen des amerikanischen Musikologen Alan Lomax, eine Audio-Postkarte des bekannten galizischen Künstlers Alfonso Castelao, sowie Berichte des auslaufenden Öltankers Prestige eingespielt. Leider unterlegt Budiņo oft die betörenden Sequenzen seiner Gaita mit monotonen Breakbeats. Dabei klingt die Musik ohne elektronische Tricks eindeutig am besten. Ein interessantes und schönes Album dieser von Budiņo selbst produzierte "Saft der Erde", so eigenwillig wie das grüne Land am "Ende der Welt".

Angela Isphording

 

XOSE MANUEL BUDIņO - Zume de Terra


THE NEW SCORPION BAND
The Downfall Of Pears

(Eigenverlag NSB 03)
10 Tracks, 59:06, mit ausführlichen Infos

Das Lob der englischen New Scorpion Band sang ich bereits im Folker! 6/02 anlässlich ihrer CD mit Weihnachtsliedern. Das gilt eins zu eins für ihre neue CD: Überzeugender Gesang, kräftige Harmonien und vor allem ein sehr breites Instrumentarium mit vielen Blasinstrumenten (speziell beim Titelstück), mit denen die meist traditionellen Stücke interpretiert werden. Und sehr englisch klingen sie auch, ohne daraus allerdings eine Religion zu machen. Schottische Melodien werden wie selbstverständlich gespielt (oder verenglischt) und dann ist da noch ein Erlebnis für sich: Die über 13minütige, traditionelle Ballade "Lord Bateman" wird aus inhaltlichen Gründen teilweise sehr türkisch eingefärbt. Bei solcher Kraft und Flexibilität fragt man sich doch: Warum nur mangelt es der englischen Musik (im Gegensatz zur schottisch/irischen) an Anerkennung?

Mike Kamp

 

THE NEW SCORPION BAND - The Downfall Of Pears


THEODOR BASTARD
Pustota

(Pandaimonium Records)
Promo-CD, 10 Tracks, 52:27, mit Infos und Videotrack

Theodor Bastard (was für ein Name) gehörte bisher für mich nicht ins Repertoire bekannter Klänge aus Osteuropa, obwohl die Gruppe mit diesem Album bereits Nummer sechs auf den Markt bringt. Aber das sollte sich ändern, denn die Band lässt aufhorchen, auch wenn man ihre Sprachen nicht versteht. Die fünfköpfige Formation aus St. Petersburg knüpft an die avantgardistische Musiktradition ihrer Heimatstadt an. Ihr Album "Pustota" bewegt sich irgendwo zwischen erstklassigem Ambient, sanftem TripHop, mystischen Folkloreklängen und osteuropäischer Sentimentalität - zwischen Dead Can Dance, Massive Attack und Ole Lukkoye. Auch wenn die Musik weitestgehend elektronischen Ursprung hat und sicher auch für Gothic-Fans spannend ist, so verzaubert vor allem die Stimme von Sängerin Yana Veva, die der Mystik der Musik den letzten Schliff gibt. Die Band erzeugt vom ersten bist zum letzten Titel einen Spannungsbogen mit ordentlich Tranceanleihen und dabei ist es letztlich nicht so wichtig, was die textliche Botschaft ist. Für Regenwetter und davon gibt es diesen Sommer ja reichlich, die passende Entspannungsmusik.

Claudia Frenzel

 

THEODOR BASTARD - Pustota


COSTO RICO
El Patio

(Ventilador/Galileo CDA037)
9 Tracks,34:15, mit Texten

Barcelona Mestizo-Fans kennen die zehnköpfige Truppe aus der katalonischen Hauptstadt bereits von den einschlägigen Szene-Samplern "Barcelona Zona Bastarda" und "La Colifata". Auch sonst ist alles beim alten: Produziert wurde das lebendige Erstlingswerk von dem Barcelona-Hans-Dampf-in-allen-Gassen Martin Fuks (ex-Macaco/Ojos de Brujo, jetzt Bar Xino) und auch die Gastmusiker verdienen sonst ihr Bier bei Bar Xino. Kaum verwunderlich also, dass die Musik von Costo Rico (übersetzt: gutes Dope) auch nicht so wahnsinnig anders ist: eine Mischung aus Rumba, Reggae und Ska, ausgeprägte Bläser, schnelle Gitarren. Gut hörbar bei Grillfesten auf dem Hinterhof (Patio) mit einem kühlen Bier. Nicht mehr und nicht weniger.

Angela Isphording

 

COSTO RICO - El Patio


CATHERINE-ANN MacPHEE
Sùil Air Ais - Looking back

(Greentrax Recordings CDTRAX 258/FMS)
13 Tracks, 49:22, mit Infos und gäl./engl. Texten

Catherine-Ann MacPhee von der Hebrideninsel Barra ist eine der gälischen Sängerinnen, die in den 90ern durch das Scottish Folk Festival (kommt es jemals wieder?) vorgestellt wurden. Unvergessen, wie sie a-capella eine vollbesetzte Kölner Philharmonie gälische Lieder singen ließ. Heute lebt sie mit Familie in Kanada, aber durch die Möglichkeiten der Technik trotzdem sozusagen nebenan. Das Gitarren-Ass Tony McManus nahm ihren wunderbaren Gesang auf der anderen Seite des Atlantiks auf und brachte die Bänder nach Schottland, wo er mit einer handvoll Spezialisten wie Wendy Stewart (Clarsach) oder Iain MacDonald (Flute + Small Pipes) für die einfühlsame Begleitung sorgte. Das Resultat: gälische Lieder vom Feinsten, meist traditionell, aber auch z.B. von Calum MacDonald (Runrig).

Mike Kamp

 

CATHERINE-ANN MacPHEE - Sùil Air Ais - Looking back


DIVERSE
Suburban Bucharest - Mahala Sounds from Romania

(Trikont US 0323/Indigo)
Promo-CD, 18 Tracks; 68:22; mit Infos u. Texten (dt./engl.)

Jetzt, wo Gypsy-Musik hip ist, tut ein wenig Nachhilfe gut. Auch wenn der aktuelle Erfolg, angekurbelt vom "Bucovina Club" (siehe FOLKER 01/04), sehr zu begrüßen ist, sollte doch auch Sorge getragen werden, dass die Welle nicht schnell wieder abebbt. Gegen Hype hilft Historizität: Woher kommt, wohin geht die Musik? Wer könnte eine solche Nachhilfestunde besser erteilen als das Münchner Trikont-Label, das Ähnliches schon mit Rebetiko oder Rap aus Afrika geleistet hat. "Suburban Bucharest" beschränkt sich auf ein Zentrum der Gypsy-Musik, die Hauptstadt Rumäniens, vielmehr: auf Bukarests Vorstädte, die "mahalale". Die "tigani" (Roma) sind auch in Bukarest nicht gerade willkommen, wurden und werden aus der City in die Peripherie verdrängt, haben sich aber dort eine lebhafte, stolze Musikkultur aufgebaut. Das Album präsentiert neben den bereits im Westen bekannten Ensembles Fanfare Ciocarlia oder Taraf de Haidouks historische Aufnahmen, die bis ins Jahr 1936 zurückreichen, darunter die Grande Dame der rumänischen Gypsy-Musik Maria Tanase - aber auch moderne Entwicklungen wie den "manea"-Stil, einen an Synthesizer und Beatbox gekoppelten Pop-Hybrid. Einige der Aufnahmen waren hierzulande noch nie zu hören.

Frank Schuster

 

DIVERSE - Suburban Bucharest - Mahala Sounds from Romania


RAPALJE
Die neue CD

(Eigenproduktion)
7 Tracks; 28:27; mit Infos (engl./dt.) und Bildern

Die CD mit einem Pik als Erkennungssymbol und dem schlichten Namen "Die neue CD" stammt von einem niederländischen Trio, das sich und ihre CD urig-rustikal präsentiert. "Rapalje" heißt "Randale", "Aufstand", und Dieb (Geige, Tin Whistle, Gesang), William (Gitouki, Bodhrán, Gesang) und Maceál (Mund- und Ziehharmonika, Bodhrán, Gitouki, Gesang) - mehr an Namen ist nicht angegeben - sorgen zusammen mit dem schottischen Gastmusiker David Myles (Sackpfeifen) für ausgelassene schottisch-irisch-niederländische Folksfeststimmung, wobei die Gitouki eine Eigenerfindung von Maceál ist. Und gerade diese Kombination von inselkeltisch-angelsächsischer Fremd- und niederländischer Muttersprache macht ihr Projekt meines Erachtens besonders erwähnenswert und erinnert mich an Kelpie und Norland Wind, die, wenn auch musikalisch recht anders, ähnliche Brücken bauen. Mit ihren Kilts mögen sie sich schottischer als die Schotten geben, so ist mir als überzeugtem Rockträger (www.rockmode.de) ein solches Auftreten natürlich sympathisch. Und als jemand, der gerne Mittelalterfeste besucht, mag ich auch das auf alt getrimmte CD-Cover (mit beiliegenden Spielkarten, die die Musiker abbilden, zum Sammeln) und die Verbindung von Kelten- und Mittelalterszene, die Rapalje eingeht. Musikalisch lässt sich bestimmt noch einiges verfeinern, aber die Richtung gefällt mir.

Michael A. Schmiedel

 

RAPALJE - Die neue CD


ALLAN HENDERSON
Estd 1976

(macmeanmna SKYECD 24)
12 Tracks, 52:27, mit Infos

Die kleine Firma macmeanmna von der Isle of Skye hat momentan einen extrem produktive Phase und als Spezialisten für gälische Musik zeigen sie z.B. mit vorliegender CD, dass gälische Musik auch völlig ohne Worte auskommen kann.
Auch Allan Henderson aus Mallaig an der Westküste ist dank der Scottish Folk Festivals hierzulande nicht völlig unbekannt. Einmal kam er mit seiner Schwester Ingrid und dann als Mitglied der Blazin' Fiddles. Die Fiddle ist auch sein Instrument,- hätte ich ganz spontan gesagt, aber da in dem eigentlich sehr informativen (und lustigen!) CD-Booklet keine Mitmusikanten gelistet sind, muss ich davon ausgehen, dass Allan Henderson alle Instrumente selber bedient, als da wären zumindest Piano, Whistle, Gitarre, die Pipes plus der Klänge, die meinen Ohren entgangen sein mögen. Der allzu knappe Gesang allerdings stammt von Maighread Stewart. Die Tunes sind stimmig zusammengestellt und reichen von trad. über heutige Komponisten bis zu einigen Eigenwerken. Die Musik atmet die Atmosphäre der Highlands & Island und ist Freunden dieser Gegend wärmstens zu empfehlen.

Mike Kamp

 

ALLAN HENDERSON - Estd 1976

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