backRezensionen Afrika


DIVERSE
The Rough Guide To The Music Of Ethiopia

(World Music Network 1124/Edel)
15 Tracks; 74:38; Infos in Englisch

Überraschend, was hier an Musik aus Äthiopien zusammengetragen wurde. Oder sollte man Musiken sagen? Man sollte. Denn der urbane Sound Addis Abebas kommt so vielfältig daher, wie man es sonst nur von westlichen Metropolen erwartet. Das fängt schon beim 6/8-Takt an, sonst Markenzeichen äthiopischer Musik; gleich im zweiten Track, vom Superstar der 60er und 70er, Girma Béyéné, ist ein wunderbarer Bigband-Sound zu hören ­ im 4/4- Takt. Dito Track 3 von Mogés Habté, es könnte auch ein frühes Stück von Klaus Doldinger sein. Da ist jede Menge Swing, Soul, ja Rock und Jazzrock zu hören ­ alleine der saxophonlastige Einsatz von Bläsern und die leicht hektischen Gesangsphrasierungen setzen sich als Erkennungsmerkmal äthiopischer Musik durch. Selbst kubanisches Flair wird nicht ausgespart. Zwischendurch kommt mal das Nationalinstrument Äthiopiens, die Krar, fast puristisch mit Gesang zum Einsatz, doch insgesamt wird hier ein verzückend weitreichendes, modern-städtisches Spektrum geboten. Man mag ein wenig die Abyssinia Band oder Alemayehu Fantaye, das Yared Orchestra oder Johannes Afework vermissen. Doch in knapp 75 Minuten ist nicht alles machbar, schon gar nicht bei einer von den 60ern bis heute reichenden Zeitachse. Für die Lücken entschädigen, über die oben genannten hinaus, der unvermeidliche, weil exzellente Mahmoud Ahmed, dann ein nur mit Piano begleitetes Lied von Aster Aweke sowie Netsanet Mellesse mit "Dodge", einem ihrer Glanzstücke aus dem gleichnamigen Album ­ nebst einigen weiteren hörenswerten Überraschungen. Eine wunderbare Zusammenstellung!

Luigi Lauer

 

DIVERSE - The Rough Guide To The Music Of Ethiopia


TEOLFILO CHANTRE
Azulando

(Tropical Music 68.839/ BMG 916.883.92)
13 Tracks, 58:37, mit kreolischen und deutschen Texten

Der Musiker und Sänger Teofilo Chantre ist hierzulande längst nicht so bekannt wie seine Landsmännin Cesaria Evora, aber viele ihrer Lieder stammen aus seiner Feder. Zwar lebt der 40-jährige seit seinem 13. Lebensjahr in Frankreich, doch die Exil-Insulaner pflegen engen Kontakt untereinander und so blieb auch Teofilo Chantre den Klängen seiner Vorfahren treu: der melancholischen Morna und der beschwingten Coladeira, die er mit etwas Bossa Nova, Bolero und Jazz aufpeppt. Mit sanfter, feinfühliger Stimme und unverwechselbar traurigem Timbre hat er sich auf seinem neuesten Werk der Farbe Blau in all ihren unterschiedlichen Facetten angenommen: "Azulando" eben. Er singt vom blauen Planeten und von der Quelle seiner Wehmut. Blau sei für ihn stark mit dem Gefühl von "Sodade" verwoben, sagt Chantre, jenem Herzschmerz und jener Sehnsucht, die jeder Kapverdianer im Herzen zu tragen scheint. Zu dieser Stimmung passt die akustische Formation. Chantre selbst ist nicht nur ein virtuoser Gitarrenspieler, sondern beherrscht auch Cavaquinho, Kontrabass, Schlagzeug und Akkordeon. Musikalisch unterstützt wird er vom Geiger Kim Dan Le Oc Mach, Akkordeonspieler Jacky Fourniret sowie dem Pianisten Nando Andrade und anderen Gastmusikern aus Cesarias Band. Die barfüßige Diva selbst singt mit ihm in "Mae pa Fidje" ein Duett über den Schmerz der Trennung von Mutter und Sohn, und auch der angolanische Altmeister Bonga gibt sich die Ehre. Ein Album der leisen Töne, das zu bezaubern weiß.

Suzanne Cords

 

TEOLFILO CHANTRE - Azulando


DIVERSE
Gumboot Guitar ­ Zulu Street Guitar Music From South Africa

(Topic Records 923)
10 Tracks, 76:49; Infos in Englisch

The King's Musicians
Royalist Music of Buganda ­ Uganda

(Topic Records 925)
15 Tracks, 59:55; Infos in Englisch

Zwei Alben, die zum tieferen Eintauchen gedacht sind. Der Gumboot Dance ist ein Tanz der schwarzen Minenarbeiter Südafrikas. Die Aufnahmen entstanden auf der Straße, ihr Wert liegt also mehr in der Authentizität als in der technischen Ästhetik. Der Reiz liegt besonders in der synkopierten Rhythmik der Tänzer, die gut hörbar sind und nur mit Akkordeon und Gitarre begleitet werden. Für Kenner ein Leckerbissen! Zu einem guten Teil aus den 60ern stammen die Hofmusiken Ugandas; der Feldaufnahmen-Charakter ist entsprechend. Ein ausgeprägtes Interesse an historisch-musikethnologischer Forschung ist schon nötig, um an den Einspielungen mit Trommeln, Flöten, Xylophonen, (Sprech-) Gesang und anderem Besteck Freude zu haben. Dann aber gründlich, denn die teils aberwitzigen technischen Fertigkeiten der Musiker sind schwer beeindruckend.

Luigi Lauer

 

DIVERSE - Gumboot Guitar ­ Zulu Street Guitar Music From South Africa

The King's Musicians - Royalist Music of Buganda ­ Uganda


DAARA J
Boomerang

(Wrasse Records WRASS 105/harmonia mundi)
13 Tracks; 56:18

Daara J ist eine dreiköpfige senegalesische Crew, die französischen Hip-Hop mit starkem traditionell-afrikanischen Einschlag produziert. Ihr drittes Projekt "Boomerang" ist ein vielseitiges und instrumentallastiges Album, das völlig zurecht an der Spitze der Worldmusic Charts Europe steht.

Zwei Dinge begeistern mich. Während die meisten Hip-Hop-Alben in der heutigen Zeit mit Hilfe von viel Elektronik produziert werden, haben sich die drei Afrikaner und ihre Mitmusiker zumindest teilweise echter Instrumente bedient. Und dann die Lyrics! Da geht es nicht darum, was die Drei für starke Typen sind, sondern um alltägliche Problem wie Selbstsucht, Entwurzelung oder die Ausbeutung der afrikanischen Bevölkerung.

Daara J haben was zu sagen und sie sagen es gut, sehr gut sogar.

Adam Wilkinson

 

DAARA J - Boomerang


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