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HANS SÖLLNER & BAYAMAN'SISSDEM
Oiwei i

(Trikont US-0321/Indigo)
14 Tracks; 65:40

Würde der Söllner Hans seine Lieder auf Englisch singen, käme er dem Dylan noch näher. Aber die brüchige Stimme und Intonation des bayerischen Underdogs und Grasrauchers führen auch so auf die Spur des Alten, wobei Söllner immer seine eigenen Marken hinterlässt. Mal ist er wütend bis auf die Knochen ("A Drecksau is a Drecksau"), dann zärtlich ohne Kompromisse ("Josefina Marie"). Könnte "Oiwei i" gar sein "Desire" sein?

Die lockere Stimmung, dieses aus dem Handgelenk Geschüttelte, das Akkordeon statt der Fiedel, die immer mal wieder spürbare leichte Melancholie: Es fällt gar nicht so schwer, die Brücke zu schlagen zu dem Dylan-Album von 75. Das klingt alles so, als ob der "Krautmo" die Begleitcombo "Bayaman'Sissdem" gleich mit versorgt hat, als er das letzte Mal im Hause Söllner zu Gast war - im Übrigen hübsch idyllisch beschrieben im Lied, dieser Besuch. Ach, die gute alte Zeit, der Krautmann kommt und erzählt Geschichten aus der weiten Welt. Wozu fernsehen?

"I hob a Herkunft, i hob a Land" singt der Songpoet stolz, aber er meint natürlich nicht das Stoiber-Bayern. Da gibt es das bayerische Paralleluniversum und der Hans mittendrin, mit politischen Botschaften, privaten Geschichten und beißendem Spott. Ein verbissener Weltverbesserer klingt aber anders. Wenn Söllner sticht, tut's weh. Jedoch, wenn er schmeichelt, lassen wir uns gern von ihm in die gemütliche Stuben locken. Oiwei er.

Volker Dick

 

HANS SÖLLNER & BAYAMAN'SISSDEM - Oiwei i


WOLFGANG RIECK
Alles muss sich wandeln

(Eigenverlag)
16 Tracks; 57:12; mit Texten und Infos

Dass in diesem Album viel Mühe und Aufwand steckt, zeigt bereits das wunderschön gestaltete 40-seitige (!) Booklet. Rekordverdächtig ist auch das Aufgebot zur Begleitung des Autoren: ein Streichquartett, ein a-capella-Quintett und 10 zusätzliche Musiker, darunter alte Bekannte wie Karl-Heinz Saleh und Jörg Kokott. Teilweise wurde in verschiedenen Kirchen von Rostock bis Berlin aufgenommen, auch eine kraftvolle Kirchenorgel (Joachim Vetter) ist dabei zu hören. Musikalisch gereift präsentiert der Mecklenburger ausschließlich Eigenkompositionen, die an Folk-Wurzeln (Piatkowski/Rieck) erinnern, z.T. im plattdeutschen Dialekt. Auch die See-Romantik vom Lande an der Waterkant kommt nicht zu kurz ("Land in Sicht", "Von der Meerjungfrau"). Neben sechs eigenen Texten enthält die CD auch sechs von Theodor Kramer, der einst von Wenzel wieder wiederentdeckt worden war, und mit dessen CD "Lied am Rand" man Rieck gut vergleichen kann. Insgesamt ein abwechslungsreiches Album auf hohem Niveau. Was ich mir noch gewünscht hätte, wäre etwas Humor, wie wir ihn aus Riecks Liederjan-Zeiten kennen. Mir persönlich ist die Grundstimmung etwas zu ernsthaft und sentimental. Aber das wird wohl mancher anders sehen.

Reinhard "Pfeffi" Ständer

 

WOLFGANG RIECK - Alles muss sich wandeln


GÜNTER GALL
Mascha Kaléko - Chanson vom Montag. Lieder, Lyrik Prosa

(ARTyCHOKE artist productions AP-1203-CD)
22 Tracks; 46:57; mit Texten und Infos

Carl Michael Bellmann - Durch alle Himmel und Gassen, Fredmans Episteln & Lieder

(ARTyCHOKE artist productions AP-1103-CD)
15 Tracks; 51:52; mit Texten und Infos

In der Auswahl seiner musikalischen Partner hatte der Osnabrücker Sänger und Liedermacher Günter Gall schon immer ein gutes Händchen, sei es für sein plattdeutsches Repertoire oder die diversen Liedprojekte. Für seine jüngsten (hochdeutschen) Literaturprogramme hat er wiederum exzellente Musiker verpflichten können, diesmal zwei klassische Gitarristen. Ingo Schneider aus Osnabrück unterstützt den Sänger bei seinem Mascha-Kaléko-Programm, der Sibirier Konstantin Vassiliev greift für die Bellmann-Lieder in die Saiten.

Die Texte der aus Chrzanów im heutigen Polen stammenden jüdischen Lyrikerin Kaléko waren seit geraumer Zeit immer wieder Bestandteil des Gall-Repertoires. Nun hat er endlich eine komplette CD mit vertonten oder rezitierten Kaléko-Gedichten zusammengestellt, einen unter die Haut gehenden, emotional dichten Überblick ihres Schaffens. Ingo Schneider liefert dazu unaufdringliche, aber virtuose Gitarrensätze, die die Stimmung der Texte geschmackvoll und passend untermalen - von melancholisch traurig bis fröhlich beschwingt.

Schon hemdsärmeliger kommt das Bellmann-Programm daher, in dem es textlich und musikalisch deftig zur Sache geht. Dabei fällt (wie auch beim Kalkéko-Projekt) Galls ausgezeichnete Gesangstechnik auf, die er im Laufe der Jahre immer mehr verfeinert hat. Es ist dem Sänger hoch anzurechnen, dass er in seiner Interpretation der Lieder und Episteln des schwedischen Sängerdichters nicht die von Interpreten wie Hannes Wader oder Bärengässlin sattsam bekannten Textfassungen von Zuckmayer, Klabund oder Artmann und Korth verwendet, sondern die eher unbekannten Übertragungen gewählt hat. In der Hauptsache stammen diese aus der Feder von Fritz Grasshoff, dem zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Dichter der "Halunkenpostille". Die meist sparsam instrumentierten Lieder erhalten durch die fulminanten Klassikgitarrensätze einen besonders authentischen "Geschmack" und durch Galls zupackenden Gesang vermitteln sie den Eindruck: Ja, so mag's geklungen haben, weiland im Krug "Zum Luchsen".

Beide CDS sind Freunden des literarischen Liedes uneingeschränkt zu empfehlen.

Ulrich Joosten

 


LECKER SACHEN
Universum d'Amour

(Jig It JICD 1028/Zomba)
10 Tracks; 45:02 ; mit Texten

Man nehme ein Quäntchen Pop und ein bisschen irische Folklore, vermische beides und voila, das ist die surprise à la Lecker Sachen. Die Band besteht aus fünf Kölner Musikern, die auf ihrem aktuellen Album "Universum d'Amour" eine erfrischend altmodische Note mit einer poppigen verbinden und so einen neuen Style finden: Die Poplore. Alle fünf sind Vollblutmusiker, die Originalität wahren wollen und daher ihre Instrumente bedienen anstatt ausschließlich elektronische Hilfsmittel zu benutzen. Die Rede ist natürlich von synthetischen Sounds, die braucht die Gruppe nicht, denn Lecker Sachen haben einfach sowohl akustische als auch elektronische Instrumente in ihre Stücke eingebaut und damit wieder einige Ohrwürmer geschaffen. Alles in allem eine gelungene Präsentation ihres Könnens und eine neue Auslegung elektroakustischer Musik. Poplore eben!

Adam Wilkinson

 

LECKER SACHEN - Universum d'Amour


TONI GEILING/KLAS YNGBORN
Abendlieder

(Eigenverlag, www.tonigeiling.de)
Promo-CD; 11 Tracks; 41:29

Den Jahrespreis für Bescheidenheit erhält Toni Geiling. Man gewinnt 2001 mal eben den Folkförderpreis und zieht sich dann mit dem Pianisten Klas Yngborn zur Produktion einer leisen CD zurück, die er scheinbar unscheinbar als Abendlieder betitelt. Der dezente Auftritt gelingt so perfekt, dass diese CD tatsächlich unbemerkt bleiben könnte. Die Juwelen des Albums erschließen sich erst durch genaues Hören, so zum Beispiel der feine Humor oder die filigranen Details, mit denen das Duo seine Interpretationen würzt.

Natürlich ist diese CD nur im Eigenverlag erhältlich, und natürlich zu einem ausgesprochenen Niedrigpreis. Auf der CD steht statt der üblichen Credits ein schlichtes "Danke an alle". Was dieses Duo abliefert, ist Kleinkunst vom Feinsten. Ob man bei "Mamas Nachtpolka" Klassik mit nordischer Folklore verbindet oder mit "verstohlen geht der Mond auf" in die selten genutzte Liederkiste des Bergischen Landes greift, in jedem Stück schwingt Melancholie mit, in jedem Stück findet sich ein Humor, leicht neben der Spur. Man traut sich nicht, die eigentlich deutlich ersichtliche Narrenkappe zu erkennen, um dem Künstler nicht seine ebenfalls deutlich erkennbare Ernsthaftigkeit abzusprechen. Man weiß nicht, ob man die Kinder zum Konzert holen soll oder besser ins Bett schickt. Man traut sich nicht zu lachen, aber schafft es nicht zu weinen. Diese Musik erzeugt Sehnsucht und man ertappt sich bei dem einzigen Gedanken: "Bitte, hört nicht auf zu spielen".

Chris Elstrodt

 

TONI GEILING/KLAS YNGBORN - Abendlieder


GREGOR HILDEN
Blue Hour

(Acoustic Music Records 319.1311.2/Zomba)
11 Tracks; 54:03; mit Infos

Ein perfekter Begleiter für die "blaue Stunde" ist diese Mischung aus Soul, Blues und Jazz. Mit bemerkenswerter Souveränität führt uns der Gitarrist Gregor Hilden durch diese Stile und macht sich selbst 40er Jahre Swing-Nummern oder auch Miles Davis' "Milestones" durch geschmackvolle Arrangements und Interpretationen zu eigen. Zur Seite stehen ihm dabei Thomas Hufschmidt (Keyboard), Sascha Oeing (Bass) und Dirk Brand (Schlagzeug). Die Gesangparts teilen sich Johnny Rogers für die erdig-bluesigen und Stevie Woods für die soulig-eleganten Stücke. Neben der musikalischen Klasse besticht auch die saubere und perfekte Aufnahme und Produktion der CD, die sehr gut klingt ohne "clean" zu wirken. Viel zu schnell geht sie vorbei, die blaue Stunde, und ein ums andere mal möchte man die Töne festhalten. Aber zum Glück gibt es ja die "Repeat-"Taste, und wer sich dann immer noch fragt, warum die Gitarre auf dem jeweiligen Stück so gut klingt, kann in der erweiterten Besetzungsliste nachlesen, mit welchem Instrument Gregor Hilden dabei gespielt hat.

Achim Hennes

 

GREGOR HILDEN - Blue Hour


DIVERSE
Sackpfeifen in Schwaben

(Haus der Volkskunst, Ebinger Str.56, 72336 Balingen-Dürrwangen; www.schwaben-kultur.de)
27 Tracks; mit Texten und Infos

Im Oktober 2003 fand in Balingen und Umgebung das Internationale Festival "Sackpfeifen in Schwaben" statt, an dem 19 Musikgruppen aus 16 Nationen teilnahmen. Dieses wird auf vorliegender CD dokumentiert, in Live-Aufnahmen und in seiner ganzen Vielfalt. Dementsprechend ist der Silberling wie ein "appetizer" zu genießen - in kleinen Häppchen, um sich Lust auf mehr zu holen. Genial-gut fand ich den Opener, Zampogna-Musik mit der Gruppe "Arche" aus Mittelitalien. Ebenso beeindruckend die Verbindung von bretonischer "biniou koz" mit Kirchenorgel, ein phantastischer harmonischer Klang. Vieles klingt ungewohnt und ist gewöhnungsbedürftig, zum Beispiel Zweistimmigkeiten aus Bulgarien, Lettland oder Kroatien. Manches, wie die Solo-Tunes, sollte wohl eher etwas für Freaks sein. Faszinierend wiederum Launedda-Musik aus Sardinien. Manche Abmischungen hätte man sich sicher anders gewünscht (Percussion bzw. Posaune zu laut), aber: "live is live". So bleibt beim Durchhören als Fazit: Sackpfeifenmusik stellt ein gesamteuropäisches Phänomen dar - in der Ausprägung äußerst verschieden, trotzdem immer wieder spannend.

Piet Pollack

 


CLARISSA Y FAMILIA LATINA
Different Faces

(Clarissima Arts & Records CL 0401)
11 Tracks; 48:54

Die singende "Ex-Teufelin", die schon mit ihrer Band "Clarissa y las Diablitas" viel gute Laune verbreitete, stellt hier ihre neue Latino-Familie vor: die Percussionistin Katrina Martinez und den Bassisten Alfredo H. Ruddock aus Kuba, den ukrainischen Trompeter Semion Barlacz, den Pianisten Oliver Lepinart, Drummer Robby Geerken und Saxophonspieler Tobi Schiller aus Deutschland. Clarissa selbst ist der in Berlin geborene Spross eines argentinischen Jazz-Pianisten. Kein Wunder, dass sie in die Fußstapfen des Vaters trat, sich mit Leib und Seele dieser Musik verschrieb und als Sängerin Karriere machte. Bei einem Auftritt auf dem internationalen Jazzfestival Plaza Havanna 1998 entdeckte sie dann ihre Leidenschaft für kubanische und andere Latino-Klänge. Nach dem Erfolg mit Las Diablitas setzt sie jetzt mit ihren neuen Familia Latina konsequent die bewährte Mischung aus Jazz, Latin und traditioneller kubanischer Musik fort. Der Erstling der Band überzeugt mit eigenwilligen Arrangements, einfallsreichen Instrumentierungen und viel Liebe zum Detail. Als Überraschungsgäste schauen zahlreiche hochkarätige Musiker wie Grammy-Gewinner Oscar Valdéz, Scatsänger Bobby Carcassés oder Isaac Delgado bei der Familia Latina vorbei.

Suzanne Cords

 

CLARISSA Y FAMILIA LATINA - Different Faces


NADIA BIRKENSTOCK
Wandering between the worlds

15 Tracks; 55:34; mit Texten

Gelungener Zweitling einer jungen Harfenistin (und Sängerin!) aus Süddeutschland. Celtic Harp pur: traditionelle Melodien, Dance Tunes und aus Irland, Schottland, England und Wales. Darunter Klassiker wie "The Kid on the Mountain" oder "Carolan's Farewell to Music", aber auch sehr viel selten Gehörtes und Außergewöhnliches wie "Harp Song of the Dane Women" nach einem Gedicht von Rudyard Kipling. Dem Charakter der Harfe entsprechend ist die Musik durchgehend ruhig, fließend, mediativ: ein wunderschönes Album zum Träumen und Relaxen.

Auf überflüssigen Schnickschnack wird verzichtet - auch neutönende Expermente sucht man vergebens. Trotzdem klingt Nadia Birkenstocks Musik keinen Moment lang verstaubt, sondern schlicht zeitlos-schön. Dafür sorgen auch die dezent-stimmigen Arrangements (with a little help befreundeter Gastmusiker). Erwähnenswert auch die teils überraschende Instrumentierung: Wer hätte gedacht, dass Bandeneon oder Tablas so gut mit der keltischen Harfe harmonisieren?

Anne-D. Marcordes

 

NADIA BIRKENSTOCK - Wandering between the worlds


MARCEL ADAM
de passage - uff de Durchrääs

(Leico 8617)
17 Tracks; 55:45; mit Texten u. Infos, franz. u. dt.

Im Südwesten der Republik und der deutsch-französischen Grenzregion ist der "Lothringer Bub" nach drei Soloalben längst eine Institution in Sachen Chanson und Comédie. Nun schickt sich Marcel Adam (s. a. Porträt im Folker! 5/2001) an, auch "im Reich" (wie der Saarländer sagen würde) als Liedermacher und Entertainer Fuß zu fassen. Seinem Erfolgsrezept - Lieder in (ost)lothringer Mundart, französischer und deutscher Sprache - ist er treu geblieben. Und auch inhaltlich setzt Adam auf Bewährtes. Da gibt es melancholische (Selbst-)Reflexionen wie in "Südamerikoner" oder im Titelstück, das z. T. programmatisch für das ganze Album steht. Der Mensch ist nur auf der Durchreise, das Leben endlich, ergo soll er es gelassener betrachten: "Pack känn so schweri Bagage/Du bisch eh nur de Passage". Und es gibt mehr oder minder witzige bis hintersinnige Lieder, die sein komödiantisches Talent belegen (z. B. "Känn Glick in der Liebe"). Musikalisch bedient sich Adam - brillant von Laurent Kremer (g) und Vincent Carduccio (acc) u. a. KollegInnen begleitet - bisweilen augenzwinkernd bei Rock'n'Roll ("On min Radio") und gar volkstümlicher Polka ("De lothringer Jodeler"). Sehr gelungen sind seine Versionen von Jacques Dutroncs "Paris s'éveille" und Erich Virchs "Das kann keiner so wie du". Und dann gibt es im siebenmonatigen Vorgriff zwei weihnachtliche Bonustracks, eingespielt für die TV-Sendung "Weihnachten in Europa 2002" mit dem Filmorchester Babelsberg.

Roland Schmitt

 

MARCEL ADAM - de passage - uff de Durchrääs


DIE WELLKÜREN
Das Mensch - Traditionals

(Mood Records MOOD 6752/Zweitausendeins)
16 Titel; 43:42; mit Texten

Die Wellküren Moni, Vroni und Burgi kennt man von einem Promofoto als Zigarren rauchende Vamps, die dreinschauen, als seien sie sehr wohl in der Lage, dem anderen Geschlecht zu zeigen, an welchem Körperteil der redensartliche Hammer hängt. Und ausgerechnet diese bissigen Kabarettistinnen sollen sich nun daranmachen, ein Programm mit bravem bayerischem Volksliedgut auf CD zu bannen? Nö - glaub' ich nich! Schon das Cover ihrer vierten CD irritiert: Erst beim zweiten Hinblicken erkennt man, dass es ein Dirndlkleid ist, das da im Wald am Ast eines Baumes hängt. Spätestens, wenn man die CD-Box rumdreht und hintendrauf eine auf der Waldlichtung abgelegte Krachlederne erspäht, nicht jedoch ihren Besitzer, nährt sich der Verdacht, dass es in den Liedern der CD zwar durchaus traditionell, aber keineswegs asexuell zur Sache geht. Alle Texte der ausschließlich traditionellen und mitunter textlich expliziten Volkslieder von Liebe, Lust und Leid sind von Frauen gesungen und für Frauen komponiert worden. Arrangiert, instrumentiert und aufgenommen wurde die CD von Bruder Christoph ("Stopherl") Well. "Well done" - oder wie sagt der Bajuware?

Ulrich Joosten

 

DIE WELLKÜREN - Das Mensch - Traditionals


TROLLIUS WEISS
fließen - das leben lebt sich selbst

(Eigenverlag)
12 Tracks; 50:05; mit 4 Texten und Infos

Über den Liedpoeten aus Darmstadt, der früher in Berlin und München auch in Folkgruppen spielte, ist nicht viel in Erfahrung zu bringen. Seine CD beinhaltet überwiegend von ihm selbst geschriebene Liebeslieder, die er zur akustischen Gitarre vorträgt, gelegentlich begleitet von Willy Sommerwerk (g, voc). Einige Stücke, z.B. "Ein Meer von Blumen" oder "Solang der Wind mich trägt" verbreiten recht triviale Lagerfeuerromantik im Stile der sechziger Jahre. Andere (wenige) hören sich da schon moderner an, wie der hiphop-ähnliche Sprechgesang in "Das Leben lebt sich selbst" oder "Cabrio" im Boogie-Blues-Stil. Zwei Songs fallen durchaus positiv aus dem Rahmen: "Mein Basischakra" über die unergründliche Esoterik-Welt der Gurus, Yoga, Tantra und Schamanen, sowie "Ein Leben lang in Therapie" über Psychosen, Trauma und Neurosen. "Meine Praxis ist der Hammer ..." nährt die Vermutung, dass Trollius dort selbst beruflich tätig ist oder zumindest war, was auch mehrere Konzerttermine in "Fachkliniken" andeuten. Auf jeden Fall ein eigenwillig komischer Humor, der leider gegenüber den "normalen Titeln" die Ausnahme bleibt.

Reinhard "Pfeffi" Ständer

 

TROLLIUS WEISS - fließen - das leben lebt sich selbst


natascha osterkorn
Gipsy Fantasies

(Raumer Records 2004,RR 13699)
10 Tracks; 78:54; Fotos und Info dt, engl.

Natascha Osterkorn spielt und singt russische Zigeunermusik, doch das macht sie nicht im herkömmlichen Folklore-Sinne. Obwohl sich alle bekannten Stilelemente finden lassen, ist ihre zweite CD vor allem geprägt von ihrem eigenwilligen, eindringlichen Klavierspiel. Begleitet von eher klassischer Violine bekommen die Aufnahmen einen gehobenen sphärischen Sound; ätherische Klänge laden die Fantasie zum davon schwebenden Traum ein. Etwas von der Melancholie und der tiefen Seele klingt an, die man in älterer russischer Literatur verspüren kann. Darüber klingt hoch und leicht Natascha Osterkorns helle Stimme, die sie gelegentlich zu einem sich leidenschaftlich steigernden Chor vervielfachen ließ.

Diese Aufnahmen zeigen Natascha Osterkorn nicht nur als virtuose Interpretin. Sie steuert auch Eigenkompositionen, sogar eigene Texte bei und geht damit einen interessanten eigenen Weg. Von dieser Musikerin kann man noch einige beeindruckende Entwicklungen erwarten.

Jürgen Brehme

 

natascha osterkorn - Gipsy Fantasies


SCHANDMAUL
Wie Pech & Schwefel

(F.A.M.E/ BMG)
Promo-CD; 15 Tracks; 63:08

Alle Jahre wieder eine CD; sagen sich wohl die Schandmäuler und stellen bereits Longplayer Nummer fünf in die Plattenregale. Konsequent führen die Münchner fort, was sie Ende der 90er Jahre begonnen haben. Inzwischen trauen sie sich, richtig auf das Schlagwerk drauf zu hauen, die Gitarren ordentlich rocken zu lassen und verzichten dabei weder auf eingehende Melodien, Mittelaltersounds noch Wortwitz. Dass die Band inzwischen etliche Konzerte und Aufnahmesessions zusammen bestritten hat, merkt man der neuen Produktion an: Von vorn bis hinten sehr rund, nicht schrammelig und vielfältig in den Musikarrangements. Allerdings, so muss man den Folkies sagen, ist "Wie Pech & Schwefel" richtig schön rockig. Immer wieder spannen Geige, Drehleier, Schalmeien und Dudelsack den Bogen in die Vergangenheit, während die Beatformation mit modernen Rocksounds nach vorn drückt.

Claudia Frenzel

 

SCHANDMAUL - Wie Pech & Schwefel


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