Während im Landestheater Tübingen der Soundcheck für das letzte
SWR-Liederfest über die Bühne ging, diskutierten ganz in der Nähe
in einem Hotel Mitglieder der Jury über die über mehrere Monate
hinweg unsicher gewesene Zukunft von Liederbestenliste, Liederpreis und
Liederfest. Rechtzeitig vor Beginn des Konzerts am 1. November - mit
Förderpreisträger Masen, einem grandios aufspielenden
Liederpreisträger Tinu Heiniger und Hannes Wader als weiterem Programmpunkt
- war die Kuh vom Eis: Mit dem neu gegründeten "Verein Deutschsprachige
Musik" hat die Liederbestenliste nach dem Ausstieg des SWR eine neue Heimat
gefunden. Im Gespräch mit SWR-Hörfunkdirektor Bernhard Hermann
wurden zudem alle Streitigkeiten ad acta gelegt. Der Verein kann den Namen
"Liederbestenliste" fortführen und das Archiv von 20 Jahren
Liederbestenliste, das ein wichtiges Stück Geschichte des deutschsprachigen
Liedes dokumentiert, auf seiner Homepage anbieten
(
www.liederbestenliste.de). Dem Vereinsvorstand gehören an: Folker!-CvD
Michael Kleff als Vorsitzender, Holger Beythien aus Berlin als Stellvertreter,
Danuta Görnandt aus Potsdam als Schatzmeisterin sowie Martin Steiner
aus der Schweiz als Beisitzer. Alle Vorstandsmitglieder gehören zugleich
der 21-köpfigen Jury an, die von der Gründungsversammlung
zunächst für ein Jahr bestätigt wurde. Das nächste Liederfest
ist für den November 2004 in Berlin geplant. Bis dahin soll auch ein
Konzept zur inhaltlichen Neukonzipierung der Hitparade des deutschsprachigen
Lieds vorgelegt werden. Der Vorstand des Vereins Deutschsprachige Musik will
versuchen, mehrere Rundfunkanstalten dafür zu gewinnen, im Rahmen einer
Art "Liederzirkus" das Liederfest jedes Jahr an einem anderen Ort der beteiligten
Länder Belgien, Deutschland, Österreich und Schweiz stattfinden
zu lassen. In einem Brief an seine ARD-Kollegen und -Kolleginnen hat
SWR-Hörfunkdirektor Bernhard Hermann angekündigt, sich daran zu
beteiligen, wenn mindestens fünf andere Sender mitmachen.
Der neue Verein will für sein Anliegen im kommenden Jahr bei möglichst
vielen Veranstaltungen werben. Beim Festival Musik und Politik 2004 vom 25.
bis 29. Februar in Berlin
( www.musikundpolitik.de,
www.songklub.de) beteiligt sich die
Liederbestenliste gleich an mehreren Veranstaltungen. So u.a. bei einem vom
Festival und der Friedrich-Ebert-Stiftung organisierten Podiumsgespräch,
bei dem unter dem Thema "Tobe, zürne, misch dich ein!' -
Deutschsprachiges Lied ohne Lobby?" u.a. die KünstlerInnen Mellow Mark,
Manja Präkels, Konstantin Wecker, Hans-Eckardt Wenzel sowie Folker!-CvD
und Liederbestenliste-Juror Michael Kleff unter der Leitung von Petra Schwarz
und Lutz Kirchenwitz miteinander diskutieren. Im Anschluss präsentiert
die Liederbestenliste ein Konzert mit Konstantin Wecker, Hans-Eckardt Wenzel,
Der singende Tresen und Mellow Mark. Das Folker!-Gespräch beim
diesjährigen Festival trägt den Titel "Burg Waldeck und die Folgen
- Songfestivals in Deutschland". Angekündigte Teilnehmer sind Bernhard
Hanneken, Eckard Holler, Diethart Kerbs, Lutz Kirchenwitz und Reinhard Mey
(angefragt).
Das Thema "Burg Waldeck" hat natürlich einen aktuellen Anlass: Im Mai ist es 40 Jahre her, dass auf Burg Waldeck im Hunsrück das erste "Festival Chanson Folklore International" stattfand. Bis 1969 waren es sechs Songfestival, die einer neuen engagierten Liedkultur und einer neuen Generation von Liedermachern und Sängern zum Durchbruch verhalfen (Franz Josef Degenhardt, Reinhard Mey, Hannes Wader u.a.). Der Geist der Ostermärsche und der beginnenden Studentenrevolte hatte den kulturellen Aufbruch auf der Waldeck erst möglich gemacht, die politische Radikalisierung führte jedoch auch zum Ende der Festivals ("Stellt die Gitarren in die Ecke und diskutiert!"). Viele spätere Festivals beriefen sich auf das Erbe der Waldeck, im Unterschied zu den 60er Jahren gibt es jedoch von den 70er Jahren bis heute eine starke Tendenz der Entpolitisierung und einen rückläufigen Anteil der Liedermacher. Beim Festival Musik und Politik wird die Wanderausstellung "Burg Waldeck und die Folgen - Songfestivals in Deutschland" eröffnet werden, die Entstehung und Verlauf der Festivals auf Burg Waldeck in den 60er Jahren und die Entwicklung der Festivalszene bis heute dokumentieren soll.
Der Folker! wird sich in seinen nächsten Ausgaben ausführlich mit dem Thema befassen. Aktuelle Informationen über das Pfingstprogramm gibt es auf dieser Homepage.
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