backRezensionen Asien


YUVAL RON ENSEMBLE
Under the Olive Tree

Magda MGD 043
10 Tracks; 65:05; mit Basisinfos (engl.)

"Heilige Musik des Nahen Ostens", so lautet der Untertitel dieses Albums - aber ob sie nun tatsächlich "sacred", d.h. heilig oder geweiht, ist, mag dahingestellt sein. Für den westlichen Zuhörer ohne Hintergrundwissen erscheint das relativ belanglos: Irgendwie man fühlt sich tatsächlich an einem lauen Tag unter einem schattigen Olivenbaum versetzt, umgeben von soulig-mystischen Klängen - die bei näheren Hinsehen tatsächlich den musikalischen Traditionen des Judentums, des (islamischen) Sufismus sowie der christlich-armenischen Kirche entspringen. Wohl vertraut klingt gleich das erste Stück des Albums, wenngleich auch in total neuem Arrangement. Shlomo Bar, mit seiner Gruppe "Ha-Bre'irah ha-Tiv'ith" (alias "Natural Gathering") seines Zeichens Urgestein der israelischen Ethnoszene, hat schließlich "Tudra" komponiert. Und "Dror Yikra", der vierte Titel, ist ein überall in Israel bekanntes Schabbathlied jemenitischen Ursprungs. Als musikalischer Direktor dieses Albums zeichnet sich der international anerkannte Yuval Ron (Ud, Saxophon), der u.a. bereits mit Ya'ir Dal'al zusammenspielte. Maya Haddi auf den bereits erwähnten Titeln sowie Najwa Gibran geben mit ihren Stimmen den Liedern den nötigen Schliff. Norik Manoukian (Klarinette u.a.), Jamie Papsih und David Martinelle (beide Perkussion), Carolyne Aycaguer-Ron (Keyboards) sowie Virginie Alumyan (Kanun) vervollständigen das Ensemble, welches ein Album einspielte, auf dem hebräisch und arabisch auf einer Ebene in eindeutig friedvoller Koexistenz nebeneinander stehen.

Matti Goldschmidt

 

YUVAL RON ENSEMBLE - Under the Olive Tree


DIVERSE
Gamelan Of Central Java Vol. III - Modes And Timbres

(Felmay fy 8073 / Just Records Babelsberg)
5 Tracks; 62:59; mit Infos & Essays (engl.)

Gamelan Of Central Java Vol. IV - Spiritual Music

(Felmay fy 8074 / Just Records Babelsberg)
8 Tracks; 53:47; mit Infos & Essays (engl.)

Melodien für Millionen? Zwei neue Folgen der engagiert und kundig produzierten Serie über Gamelan-Musik aus Zentral-Java. Die Aufnahmen stammen aus dem Juni 2003, die Tonqualität ist superb. Lediglich die Tatsache, dass Gamelan nicht nur aus obertonreichen Gongs, sondern eben auch aus quengeliger Blasmusik und gewöhnungsbedürftigem Gesang besteht, mag hierzulande wohlmeinende Interessenten abschrecken. Toningenieur John Manis thematisiert dies in seinem Essay mit dem Titel "Gibt es eine 'Mauer' zwischen dem Gamelan aus Zentral-Java und dem durchschnittlichen westlichen Musikgeschmack?". Eine Frage, die sich in der deutschen Radio- und TV-Landschaft so nicht stellt, weil besagte Musik in den Privatmedien überhaupt nicht existiert und in den öffentlich-rechtlichen Medien z.Zt. durch Quoten-Scheiße aller Art ersetzt wird. Also lautet die Antwort auf die sich nicht stellende Frage: Ja! Und zwar so groß wie die Berliner und Chinesische zusammen! Aber selbst, wenn Gamelan hier regelmäßig zu hören wäre, wäre dies kein Garant für größere Akzeptanz. Die durchschnittlichen Deutschen haben halt einen sehr einfachen Musikgeschmack: Sie hören bevorzugt das, was sie schon kennen! Und was sie nicht kennen, das wollen sie auch nicht hören! - Deshalb bewegen sich die Verkaufszahlen für großartige CDs wie diese maximal im vierstelligen Bereich. Wie Bach-Kantaten und Bruckner-Sinfonien halt...

Walter Bast

 

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