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Dhafer Youssef:
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Rabih Abou-Khalil: |
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Neue Oud-Basisversorgung
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Rabih Abou-Khalil unterwegs: 25.02.04 Hamburg, Fabrik 26.02.04 Berlin, Haus der Kulturen der Welt 27.02.04 Darmstadt, Centralstation 28.02.04 A-Innsbruck, Treibhaus 29.02.04 A-Wien, Porgy & Bess 03.03.04 Ansbach, Kammerspiele 04.03.04 Lörrach, Burghof 05.03.04 Offenburg, Reithalle 06.03.04 Heidelberg, Karlstor Bahnhof
Dhafer Youssef unterwegs: |
Der tiefgreifende Einfluss der arabischen Laute ist fast in Vergessenheit geraten - wahrscheinlich, weil diese Ereignisse schon so weit zurückliegen. Vom 12. bis 14. Jahrhundert brachten die raubenden Banden der so genannten "Kreuzritter" aus dem Nahen Osten die arabische Laute mit, die sich auch über das maurische Spanien in weiten Teilen Europas verbreitete. Dieser andalusische Einfluss war musikalisch - ganz ohne moderne Kommunikationsmedien - ähnlich prägend wie heute der anglo-amerikanische Pop. Aus "Al Ud " (1) wurde "Lute" bzw. die "Laute". Im Mittelalter war es das Instrument der Barden und Minnesänger. Viele Musikwissenschaftler sehen in ihr eine Vorläuferin der Gitarre.
Nun bringen innovative orientalische Musiker wie Anouar Brahem, Ara Dinkjian, Dhafer Youssef und Rabih Abou-Khalil die Oud zurück in den Westen und in die Jazz-, Weltmusik- und Popcharts.
Von Birger Gesthuisen
Die arabische Laute entwickelte sich im Westen von einem Exoten zu einem fast selbstverständlichen Instrument mit besonderer Faszination. Vor 30 Jahren hätte man die Schublade "Ethnojazz" bedient; heute geht es darum, die Eigenarten dieser Musiken wahrzunehmen, die in der Regel auf Jazzlabels erscheinen. "Jazz" dient als Sammelbegriff für musikalische Innovation und hat mit ethnischen Musiken eine große, gemeinsame Gemengelage.
Als Anouar Brahem 1982 für vier Jahre nach Paris ging, wollte dort niemand
seine neuen Kompositionen für die arabische Laute hören, ebenso
wenig wie
in
seiner tunesischen Heimat. In seiner Kindheit dominierten die fünf-
bis sechsköpfigen Ensembles, in deren Mittelpunkt die Oud stand. "Meine
Beziehung zu diesem Instrument kommt vom Radio, denn ich hatte kein Geld,
Konzerte zu besuchen." Zunächst erlernte er das Oudspiel in einer
verschulten Form auf dem Konservatorium. Ein inneres Verständnis erlangte
er dann über einen Privatlehrer, den er fast täglich aufsuchte.
In der Zwischenzeit wuchsen diese kleinen orientalischen Ensembles zum Koloss der Rundfunkorchester. Die Oud verlor dabei an Kontur. "Auf der Oud solistisch zu spielen, galt damals in Tunis als völlig bizarr. Außerdem wurde arabische Musik in der Regel gesungen. Eigentlich war das allmähliche Verschwinden der Oud zu erwarten, doch dann setzte eine Gegenbewegung ein: Einige Oudis taten sich solistisch hervor und legten neue Kompositionen für ihr Instrument vor. Mittlerweile gibt es wieder viele Oudspieler und Instrumentenbauer. Wir erleben eine Renaissance." Anouar Brahem gastiert heute selbst im fernen Istanbul vor 2.000 Zuschauern ...
Tunesien liegt in einem inspirierenden Schnittpunkt eher westlich-andalusischer Traditionen und der orientalischen Schule aus Ägypten sowie Einflüssen aus der Türkei und dem Irak, die Anouar Brahems Lehrer prägten. Der Oudspieler lernte gründlich, um sich dann etwa von starren Formen der orientalischen Tonfolgen zu befreien. Er blieb allerdings bei einer "horizontalen Ästhetik" (2) orientalischer Musiken im Unterschied zur westlichen, vertikalen Mehrstimmigkeit: "Ich bleibe meist modal, eher melodieorientiert als polyphonisch. Andererseits verwende ich keine Makams (3) im traditionellen Sinne".
Angetrieben wird er von seiner ständigen Suche nach Anregungen, von
einer kreativen Unruhe, die einen Ausnahmekünstler auszeichnet, mit
dem auch Jan Garbarek und John Surman zusammenspielten. Sie alle suchen das
intensive Knistern beim Betreten von musikalischem Neuland. Und der "Poet
der Oud" braucht diese Herausforderung: "Es ist mir unmöglich, Musik
zu machen, wenn ich nichts riskiere. Wenn du dich nicht in Gefahr begibst,
machst du nur alltägliche Dinge". So entstanden sehr unterschiedliche
Alben, die auf ihre Weise jeweils erfolgreich waren: "Astrakan Cafe" mit
dem türkischen Zigeunerklarinettisten Barbaros Erköse verkaufte
sich in Deutschland sehr gut und kam auf Platz 2 der "European Worldmusic
Charts". Das folgende "Le pas du chat noir" mit der ungewöhnlichen
Begleitung von Klavier und Akkordeon wurde in den USA ein Erfolg. Wer nun
das erste Album in die Weltmusikkiste legt und das zweite in die Jazzschublade,
der mag überrascht sein, wenn Anouar Brahem feststellt: "In Le
pas du chat noir' spielte ich sicher traditioneller und orientalischer als
mit Barbaros Erköse. Vielleicht wollte ich eine kontrastierende Farbe
einbringen, denn jeder neue Mitmusiker verschafft mir eine andere
Inspiration."
Anouar Brahem ist der einzige, im Westen erfolgreiche Oudi, der noch in seiner Heimat lebt. Sein Landsmann Dhafer Youssef (s. Folker! 4/2001) floh schon in den 80er Jahren vor der Trostlosigkeit seiner tunesischen Heimatstadt nach Österreich und lebt heute in New York, Paris und aus dem Koffer, denn er ist ein international gefragter Live-Act.
Trotz dieser Abkehr liegen seine musikalischen Wurzeln in Tunesien. Sein Großvater war Vorsänger in einer Moschee und lehrte ihn schon als Kind die Suren des Korans (4).
Bis heute ist Religiösität für ihn ein Kraftzentrum: "Glaube ist, dass man fliegt, dass man eine tiefe Freude in sich spürt und eine Erleichterung, dass man ein Licht in sich spürt, zu Licht wird." Wer die Leichtigkeit seiner Gesangsakrobatik miterlebt und seine aufwärtsstrebende Hand, die an die Sufis der tanzenden Derwische erinnert, die sich als Mittler zwischen Himmel/Gott und Erde/Menschen sehen, der kann diese Inspiration durch den Sufismus erahnen.
Wie bei Anouar Brahem wurde auch für ihn das Kofferradio zum Kulturträger. Doch Youssef zog daraus für seine Musik andere Schlüsse: "Ich habe immer in einem alten Radio diesen Weit-Sendern' gelauscht, die ganz andere Klänge hatten: Klassische Musik, Pop-Musik - alles, was in meiner Heimat nicht zu hören war. Das hat mich natürlich angeregt."
Warum diese Oudspieler sich ausgerechnet für dieses Instrument entschieden, ist eine eher akademische Frage, denn alle vier Musiker wuchsen in diesen Kosmos hinein. Es war in ihrer Kindheit das dominierende Instrument, das man einfach lernte, wenn man überhaupt ein Instrument spielen wollte. Dhafer Youssef erhielt seine erste Laute mit 15 Jahren: "Es hätte auch ein Klavier sein können, aber ich wuchs an einem Ort auf, wo es nichts gab außer dem Kampf ums tägliche Brot. Es gab in meiner Stadt überhaupt keine Möglichkeit, ein anderes Instrument zu kaufen."
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