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BEN WEAVER
Stories under Nails
(Fargo FA20437)
Promo-CD; 12 Tracks; 59:53
Im Gegensatz zum Schweden Nicolai Dunger mit seinem dialektischeren
europäisch-individualistischen Metropolen-Hintergrund denkt Ben Weaver
aus Eugene/Oregon offenbar nicht im Traum daran, seine Amerikana durch
irgendetwas anzureichern, zu kontern, in Frage zu stellen. Schnurgeradeaus
erzählt er seine Geschichten von den menschlichen Befindlichkeiten am
ökonomisch unteren Rand der Gesellschaft auf schnurgerade von den Originalen
her hallenden klassischen Blues- und Countrygrooves. Kein Papperlapapp käme
ihm dabei in den Sinn, ein schleppender Groove steht für Müdigkeit
ob der Mühsal, Moll- und andere verminderte Harmonien sind keine Finte,
sondern bilden tatsächlich Melancholie ab, die Blues-Harp brüllt
vor Schmerz, die Pedal-Steel weint vor Sehnsucht - und wenn von Liebe die
Rede ist, klingeln auch schon mal die Glöckchen. Und auch dass Sehnen
und Glück nur sehr sporadisch und auch dann nur ohne jegliche
Großmäuligkeit durchrutschen dürfen, ist der direkte Ausdruck
der Grundstimmung dieses 24-Jährigen, der mit solcherlei Musik in seiner
Kategorie bereits in Magazinen wie "Mojo" wie "Uncut" das Album des Monats
stellen konnte. Erfolge, die umso bemerkenswerter sind, als Vorgänger-EP
"Hollerin at Woodpecker", für welche die Auszeichnungen vergeben wurden,
Weavers selbstvertriebenes Debüt war. Hoffentlich wird ihn ohne die
Last, alles selber machen zu müssen, keine richtige Depression ereilen
Christian Beck
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POPA CHUBBY
Peace, Love & Respect
(Dixiefrog DFGCD 8570)
12 Tracks; 60:10; mit Texten
Der Mann hat ein echtes Anliegen, und wie man es von jemandem mit Popa Chubbys
Statur erwartet, vertritt er das dann auch mit gehörigem Nachdruck.
In seinen Texten geht er derart hart und direkt mit Bush & Co. ins Gericht,
dass einem ein ums andere mal der Atem stockt. In diesem Sinn steht er in
der Tradition der "alten" Bluessänger, die immer schon zeitgenössische
Themen aus ihrer Sicht aufgriffen und in ihrer Musik verarbeiteten. Die Musik
Popa Chubbys ist, nach eigenen Aussagen, der Klang New Yorks, und nur logisch,
dass er dann den Schrei einstürzender Zwillingstürme nicht vergessen
kann und will - aber auch die Gründe in der Zeit davor und die Auswirkungen
danach äußerst kritisch hinterfragt.
In seinem eigenen Kellerstudio mitten in New York wird Blues, Rock, Funk,
Gangsta Rap und Reggae auf weltstädtisches Niveau getrimmt - für
Popa Chubby ist Heimatmusik, wenn es sich anhört "... als würde
die U-Bahn in den Bahnhof von Brooklyn einfahren..". Sein Gitarrenspiel ist
dann auch weniger filigran und trickreich als kraftvoll. Ihm zur Seite stehen
Nicholas D'Amato (Bass), Mike Latrell (Keyboards) und Steve Holley (Drums),
die für ein angemessenes Fundament sorgen - der Herr im Ring ist jedoch
zweifellos dieser wütende Bluesmann.
Achim Hennes
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MICHAEL DE JONG
23, Rue Boyer
(CoraZong Records 255044)
10 Tracks; 59:45
Laut Presseinfo soll Michael de Jong unheilbar krank sein. Doch das hört
man dem US-Amerikaner mit französisch-holländischen Eltern zumindest
nicht an. Im Gegenteil: mit beeindruckender Wucht schleudert de Jong seine
nur zur eigenen Gitarrenbegleitung vorgetragenen Songs dem Publikum entgegen.
Wobei die Stimme allerdings verrät, dass dieser Körper von Alkohol
bis Drogen kein schnelles und ungesundes Vergnügen ausgelassen hat.
Live aufgenommen in den Niederlanden und in Frankreich nimmt der
Singer/Songwriter seine Zuhörer mit auf eine Reise durch sein Leben.
Vor allem in "Private Interlude" erfährt man Details aus de Jongs Leben,
von denen die Atmosphäre der ganzen CD geprägt ist: Demnach hat
der Mann mit mehreren Pässen einen Großteil seines Lebens auf
der Straße verbracht - und so manche Nacht auch im Gefängnis.
Stationen seiner "Karriere" waren Detroit, New Orleans - wo er u.a. in Stripbars
auf der Bourbon Street auftrat - und San Francisco, wo er mit großen
Namen wie Jerry Garcia, Paul Butterfield und John Lee Hooker spielte. Und
bis zu dessen Tod 1976 Gitarrist bei der Blueslegende Jimmy Reed war. Damals
begann de Jong, seine ersten eigenen Songs zu schreiben. So stammen bis auf
Bob Dylans Song "All Along the Watchtower", dem de Jong einen ganz eigenen
Charakter verleiht, auch auf "23, Rue Boyer" alle Stücke aus seiner
Feder. De Jongs Songs hinterlassen Spuren, sie sind keine leicht verdauliche
Kost. Geholfen hätte der Abdruck der Texte.
Michael Kleff
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WARREN ZEVON
Life'll Kill Ya
(Artemis Records/Zomba 384.9007.2)
12 Tracks; 40:48, mit engl. Texten
My Ride's here
(Artemis Records/Zomba 384.9008.2)
Die Besten gehen zuerst! Im Herbst des letzten Jahres starb der
scharfzüngige amerikanische Singer/Songwriter Warren Zevon an Krebs,
nicht jedoch, bevor er entgegen der Erwartung seiner Ärzte die Arbeit
an seiner letzten Platte "The Wind" beendet hatte. Vorliegende CDs waren
die Vorgänger, eigentlich gedacht als Neuanfang nach den weder
gesundheitlich noch künstlerisch zufriedenstellenden 90er Jahren.
Das 2001er-Album "My Ride's Here" ist Zevon, wie man ihn seit dem Hit "Werewolfes
of London" kannte: Hart, melodiös und intensiv rockend. Für diese
Zeitschrift ist die 2000er-CD "Life'll Kill Ya" interessanter. Natürlich
wird auch hier gerockt, aber oft präsentiert sich Zevon ungewohnt akustisch
und dann wird er besonders intensiv. Ein Höhepunkt ist in diesem
Zusammenhang die einzige Fremdkomposition, eine auf das Notwendige reduzierte
und dennoch sehr emotionale Version von Stevie Winwoods "Back in the High
Life Again". Zevons Beschäftigung mit dem Thema Tod, bevor er von seiner
Krankheit erfuhr, ist schlicht erstaunlich. Natürlich gab es da
frühere Titel wie "I'll Sleep when I'm Dead", aber neben dem prophetischen
Albumtitel gibt es diverse Anspielungen an unsere Vergänglichkeit. Absolut
typisch Zevon in diesem Zusammenhang ist das launige "My Shit's Fucked Up",
der Mann MUSS einen Siebten Sinn gehabt haben. Oder das gospel-orientierte
"Fistful Of Rain": Besser können positive und negative Strömungen
im Leben kaum auf einen Nenner gebracht werden.
Wir werden diese Stimme noch vermissen, glücklicherweise bleiben uns
Warren Zevons CDs.
Mike Kamp
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AMY ALLISON
No Frills Friend
(Spit & Polish SPIT018 /Shoeshine Records /SONY)
13 Tracks, 38:59; mit engl. Infos u. Texten
NEIL CLEARY
Numbers add up
(Spit & Polish SPIT017 /Shoeshine Records /SONY)
10 Tracks, 45:20; mit engl. Infos
JOHN MILLER AND HIS COUNTRY CASUALS
One Excuse too many
(Spit & Polish SPIT020 /Shoeshine Records /SONY)
12 Tracks, 42:49; mit engl. Infos
Waren Shoeshine /Spit & Polish aus Glasgow vergangenes Jahr eigentlich
irgendwo Label des Jahres? Wer auf einen Schlag ein Paket Alben
veröffentlicht wie das, welches die Schotten zusammen mit Amy Rigbys
"Til the Wheels Fall off" (siehe "Die Besondere" Folker! 2/04) im Herbst
schnürten, gehört dafür zumindest in die engere Auswahl. Mehrere
Gemeinsamkeiten haben die vorliegenden Künstler und Rigby: wenn nicht
Amerikaner, so doch wie John Miller zumindest in einem durch und durch
amerikanischen Genre zugange; an modernen musikalischen Trendsportarten offenbar
nicht ansatzweise interessiert; klassisches Songwriting; makellose
Interpretationen; nicht zuletzt Herz und Seele! Wenn auch nicht immer das
gleiche Maß an Humor wie Amy Allison, Tochter von Mose. Schon ihre
Automatenfotos mit der Freundin im Booklet sind zum Piepen, ertönt ihr
quäkendes Froschorgan erstmals möchte man ansatzlos sein Getränk
durch den Raum pusten, doch der Witz hat Substanz. Girl-Pop der
Rock'n'Roll-Ära hat es der New Yorkerin angetan, und mit ihrer ironisch
schillernden Version davon gibt sie's an uns weiter: alles selbst geschrieben,
alles auf den Punkt, 13 Stücke in 38:59, wie damals - nur nicht so
unbedarft! Das ist auch Neil Cleary nicht, und zuweilen ist er auch ähnlich
komisch wie Amy Allison, etwa wenn er in perfekter Fellow-Travellers-Mimikry
von den "Girls Who Leave the East for San Francisco" singt. Wie
abgedreht-meditativ es auch jenseits dieses Krachers in den Songs des aus
Vermont gebürtigen New Yorkers zugeht, darauf lässt ein Blick auf
die Schubladen Rückschlüsse zu, in die er in seiner Karriere bisher
so sprang: Schlagzeug in Rockbands, Gitarre und Mandoline in Contra-Dance
Bands, Solo-Singer/Songwriter, Gitarre im Iowa Gospel Chor, Schlagzeug in
einer Blues Band, bei Hank Williams III und so weiter. Kein Wunder so gesehen
auch, dass er bereits als in seinem zarten Alter so müde klingt - oder
doch: Junge Menschen verabschieden sich normalerweise nicht so gelassen aus
dem Hamsterrädchen der beschleunigten Medien- und Nachtlebengesellschaft!
Noch weiter draußen ist bestenfalls John Miller: Der Alibi-Glasgower
auf dem formidablen Schottenlabel steht mit seinem "old timey" Country ohne
jede zeitgenössische Brechung nicht mal mehr mit einem Bein im Hier
und Jetzt. Tut aber auch gar keine Not, man muss schließlich nicht
immer alles ironisch relativieren im Leben - nicht mal in der populären
Musik, mag sie auch noch so sehr von Brüchen leben: Manchmal braucht's
auch einfach eine eindimensional knalldirekte Liebe zum Sujet wie die von
John Miller zu den Countrymusikanten von jenseits des Teichs. Hauptsache,
man ist mit dem Herzen dabei - wie bei Shoeshine /Spit & Polish offenbar
jeder, von den Künstlern über die Labelmacher, am Ende womöglich
gar die Poststelle, welche die edlen Teilchen verschickt
Christian Beck
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JOSEPH SOBOL
In The Deep Heart's Core - Songs From The Poetry Of W.B.Yeats, Vol.
1 & 2
(Kiltartan Road Music KR1007 & KR1008)
CD 1: 16 Tracks; 56:19; CD 2: 19 Tracks; 47:56; mit Texten
"Von nun an zwinge ich mich, die traditionellen Metren, die sich gemeinsam
mit der Sprache entwickelt haben, zu akzeptieren." schrieb der irische Dichter
William Butler Yeats, als er sich vornahm, nicht mehr fürs Auge, sondern
fürs Ohr zu schreiben. Seinen Wunsch, vertont zu werden, hat der aus
Chicago stammende Musiker und Storyteller Joseph Sobol erfüllt: zur
1995 veröffentlichen CD 1 "I Am Of Ireland" erscheint nun die zweite
Hälfte seiner Yeats-Annäherung, "Cast A Cold Fire". Wieder stehen
ihm singend und sprechend Kathy Cowan und Tom Orf zur Seite, und auch die
Musiker von Kiltartan Road haben ihm größtenteils die Treue gehalten:
Laura Risk an der Fiddle, Aaron Kister Johnson an den Tasten und John Floerer
im Tiefton-Bereich. Das musikalische Gewand seiner Kompositionen ist jedoch
faltenreicher geworden. Klezmerklänge mischen sich ins Keltentum und
auch soundästhetisch weht ein frischerer Wind als bei Nummer 1. Nach
wie vor können Liebhaber der irischen Dichtung die Original-Zeilen von
Yeats im Booklet mitverfolgen.
Joseph Sobol, der 1999 mit dem Zitter-Album "Citternalia" keltisches Aufsehen
erregte, unterrichtet an der East Tennessee State University das Fach
"Storytelling" und hat sich als Performer, Autor und Komponist in der Folk-Szene
einen Namen gemacht.
Elise Schirrmacher
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STEVE EARLE
Jerusalem
(Ryko/Rough Trade/Zomba 38490132)
11 Tracks; 36:29; mit Texten und Infos
STEVE EARLE
Side Tracks
(Ryko/Rough Trade/Zomba 38490122)
13 Tracks; 48:44; mit Infos
STEVE EARLE
Just An American Boy
(Ryko/Rough Trade/Zomba 38490028)
DVD; ca 1:40:00
Ordnen wir zunächst einmal das Feld: "Jerusalem" ist eine
Wiederveröffentlichung der bereits vor knapp zwei Jahren erschienenen
CD. "Side Tracks" enthält Aufnahmen, die Steve Earle im Laufe der Jahre
für ganz unterschiedliche Projekte eingespielt hat. Es sind bis auf
zwei Instrumentals, die eigentlich auf die CD "Transcendental Blues" sollten,
keine Outtakes. Neu im engeren Sinn ist also eigentlich nur die DVD "Just
An American Boy".
"Jerusalem" könnte man als das politische Album von Steve Earles bezeichnen.
Ist es doch eine Reaktion auf die politische Entwicklung in den USA nach
dem Terroranschlägen vom 11. September 2001. Es ist sein pro-Amerika-Album,
wobei der engagierte Künstler natürlich ein Verständnis von
Patriotismus besitzt, das US-Präsident Bush mit allen Mitteln
bekämpft. Mit "John Walker's Blues" enthält "Jerusalem" auch den
Song, der Earle im Sommer 2002 in den Mainstreammedien viel Kritik einbrachte.
Es geht darin um den amerikanischen Taliban-Kämpfer John Walker Lindh.
Steve Earle geht darin, mit Blick auf seinen eigenen Sohn, der Frage nach,
was in seinem Land falsch läuft, dass ein junger Mann sich den Taliban
anschließen konnte. Musikalisch präsentiert sich Earle auf "Jerusalem"
im wesentlichen als Rockmusiker.
Vielfältiger sind die Farben auf "Sidetracks". Die Palette reicht von
Filmmusik - "Me and The Eagle" für "The Horse Whisperer" und "Ellis
Unit One" für "Dead Man Walking" - über Bluegrass und einem keltisch
angehauchten Instrumental - "Dominick St." mit Sharon Shannon - bis hin zu
Reggaeklängen. Persönlicher Favorit ist Earles Version von "Time
Has Come Today". Den Hit der Chambers Brothers hat Earle mit Sheryl Crow
eingespielt und dabei gleich noch einige O-Töne von Abbie Hoffmann aus
jener Zeit verarbeitet.
Die DVD "Just An American Boy" ist weder eine reine Dokumentation, noch ein
reiner Konzertmitschnitt. Die Schauplätze wechseln in den 28 Kapiteln
"fliegend". Dennoch bekommt man einen guten Eindruck davon, was Steve Earle
musikalisch und politisch bewegt. Da spielt sein Vorbild Woody Guthrie ebenso
eine Rolle wie sein Interesse an Bluegrassmusik. Man sieht Earle als
Kämpfer für die Bürgerrechte und gegen die Todesstrafe. Ein
weiteres Thema ist ein von ihm vor wenigen Jahren verfasstes
Bühnenstück. Und auch seine Drogensucht wird nicht ausgeklammert,
der Earle fast zum Opfer gefallen wäre. Von Künstlern seines Schlags
könnten die USA einige mehr gebrauchen.
Michael Kleff
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THE DIRTY DOZEN BRASS BAND
We got robbed! Live in New Orleans
(Rykodisc RCD 10663 / Rough Trade)
9 Tracks; 74:48; mit minimalen Infos
Dass Balkan, Karibik, Süd- und Mittelamerika sowie die verschiedenen
afrikanischen und asiatischen Regionen im Abendglühen der
anglo-amerikanischen Popdominanz endlich die verdiente Aufmerksamkeit bekommen
- wunderbar; dass der klassische Funk und Soul des US-Südens dabei global
gesehen ins Hintertreffen geriet - ein Jammer! Mitreissender als die Dirty
Dozen Brass Band es zu ihrem 25-Jährigen im Frühjahr 2003
demonstrierte, muss man erst einmal musizieren. Unwiderstehlicher. Intelligenter.
"Use your Brain" heißt eine Nummer - am besten wie das neunköpfige
Dutzend seine grauen Zellen zur Zusammenstellung des Gumbo auf seiner Speisekarte
genutzt hat: Von den Bläsern her eine Jazzband und rhythmisch eine
Funkkapelle, die James Brown würdig wäre, macht die Nachfolger
der Neville Brothers an der Spitze des New Orleans Funk letztlich erst ihre
Party-Erdung zur Sensation, die sie sind! "Free your mind and your ass will
follow" agitierten verkopftere Generationen von Afroamerikanern - bevor Funk
und Soul die Welt in den Siebzigern und Achtzigern mit der kausalen Umkehrung
dieses Slogans komplett eroberten: Den Kopf frei bekommen, indem mit dem
Hintern wackelt! Wem das nicht einmal mit der Dirty Dozen Brass Band mehr
gelingt, der muss dringend untersuchen, ob an ihm überhaupt noch etwas
beweglich ist - geschweige denn rhythmisch. Von bis zum Umfallen, vor
Erschöpfung, aber glücklich, gar nicht zu reden
Christian Beck
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TEYE & BELEN
FlamencObsesionArte
(CoraZong 255066)
9 Tracks; mit Texten und Infos (span./engl.)
Es ist nicht einfach, einen mallorcageschädigten Flamencohasser von
der Existenzberechtigung spanischer Folklore zu überzeugen. Teye &
Belen haben dieses Kunstwerk vollbracht, und vielleicht liegt es an der Herkunft
des Ehepaares: Austin, Texas.
Die texanische Variante des Flamenco verwendet statt Kastagnetten auch einmal
stampfende Pferdefüße oder eine jammernde Geige für ein Solo.
Der persische Sänger Mohammad Firoozi wirkt genauso natürlich platziert
wie Flamencostar Remedios Castro. Das zweite Soloalbum des Gitarristen Teye
wird trotz oder vielleicht gerade wegen der verschrobenen Details zum
Vorzeigeprojekt des Flamenco.
Das Debut "Viva el Flamenco" schaffte für Teye den Durchbruch als
Solokünstler und bescherte ihm Auftritte unter anderem auf der Womex.
Aufmerksame Leser von Liner Notes werden aber seinen Namen bereits früher
auf Alben von Joe Ely oder bei den Herren Springsteen oder Nelson entdeckt
haben. Das Album enthält neun Tracks unterschiedlicher Länge aus
überwiegend eigener Feder. "Rio Ancho", durch Paco de Lucia berühmte
Fremdkomposition, fügt sich nahtlos ein. Es sind, der Mode der Zeit
entsprechend, auch ein Video und einige Fotos auf der CD als Bonus enthalten,
Teye entschied sich dabei für einen schicken Unterwasser-Clip vom Kamerateam
Jaque Cousteaus. Zusätzlich wird man durch ein sehr liebevoll gestaltetes
Cover verwöhnt, welches den Anspruch des Flamencos als Gesamtkunstwerk
komplettiert.
Chris Elstrodt
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