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SHOW OF HANDS
The Path
(Hands On Music HMCD18)
16 Tracks, 45:45
Country Life
(Hands On Music HM19)
Do-CD, 13 Tracks, 55:31, mit Texten, 2. CD enhanced
Grandios, was die beiden Herren aus dem Südwesten Englands auf ihren neuen Werken
bieten! Zum einen eine Instrumental-CD namens "The Path", eine musikalische Reise
entlang dem South West Coats Path, einem sehr empfehlenswerten Küstenwanderweg. Und
auf der CD Nr. 2 nicht nur im Titelsong "Country Life" einen realistischen Blick
hinter die hübschen Postkartenmotive der sanften englischen Hügel und die malerischen
Dörfer. Wegen familiärer Bande kann ich bestätigen: Das richige Leben dort tendiert
mindestens so häufig Richtung Hölle denn Himmel wie in der Stadt. Aber ihre Heimat ist
nur ein Teil der Lieder mit den Ohrwurmmelodien. Steve Knighley und Phil Beer
bearbeiten traditionelle Lieder, singen über ihr Leben als Musiker oder schreiben
Songs, deren Simplizität nur noch von ihrer Effektivität übertroffen wird. "I promise
you" ist so ein Beispiel. Die 2. CD mit Videos und Bildschirmschoner empfinde ich eher
als nicht notwendige, aber willkommene Beigabe. Show Of Hands-CDs sollten generell in
keiner vernünftigen Sammlung fehlen, das gilt jedoch besonders für "Country Life".
Mike Kamp
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GERALDINE MACGOWAN BAND
Somewhere Along The Road
(GER 014, geraldinemacgowan.com)
11 Tracks, 45:07, mit Texten
Allein schon für die beiden atemberaubenden und selbstkomponierten Reels von Track
3 lohnt sich dieses erste Album der Band mit und um die irische Sängerin Geraldine
MacGowan: Hier flötet der Komponist Brian O'Connor, Ex-Oisín-Mitglied und Sohn des
berühmten Flötisten Dessie O'Connor. Dieses Feuerwerk an Verzierungsreichtum und
stilistischer Eigenwilligkeit mündet in die traditionelle Ballade "Go From My Window",
bei der MacGowans Stimme so samtig glänzt, wie das Fell einer schwarzen Katze, deren
Schnurrhaare langsam grau werden. Geschmackvolle Akkorde zupft dazu der momentan wohl
beliebteste Sligo-Gitarrist Shane McGowan, während Piano und Bodhran vom nebenbei auch
noch hervorragend flötenden Dubliner Jungblut Eamonn de Barra stammen, Gewinner des
"Young Musician of the Year Award 2002".
Zeit und Gelassenheit prägen die Eleganz dieses Sternchen-Albums, auf dem sich
MacGowan wie schon auf ihren vorigen drei Soloalben nicht nur vor traditionellem
Liedgut verbeugt, sondern auch vor zeitgenössischen Songwritern. Höhepunkt in dieser
Hinsicht ist ihre sonnige Interpretation von Kieran Halpins Song "Back Smiling Again".
Elise Schirrmacher
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LANDLUFT
Steirisch und modern
(Extraplatte EX 573-2/Sunny Moon)
14 Tracks, 45:41, mit Texten
Eine groovende akustische Gitarre gibt ein Riff vor, dann setzten ein jazziger
Bass, eine Maultrommel und eine Fujara ein, dazu Mouthmusic. Was zum Henker ist das?
Logo: Landluft!
Beim dritten Stück ertönt ein Intro auf akustischer Gitarre, Slide-Gitarre, Akkordeon
und Bass, das auch einem Jackson Browne gut zu Gesicht stünde. Dann ertönt der Song
"Volle Kraft", gesungen von Oliver Podesser. Dieser österreichische Musiker und
Singer/Songwriter hat sich in den 90er Jahren mit der legendären Folkband Graymalkin
einen Namen als Verfasser exzellenter Songs gemacht. Auch in seiner neuen Gruppe
schaffen seine in steirischer Mundart gesungenen Texte den Spagat, gleichzeitig
unglaublich poetisch wie persönlich und dabei trotzdem auch politisch zu sein, und
außerdem viel Freiraum für eigene Interpretation der Texte zu lassen. Dazu kommt eine
gefühlvolle Stimme und eine Instrumentierung, die anfangs mehr nach Westcoast als nach
Alpenland klingt. Die Podesser-Songs werden umrahmt von einem traditionell alpin
klingenden Walzer, einem meditativ beginnenden und sich langsam entwickelnden Czardas,
gefolgt von einem meditativen Jodler, dem ein afrikanischer Rhythmus und ein
Ladysmith-Black-Mambazo-Chorgesang folgt. Es überrascht nicht wirklich, dass ein
Hiphop-angehauchtes Stück folgt oder ein strikt traditionell alpines Volkslied, ehe
die CD mit der originellen Komposition "Landluft" schließt.
Ganz groß!
Ulrich Joosten
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KARINE POLWART
Faultlines
(Neon Productions NEONCD005)
11 Tracks, 42:56, mit Texten
Die Karine Polwart mit der Battlefield Band und besonders die mit Malinky vergessen
wir jetzt mal ganz schnell. Das hier ist nämlich Polwart solo und das ist
gleichbedeutend mit: ganz anders. Naja, fast ganz anders, denn eine Konstante gibt es
auf jeden Fall: Karine Polwart schreibt seit geraumer Zeit so ziemlich die
intelligentesten Songs jenseitig des Ärmelkanals. Auch auf dieser CD sind die Texte
eine Freude für's Gehirn und die Melodien und die Stimme sind eine Wohltat für die
Ohren. Wirklich ganz anders jedoch ist die Interpretation der Lieder: E-Gitarre und
Drums (manchmal), E-Harfe, jazzige Elemente, Rock und manchmal tatsächlich auch Folk.
Vor allem ist es unmöglich, Karine Polwart in eine Schublade zu stecken. Der beliebte
Vergleich: Klingt in etwa wie XY, das klappt nicht, denn die Dame klingt einfach nur
wie ... wie Karine Polwart und das ist ein riesiges Kompliment. Eine Warnung nur:
Diese CD zählt zu der Sorte der Langsamwachsenden. Beim ersten Hören ist man
enttäuscht, beim dritten irritiert, beim fünften interessiert und ab dem siebten Hören
ist man fasziniert. Von Karine Polwart wird noch einiges zu hören sein und ich freu
mich drauf.
Mike Kamp
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DAVID HOPKINS
Parallel Horizons
(Keltia RSCD 261)
15 Tracks; 76:08; mit Infos
Ein irischer Weltenbummler veröffentlicht sein Tagebuch auf einem bretonischen
Label ohne deutschen Vertrieb. Diese CD wird keiner kaufen. Das sollte man aber, denn
was der Multiinstrumentalist David "Hopi" Hopkins hier auffährt, ist kaum zu fassen.
Zwei Dutzend Mitmusiker von Bassist Alain Genty bis zum Fiddlewunder Gerry O'Connor
sind die Akteure in einem musikalischen Film, der das Kopfkino auch beim wiederholten
Hören auf Reise schickt. Gleichgültig, ob Hopkins die Parallele von tibetanischen
Mönchen zu irischen Sean-Nos-Gesängen zieht oder einen Jig mit indischer Klangfarbe
schmückt, David Hopkins sieht die Welt durch seine irische Brille und dadurch passt
selbst auf den Philippinen eine Concertina, so wie die Bodhran ein archaisches
Instrument der Inca zu sein scheint. Trotzdem ist diese CD auch klar eine bretonische
CD, was deutlich wird, wenn man sich die Namen der Mitmusiker auf der Zunge zergehen
lässt. File under Irish, Breton oder Worldmusic, "Parallel Horizons" passt in jede
Folkschublade. Definitiv wäre das die Scheibe für den Preis der deutschen
Schallplattenkritik, sie müsste nur noch in Deutschland auf den Markt kommen.
Chris Elstrodt
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MOSES WIGGINS
Troubadour - The Songs of Bob Dylan
(Brambus Records Records 200489-2)
16 Tracks, 62:26, mit ausführlichen engl. Infos
"Like a Rolling Stone", "All along the Watchtower", "Girl from the North Country" -
ein komplettes Album mit Dylan-Songs? Während ihr Autor selbst nicht müde wird, ohn'
Unterlass in immer neuen, meisterhaften und gewiss nicht zu überbietenden Versionen
immer wieder selbst seinen Daumen darauf zu halten? Was da scheint, als könne man
eigentlich nur daran scheitern, haben Moses Wiggins aus England gewagt - und einen
sauberen Treffer damit gelandet. Einmal quer durch die Karriere des "Spokesman" seiner
Generation musizierten sie sich und erweisen sich dabei als ebenso vielschichtig wie
kompetent: Klassiker wie die eingangs erwähnten ergänzen sich glänzend mit weniger
bekannten Stücken wie "Time passes slowly", "Sweetheart like you" oder "Groom's still
Waiting at the Altar", das stilistische Spektrum reicht spielend von mittelalterlich
angehauchtem Folk ("You're a big Girl now") bis erdigem Bluesrock ("Leopard-Skin
Pill-Box Hat"), der Ton ist so natürlich, unangestrengt und gelassen wie er wohl nur
sein kann, wenn Musiker seit langer Zeit tun, was sie tun - und dies entsprechend
lieben. Dazu trübt bei aller charakterlichen Eigenständigkeit der Interpretationen
keinerlei übertriebene Ambition den rundum angenehmen Gesamteindruck, Ausdruck einer
Bescheidenheit, die ebenso sympathisch ist wie schlau: Nur wer sich der
Unantastbarkeit der Unantastbaren bewusst ist in seinem Metier, kann ihnen auch nur in
die Nähe kommen ...
Christian Beck
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THE McCALMANS
Tangled Web
(MACS005)
16 Tracks, 51:16, mit Infos und Texten
Die ichweißnichtwievielte CD der Macs mit der vertrauten Mischung aus Humor,
Politik und all dem Anderen, die Betonung liegt auf der bekannten Mehrstimmigkeit und
die Lieder stammen aus dem Hier und Jetzt, ohne jemals innovativ zu sein. Nichts Neues
also aus Edinburgh? Könnte man meinen, stimmt aber nicht ganz. Das Trio ist nicht mehr
bei Greentrax, sie veröffentlichen auf dem eigenen Label und nehmen im eigenen Studio
in Lasswade auf, der "Neue" Stephen Quigg hat sich nun völlig integriert und der
Gruppendienstälteste und Namensgeber Ian McCalman steuert eine rekordverdächtige
Anzahl von fünf Liedern bei. Die unkaputtbaren Schotten werden mit dieser CD keinen
neuen Fan gewinnen, aber der Ansatz für alte wie neue Fans ist eh ein anderer: Konzert
besuchen, begeistert sein, CD kaufen. So funktioniert's garantiert!
Mike Kamp
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KRAUKA
Stiklur
(Musikpres MPCD 24)
16 Tracks, 40:02
Auf Dänisch und Altnordisch singen Krauka die alten Gottheiten an, und wer sich die
drei Herren auf dem Foto ansieht, hat gleich den Verdacht, dass sie das alles nicht so
ganz ernst nehmen. So singen sie auch - d. h, singen können sie eigentlich nicht, aber
das gleichen sie aus durch ungeheure Freude an der Sache, und durch gewaltigen
Einfallsreichtum, was die Instrumentierung angeht. So klingen die Anrufen von Odin
& Co mal flämisch wie weiland Rum, mal wie Liederjan um 1980, mal nach Klezmer und
mal nach Binioù Kozh, und selbst das uns bekannte "Auf einem Baum ein Kuckuck saß"
wird zur höheren Ehre Valhallas eingespannt. Die Spielfreude, die die drei
Krauka-Mannen entwickeln, greift sehr bald auf die Zuhörerin über, wunderbare CD,
wirklich, nur sollte ihnen mal jemand sagen, dass ein paar Infos immer gern gesehen
werden, wo z.B. haben sie die als "Trad" ausgegeben Stücke her (etwa die Hälfte, der
Rest ist selbst komponiert).
Gabriele Haefs
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THOMAS DYBDAHL
... that great October Sound
(Glitterhouse GRCD 608 / Indigo)
12 Tracks,51:17, mit ausführlichen engl. Infos
Dass " ... that great October Sound" in Norwegen, wo Thomas Dybdahl herkommt,
bereits 2001 veröffentlicht und ein Erfolg wurde, ist schon mal gut: Kaum etwas
braucht die Welt noch weniger als ruckzuck gehypte Massenware, an die sich nach drei
Wochen schon niemand mehr erinnert! Ohnehin fallen die musikalischen Pastelle des
26-Jährigen eher ins Zeitlose, gewissermaßen klassisch Singer/Songwriterhafte: nur ein
Hauch von Rock'n'Roll, etwa in der Sonnenbrille auf dem Cover - hinter den Posen
dagegen ein Seelchen von Mann, gefühlig, auf sanft folkigen musikalischen Pfoten. Die
Souvenirfotos im Inlay zum Peace-Zeichen arrangiert, das Mädchen, von dem er im
Titeltrack singt, zur Madonna verklärt, an der sogar ihre Unbarmherzigkeit,
Unruhestifterei und Unerträglichkeit anbetungswürdig gewesen seien, Hauptsache echt,
weil ein Echo des Klangs all der Dinge, die da kommen würden. Überhaupt Klang: Von
Verstehen käme Toleranz, sagt unser kleiner Poet im Booklet, und er glaube, dass Musik
uns auf mannigfaltige Weise helfen kann, zu verstehen, was auf den ersten Blick
unbegreiflich scheine. Und relativ unbeschreiblich, wäre an dieser Stelle trefflich
hinzuzufügen. Man solle nur genauer hinschauen. Und hinhören. Es gibt einiges an
Stimmungen zu entdecken, die in der brüllenden Musiklandschaft da draußen sonst
womöglich ungefühlt blieben ...
Christian Beck
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XOSE MANUEL BUDIńO
Zume de Terra
(Boa/Galileo 10002034)
12 Tracks, 56:37, mit Texten
Bei Folkfans hat sich Galizien schon lange vor dem Tankerunglück der "Prestige"
oder dem Pilgerboom nach Santiago de Compostella einen Namen gemacht. Musiker wie
Mercedes Peón oder Carlos Nuńez haben nicht nur die galizische Sprache, sondern auch
die wilde Folkmusik aus dem grünen Nordwesten Spaniens mit seinem ekstatischen
Tambourin (Pandeiro) und dem melancholisch-hypnotisierendem galizischen Dudelsack
Gaita weit über die Grenzen Spaniens hinaus getragen. Xosé Manuel Budińo spannt mit
seiner Gaita und den klug ausgewählten Gästen mühelos den Bogen ins seelenverwandte
Schottland (Capercaillie), ins benachbarte Portugal (Julio Pereira), zu den
Kapverdischen Inseln (Sara Tavares), bis nach Brasilien (Lilian Vieria von Zuco 103).
Dazu werden Feldaufnahmen des amerikanischen Musikologen Alan Lomax, eine
Audio-Postkarte des bekannten galizischen Künstlers Alfonso Castelao, sowie Berichte
des auslaufenden Öltankers Prestige eingespielt. Leider unterlegt Budińo oft die
betörenden Sequenzen seiner Gaita mit monotonen Breakbeats. Dabei klingt die Musik
ohne elektronische Tricks eindeutig am besten. Ein interessantes und schönes Album
dieser von Budińo selbst produzierte "Saft der Erde", so eigenwillig wie das grüne
Land am "Ende der Welt".
Angela Isphording
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THE NEW SCORPION BAND
The Downfall Of Pears
(Eigenverlag NSB 03)
10 Tracks, 59:06, mit ausführlichen Infos
Das Lob der englischen New Scorpion Band sang ich bereits im Folker! 6/02
anlässlich ihrer CD mit Weihnachtsliedern. Das gilt eins zu eins für ihre neue CD:
Überzeugender Gesang, kräftige Harmonien und vor allem ein sehr breites
Instrumentarium mit vielen Blasinstrumenten (speziell beim Titelstück), mit denen die
meist traditionellen Stücke interpretiert werden. Und sehr englisch klingen sie auch,
ohne daraus allerdings eine Religion zu machen. Schottische Melodien werden wie
selbstverständlich gespielt (oder verenglischt) und dann ist da noch ein Erlebnis für
sich: Die über 13minütige, traditionelle Ballade "Lord Bateman" wird aus inhaltlichen
Gründen teilweise sehr türkisch eingefärbt. Bei solcher Kraft und Flexibilität fragt
man sich doch: Warum nur mangelt es der englischen Musik (im Gegensatz zur
schottisch/irischen) an Anerkennung?
Mike Kamp
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THEODOR BASTARD
Pustota
(Pandaimonium Records)
Promo-CD, 10 Tracks, 52:27, mit Infos und Videotrack
Theodor Bastard (was für ein Name) gehörte bisher für mich nicht ins Repertoire
bekannter Klänge aus Osteuropa, obwohl die Gruppe mit diesem Album bereits Nummer
sechs auf den Markt bringt. Aber das sollte sich ändern, denn die Band lässt
aufhorchen, auch wenn man ihre Sprachen nicht versteht. Die fünfköpfige Formation aus
St. Petersburg knüpft an die avantgardistische Musiktradition ihrer Heimatstadt an.
Ihr Album "Pustota" bewegt sich irgendwo zwischen erstklassigem Ambient, sanftem
TripHop, mystischen Folkloreklängen und osteuropäischer Sentimentalität - zwischen
Dead Can Dance, Massive Attack und Ole Lukkoye. Auch wenn die Musik weitestgehend
elektronischen Ursprung hat und sicher auch für Gothic-Fans spannend ist, so
verzaubert vor allem die Stimme von Sängerin Yana Veva, die der Mystik der Musik den
letzten Schliff gibt. Die Band erzeugt vom ersten bist zum letzten Titel einen
Spannungsbogen mit ordentlich Tranceanleihen und dabei ist es letztlich nicht so
wichtig, was die textliche Botschaft ist. Für Regenwetter und davon gibt es diesen
Sommer ja reichlich, die passende Entspannungsmusik.
Claudia Frenzel
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COSTO RICO
El Patio
(Ventilador/Galileo CDA037)
9 Tracks,34:15, mit Texten
Barcelona Mestizo-Fans kennen die zehnköpfige Truppe aus der katalonischen
Hauptstadt bereits von den einschlägigen Szene-Samplern "Barcelona Zona Bastarda" und
"La Colifata". Auch sonst ist alles beim alten: Produziert wurde das lebendige
Erstlingswerk von dem Barcelona-Hans-Dampf-in-allen-Gassen Martin Fuks (ex-Macaco/Ojos
de Brujo, jetzt Bar Xino) und auch die Gastmusiker verdienen sonst ihr Bier bei Bar
Xino. Kaum verwunderlich also, dass die Musik von Costo Rico (übersetzt: gutes Dope)
auch nicht so wahnsinnig anders ist: eine Mischung aus Rumba, Reggae und Ska,
ausgeprägte Bläser, schnelle Gitarren. Gut hörbar bei Grillfesten auf dem Hinterhof
(Patio) mit einem kühlen Bier. Nicht mehr und nicht weniger.
Angela Isphording
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CATHERINE-ANN MacPHEE
Sùil Air Ais - Looking back
(Greentrax Recordings CDTRAX 258/FMS)
13 Tracks, 49:22, mit Infos und gäl./engl. Texten
Catherine-Ann MacPhee von der Hebrideninsel Barra ist eine der gälischen
Sängerinnen, die in den 90ern durch das Scottish Folk Festival (kommt es jemals
wieder?) vorgestellt wurden. Unvergessen, wie sie a-capella eine vollbesetzte Kölner
Philharmonie gälische Lieder singen ließ. Heute lebt sie mit Familie in Kanada, aber
durch die Möglichkeiten der Technik trotzdem sozusagen nebenan. Das Gitarren-Ass Tony
McManus nahm ihren wunderbaren Gesang auf der anderen Seite des Atlantiks auf und
brachte die Bänder nach Schottland, wo er mit einer handvoll Spezialisten wie Wendy
Stewart (Clarsach) oder Iain MacDonald (Flute + Small Pipes) für die einfühlsame
Begleitung sorgte. Das Resultat: gälische Lieder vom Feinsten, meist traditionell,
aber auch z.B. von Calum MacDonald (Runrig).
Mike Kamp
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DIVERSE
Suburban Bucharest - Mahala Sounds from Romania
(Trikont US 0323/Indigo)
Promo-CD, 18 Tracks; 68:22; mit Infos u. Texten (dt./engl.)
Jetzt, wo Gypsy-Musik hip ist, tut ein wenig Nachhilfe gut. Auch wenn der aktuelle
Erfolg, angekurbelt vom "Bucovina Club" (siehe FOLKER 01/04), sehr zu begrüßen ist,
sollte doch auch Sorge getragen werden, dass die Welle nicht schnell wieder abebbt.
Gegen Hype hilft Historizität: Woher kommt, wohin geht die Musik? Wer könnte eine
solche Nachhilfestunde besser erteilen als das Münchner Trikont-Label, das Ähnliches
schon mit Rebetiko oder Rap aus Afrika geleistet hat. "Suburban Bucharest" beschränkt
sich auf ein Zentrum der Gypsy-Musik, die Hauptstadt Rumäniens, vielmehr: auf
Bukarests Vorstädte, die "mahalale". Die "tigani" (Roma) sind auch in Bukarest nicht
gerade willkommen, wurden und werden aus der City in die Peripherie verdrängt, haben
sich aber dort eine lebhafte, stolze Musikkultur aufgebaut. Das Album präsentiert
neben den bereits im Westen bekannten Ensembles Fanfare Ciocarlia oder Taraf de
Haidouks historische Aufnahmen, die bis ins Jahr 1936 zurückreichen, darunter die
Grande Dame der rumänischen Gypsy-Musik Maria Tanase - aber auch moderne Entwicklungen
wie den "manea"-Stil, einen an Synthesizer und Beatbox gekoppelten Pop-Hybrid. Einige
der Aufnahmen waren hierzulande noch nie zu hören.
Frank Schuster
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RAPALJE
Die neue CD
(Eigenproduktion)
7 Tracks; 28:27; mit Infos (engl./dt.) und Bildern
Die CD mit einem Pik als Erkennungssymbol und dem schlichten Namen "Die neue CD"
stammt von einem niederländischen Trio, das sich und ihre CD urig-rustikal
präsentiert. "Rapalje" heißt "Randale", "Aufstand", und Dieb (Geige, Tin Whistle,
Gesang), William (Gitouki, Bodhrán, Gesang) und Maceál (Mund- und Ziehharmonika,
Bodhrán, Gitouki, Gesang) - mehr an Namen ist nicht angegeben - sorgen zusammen mit
dem schottischen Gastmusiker David Myles (Sackpfeifen) für ausgelassene
schottisch-irisch-niederländische Folksfeststimmung, wobei die Gitouki eine
Eigenerfindung von Maceál ist. Und gerade diese Kombination von
inselkeltisch-angelsächsischer Fremd- und niederländischer Muttersprache macht ihr
Projekt meines Erachtens besonders erwähnenswert und erinnert mich an Kelpie und
Norland Wind, die, wenn auch musikalisch recht anders, ähnliche Brücken bauen. Mit
ihren Kilts mögen sie sich schottischer als die Schotten geben, so ist mir als
überzeugtem Rockträger (www.rockmode.de) ein solches Auftreten natürlich sympathisch.
Und als jemand, der gerne Mittelalterfeste besucht, mag ich auch das auf alt getrimmte
CD-Cover (mit beiliegenden Spielkarten, die die Musiker abbilden, zum Sammeln) und die
Verbindung von Kelten- und Mittelalterszene, die Rapalje eingeht. Musikalisch lässt
sich bestimmt noch einiges verfeinern, aber die Richtung gefällt mir.
Michael A. Schmiedel
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ALLAN HENDERSON
Estd 1976
(macmeanmna SKYECD 24)
12 Tracks, 52:27, mit Infos
Die kleine Firma macmeanmna von der Isle of Skye hat momentan einen extrem
produktive Phase und als Spezialisten für gälische Musik zeigen sie z.B. mit
vorliegender CD, dass gälische Musik auch völlig ohne Worte auskommen kann.
Auch Allan Henderson aus Mallaig an der Westküste ist dank der Scottish Folk Festivals
hierzulande nicht völlig unbekannt. Einmal kam er mit seiner Schwester Ingrid und dann
als Mitglied der Blazin' Fiddles. Die Fiddle ist auch sein Instrument,- hätte ich ganz
spontan gesagt, aber da in dem eigentlich sehr informativen (und lustigen!) CD-Booklet
keine Mitmusikanten gelistet sind, muss ich davon ausgehen, dass Allan Henderson alle
Instrumente selber bedient, als da wären zumindest Piano, Whistle, Gitarre, die Pipes
plus der Klänge, die meinen Ohren entgangen sein mögen. Der allzu knappe Gesang
allerdings stammt von Maighread Stewart. Die Tunes sind stimmig zusammengestellt und
reichen von trad. über heutige Komponisten bis zu einigen Eigenwerken. Die Musik atmet
die Atmosphäre der Highlands & Island und ist Freunden dieser Gegend wärmstens zu
empfehlen.
Mike Kamp
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