back17 von 21 Jury-Mitgliedern protestieren in einem Brief an die Redaktion von SWR 2 gegen Ende von SWR-Liederbestenliste und -Liederpreis

11. August 2003

Liebe Sylvia Böttcher,

die unterzeichnenden Jurorinnen und Juroren geben für den Monat September keine Wertung für die SWR-Liederbestenliste ab. Wir wollen damit unseren Protest gegen das offensichtlich beschlossene Ende von Liederbestenliste, Liederpreis und Liederfest zum Ausdruck bringen. Innerhalb der Jury gab es immer die Bereitschaft, über Veränderungen und Verbesserungen des Konzepts "Liederbestenliste" im Interesse des deutschsprachigen Liedes zu diskutieren. Umso befremdlicher ist es daher, dass sich die SWR-Hörfunkleitung unter Ausschluss von Öffentlichkeit und Jury auf ein Ende dieser Institution festgelegt und die Betroffenen davon noch nicht einmal in Kenntnis gesetzt hat.

SWR-Hörfunkdirektor Bernhard Hermann sei an seine folgende Aussage in einer Werbebroschüre für die Liederbestenliste erinnert:

"Auch das zähle ich zur Grundversorgung im Radio: einen Sendeplatz für deutschsprachige Musik, die weder zum Musikantenstadl noch nach den Top Charts schielt. Dafür gibt es die Liederbestenliste in SWR2. Sie spiegelt ein Stück Vielfalt unserer Musikkultur."

An der Richtigkeit dieser Feststellung hat sich nichts geändert. Um so verwunderlicher ist es, dass das Stichwort "deutschsprachiges Lied" in der SWR-Pressemeldung vom 7. Juli zur anstehenden Programmreform auf SWR 2 nicht auftaucht.

Angesichts des auf allen Ebenen stattfindenden Kulturabbaus setzt die Abschaffung von Liederbestenliste, Liederfest und Liederpreis ein falsches Zeichen. Die SWR-Verantwortlichen müssen jetzt unter Beweis stellen, ob ihre alljährlich beim Liederfest in Tübingen vorgetragenen Lobeshymnen über die Rolle der Jury und die Bedeutung des Liederpreises für die deutschsprachige Musikkultur Bestand haben oder nur hohle Worte sind.

Thomas Baer, Flüh (Schweiz)
Nikolaus Gatter, Köln
Michael Henkels, Hamburg
Matthias Inhoffen, Stuttgart
Mike Kamp, Bad Honnef
Otmar Klammer, Graz (Österreich)
Michael Kleff, Bonn
Michael Laages, Hamburg
Ute Nebel, Mainz
Ingo Nordhofen, Witten
Hans Reul, Eupen (Belgien)
Thomas Rothschild, Stuttgart
Stephan Rögner, Frankfurt/M
Hanni Schmidt, München
Karl-Heinz Schmieding, Saarbrücken
Tom Schroeder, Mainz
Petra Schwarz, Berlin


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