ARMENIAN NAVY BAND
Sounds Of Our Life - Part One: Natural Seeds
(Heaven & Earth / harmonia mundi HE 14)
11 Tracks; 46:56; mit Infos (armen./engl./span.)
Eins vorweg: Armenien hat so viel Marine wie Ostfriesland Gebirgsjäger.
Dafür kursieren über die landumschlungene Ex-Sowjetrepublik und
ihren imaginären Hauptstadtsender Radio Yerevan (Eriwan) mindestens
so viele Witze wie über das starrköpfige Völkchen an der
Nordseeküste. Wir dürfen also davon ausgehen, dass es sich bei
dem Namen des Ensembles um einen augenzwinkernden Spaß seines Erfinders
Arto Tuncboyaciyan handelt. - Zur Musik: Die elfsätzige Suite "Natural
Seeds" ist die erste Lieferung der, auf eine unbestimmte Anzahl Teile angelegten,
Kompositionsreihe "Sounds Of Our Life". Tuncboyaciyan fertigt hier ein
faszinierendes Patchwork aus kaukasischer Musiktradition, modernem Jazz,
Orff'schem Chorwerk, Zappaesken Rockschnipseln, serieller Musik und technoiden
Rhythmen an. Im, einschließlich des Komponisten, 12köpfigen Orchester
bedienen fünf Mitglieder die traditionellen kaukasischen und sieben
die zeitgenössischen (Jazz-) Instrumente. Hinzu kommen ein klassisches
Gesangsquintett (mit Doppel-Alt) und ein doppelt besetztes Streichquartett.
Bis zu 25 Musiker/innen in ausgewogener Balance einzusetzen - das ist die
große Kunst des Komponierens und Arrangierens. Arto Tuncboyaciyan
bewältigt diese Herausforderungen souverän und somit dürfen
wir die weiteren Teile seiner musikalischen Reihe voller Spannung erwarten.
Walter Bast
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SAINKHO NAMTCHYLAK
Who Stole The Sky?
(Ponderosa / Q-rious Music cd016)
10 Tracks; 59:04; mit Textübersetzungen & Infos (engl.)
Die Covergestaltung signalisiert: Die große tuvinische Sängerin
bewegt sich im Lande der Bits & Bytes. Die Portraits sind Computerreliefs
aus Einsen und Nullen, musikalisch wird viel programmiert (gleichwohl noch
genug natürliche Klänge zu hören sind...), und die Songs
heißen schon mal "Digital Mutation", "Electric City" oder "Runnin'
Tapes", letzteres ja fast schon wieder eine Rückkehr ins Analoge. Doch:
Wohin geht die musikalische Reise? - Nach ihren Anfängen auf dem
Avantgarde-Jazz-Label Leo-Records des Exilrussen Leo Feigin schwankt Sainkho
Namtchylak seither ständig zwischen Tradition und Avantgarde. Und jetzt
ein Album mit stringenten Beats, sphärischen Vocals und ambientem Sampling?
Sicher, das kann sie, aber auf dieser (Weltmusik-) Baustelle stehen sich
derzeit mindestens drei Dutzend Damen aus aller Herren Länder die
Füße platt. Ganz zu schweigen davon, dass in jüngerer
Vergangenheit immer wieder einmal ein paar Pop-Diseusen (Bush, Hagen, O'Connor
etc.) kräftig auf dieses Marktsegment geschielt haben. - Dennoch, objektiv
gesehen ist "Who Stole the Sky?" ein musikalisch abwechslungsreiches und
ansprechend produziertes Stück Weltmusik geworden. Und über die
Zukunft machen wir uns jetzt einfach mal keine Gedanken...
Walter Bast
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