backRezensionen Asien


GAYA
Noladnu Lehamshich Khayim

(NMC)
12 Tracks; 49:07; mit Texten (hebr.)

GAYA & THAMAR NAF'AR
Ha-Adamah ha-Zoth - die Rapversion

(NMC)
1 Track; 4:47; mit Text (hebr./arab.)

Eine eigene Erfolgsgeschichte ist Gaya, die in Israel innerhalb weniger Jahre als eine der führenden Gruppen im Bereich "ethno" avancierte. Gegründet 1998, erschien bereits ein Jahr später das Debutalbum, darunter das bislang populärste Lied der Gruppe, "Yachad" (= gemeinsam). "Wir sind geboren, um das Leben fortzusetzen" ist nicht nur ein auf die gegenwärtige politische Situation bezogener Satz, sondern eine konsequente musikalische Fortsetzung der ersten beiden Alben. Typisch hierfür das Stück "Khagigayah" (Text: Ehud Manor), eine spielerische Wortverknüpfung von "man feiert" und dem Gruppennamen, das nordafrikanische und türkische Elemente mit einer modernen hebräischen Musik vermischt. Als Auskoppelung aus dem dritten Album erschien übrigens als Single "Ha-Adamah ha-Zoth" (= diese Erde) mit dem palästinensisch-arabischen Rapper Thamar Naf'ar. Ein Beweis, dass Musik auch die schwierigsten politischen Hürden meistern kann.

Matti Goldschmidt

 


DIVERSE
Indianism

(Apricot Records 590674-2 / Inca Productions / EMI France)
Do-CD; 24 Tracks; 131:04; mit Infos

Punjabi Beatz - The Best of Bhangra Vol.1

(music of one world OW 2010)
14 Tracks; 70:26; mit ausführlichen Infos

Holla, gerade mal zwei Monate kein SPEX gelesen und schon Trends verpasst? Und sind die zehn Jahre, nach denen alles wiederkehrt, nur um Klassen schlechter, auch schon wieder um? Vielleicht werden ja jetzt deshalb Musikkonzepte geklont, zu denen eingangs der 90er Koryphäen wie Bill Laswell ("Axiom collection"), Talvin Singh ("Anokha"), Kevin Godley ("One world one voice") oder David Toop ("Ocean of sound") sich ausführlich und - wie ich meine - ultimativ geäußert haben? Who knows…

Denn neu ist das alles nicht, was hier von diesen CDs tönt: Die "Indianism"-Box liefert unter den Subtiteln "Inspiration" und Respiration" quasi zwei DJ-Sets ab: ineinander gemixte Tracks durchweg unbekannter Künstler & Projekte, die entfernt an die goldene Zeit des WDR erinnern, als sich Kollegen wie Karl Lippegaus, Francis Gay oder Bernhard Hanneken in ihren weltmusikalischen Radiosendungen DJ-mäßig so richtig austoben durften. - Die Bhangra-CD ist ein Lizenz-Sampler mit Künstlern des britischen "Kiss-Records"-Labels, und die Volumenzahl deutet da wohl auf ein größeres Projekt hin.

Doch für wen?

Für die nachgeborenen Generationen? Wohl eher nicht, denn die beziehen - so sie sich überhaupt für derartige Soundz'n'Beatz begeistern - ihren Stoff nahezu komplett aus den Schwarzbrennereien im Zwischennetz.

Ich glaube, ja befürchte fast, dass solche Scheiben ausschließlich für jenen Teil meiner Landsleute produziert werden, die ich die "Dazugehörenmüsser" nennen möchte, eine generationenübergreifende finanzkräftige Spezies, die jeden neuen Trend in E- und U-Musik erst mal Scheiße findet, um eine Dekade später zu behaupten, sie sei mit die erste gewesen, die das gut gefunden habe!

Also: Wer jetzt (oder später) dazugehören will, muss hier zulangen…

Walter Bast

 


YEHUDA POLIKER
Ha-Me'itav - The Best of

(NMC 20663-2)
Do-CD; 34 Tracks; 148:59; mit Texten (hebr.)

Yehuda Poliker ist einer der großen Stars in Israel - sei es im profanen Pop wie auch im Weltmusikgeschäft; Musikbereiche, die in diesem Lande sowieso oft genug in eine Schublade fallen. Wenngleich er als "frontman" in der Rockband "Benzin" bekannt wurde, so wandte er sich alsbald einem mediterranen Sound zu, streifte mehr als nur beiläufig griechische Musik, die er versiert mit modernen "hebräischen" Elementen versetzt. Die Vorliebe für Griechisches ist allerdings nicht ganz zufällig: Poliker wurde zwar 1950 in Haifa geboren, seine Eltern wanderten jedoch als Holocaustüberlebende von Saloniki aus nach Palästina ein. Inzwischen liegt seit 1985 das zehnte Soloalbum Polikers vor (plus drei mit "Benzin" 1982 - 1984), als ein "Best of" nicht nur eine Sammlung aus vorausgegangen Alben: Manche Titel aus alten Tagen erscheinen erst jetzt zum ersten Mal. Während Poliker viele Instrumente der Studioproduktionen selbst spielt, ist Ya'akov Gil'ad, ebenfalls ein Kind Holocaustüberlebender, für die Texte verantwortlich. Persönlich erscheint mir die Zusammenstellung aus einer kreativen Periode von knapp 20 Jahren etwas zu gekünstelt, das 1997 erschienene Album "Live at Caesarea" hinterlässt viel eher einen geschlossenen, abgerundeten Eindruck. Für Einsteiger in den israelischen Ethnopop mit 2½ Stunden Musik trotzdem zu empfehlen.

Matti Goldschmidt

 


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