backRezensionen International


SUSHEELA RAMAN
Love Trap

(Virgin-Promo-Rohling; ohne Best.-Nr.)
11 Tracks; 51:02, mit Presseinfo

Auch auf ihrem zweiten Album verlangt die junge Dame ihrem Publikum jede Menge Flexibilität ab: ein Titelsong, nach dem man glatt den nächsten James-Bond-Film drehen könnte, ein subtil groovendes Stückchen Mittelmeer ("Sarasa"), einen Ausflug mit den Yat-Khas Tiolouch & Kuvezin in die Gefilde des psychedelischen Folkes ("Amba"), eine Hommage in Diktion & Komposition an die Vorbilder Mitchell & Armatrading ("Save me"), ein Häppchen Karibik ("Ye Meera Divanapan Hai"); dazu jede Menge Wohltönendes aus mikrotonalen Regionen, mal auf Naturinstrumenten ("Dhamavati") dargeboten, mal abgerundet mit einer Portion Fiepen, Knurpsen und (Ver-)Zerren von Synthis, Samplern und Stimmbändern ("Manusoloni", wieder mit den Freunden von Yat-Kha). Und schlussendlich verbeugt sich Susheela im letzten Track "Blue lily red lotus" ganz artig vor der Tradition.

Fazit: Homogen ist anders. Und das ist auch gut so. Für mich jedenfalls ist "Love trap" ein brillantes und abwechslungsreiches Stückchen Pop, und nebenbei ein wunderschönes Beispiel dafür, dass U-Musik mit Wurzeln locker jeder gecasteten Windhose standhält.

Walter Bast

 


RABIH ABOU-KHALIL
Morton's Foot

(Enja/Soulfood ENJ-9462-2)
11 Tracks; 68:15, mit 62-seitigem Booklet

Heiliger Origamus, was für ein CD-Digipäckchen: ein Tryptichon mit aufklappbaren Musikern zur Linken, ein ausgestanztes Schlüsselloch als Griffmulde ins CD-Einschubfach zur Rechten, in der Mitte ein 62-seitiges Booklet mit einem sardonisch grinsenden Abou-Khalil auf dem Deckblatt sowie seltsam schauenden Musikern, einer Kurzgeschichte von Jean-Louis Yaich in vier Sprachen, zwei Partituren und dem Foto eines "Maltese Chicken" genannten Stoffunikums im Inneren, das Ganze eingekleidet in ein schwarzes Außencover mit rubinrot reflektierenden Buchstaben und Arabesken!

Doch was hat das Ganze mit dem Fuß eines gewissen Morton zu tun? Na, irgendwo auf den 62 Seiten Booklet wird's doch wohl eine Erklärung geben! Doch nix davon, lediglich die Bemerkung, dass die stark ins kafkaeske spielende Kurzgeschichte "Les pieds dans l'eau" von Herrn Yaich extra für diese CD geschrieben wurde. - Also, ein prüfender Blick ins Firmeninfo, doch auch hier nur strenge Fakten: Sänger Gavino Murgia stammt aus Sardinien, Tubist Michel Godard aus Frankreich, Klarinettist Gabriele Mirabassi und Akkordeonist Luciano Biondini sind Italiener, Schlagwerker Jarrod Cagwin kommt aus Iowa, Tonmeister Walter Quintus sorgte sich um die Ohren und Promi-Koch Peter Gieler um die Mägen, was zumindest erklärt, warum Track 7 "Dr.Gieler's Wiener Schnitzel" heißt.

Ja, und die Musik???

Ooch, die ist ganz nett….!

Walter Bast

 


FRAUNHOFER SAITENMUSIK
Dezember

(Trikont US 0305)
18 Tracks, 53:10

ULLI BÖGERSHAUSEN
Christmas Carols

(Laika Records/Zomba 35101622)
21 Tracks, 41:51

DIVERSE
Christmas On The Mountain

(Universal 440 064 852-2)
10 Tracks, 30:07

DIVERSE
Bah! Humbug - The Alternative Christmas Album

(G2 Recordings G2CD 7007/FMS)
13 Tracks, 49:42, mit Infos

Südengland im August, Jahrhundertsommer mit Rekordtemperaturen, ideales Wetter für T-Shirt, Shorts ... und Weihnachts-CDs-Rezensionen!

Beginnend zuhause, bzw. südlich davon. Die Fraunhofer Saitenmusik machen als Trio (Hackbrett/Blockflöte/Harfe/Bass) mit Gastgitarre das, was sie seit Jahren auszeichnet: zeitlose akustische Musik aus Europa, hier mit weihnachtlichem Schwerpunkt. Kitschfaktor geht gegen Null.

Über das Können des Fingerpicking-Gitarristen Bögershausen ist bereits alles geschrieben. Das Beiblatt der Plattenfirma ist in diesem Punkt korrekt: "... fern von Schmalz..." sind die Melodien aus aller Welt mit Schwerpunkt Deutschland allemale interpretiert, bezaubernd einfach. Aber "Leise rieselt der Schnee" einfach so im Sommer hören? Niemals, es sei den, man wäre wahlweise Rezensent oder Masochist.

Viel zu kurz und wirklich nur für Bluegrassfans genießbar ist die CD mit Szene-Größen wie Del McCoury oder The Osborne Brothers. Bluegrass ist eine fetzige Musik, aber im Zusammenhang mit Weihnachten wird es so zuckersüß und plastikmäßig, wie die Vorurteile befürchten lassen.

Und die Schotten um Label-Chef Ian D. Green sehen das Fest eher humorvoll. Namen wie Eric Bogle, Tom Lehrer oder Loudon Wainwright III bürgen für satirische Qualität. Problem ist nur: Die Weihnachtsauswüchse kennen wir und nicken zustimmend zur Kritik, würden diese CD aber unter dem Baum eher nicht auflegen. Was also musikalisch machen, wenn der Dezember wie jedes Jahr 100% kommt? Meine Empfehlung: Fraunhofer oder Bögershausen abspielen.

Mike Kamp

 

 

 

 

DIVERSE - Christmas On The Mountain

DIVERSE - Bah! Humbug - The Alternative Christmas Album


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