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Fairground Attraction:
Solo: |
Eddie Reader unterwegs:
Die Daten für eine Tournee Mitte Oktober |
Der Crystal Palace ist ein altes Spiegelzelt auf dem Wellington Square
in der schottischen Kleinstadt Ayr. "Sprechen Sie es aus wie in dem Song
The
Air That I Breathe'", sagt der Mann an der Bar und reicht den gut bemessenen
Malt Whisky. Es ist sieben Uhr abends, taghell und saukalt. Ayr liegt an
der rauen irischen See, eine Stunde mit dem Auto von Glasgow entfernt.
Möwen kreischen über dem Zelt gegen den Sturm. Es zieht durch alle
Ritzen, aber es regnet ausnahmsweise nicht, und die Menschen sind bester
Dinge, trinken ihren Whisky und freuen sich auf Eddi Reader. Sie wuchs in
dieser Gegend auf, ist eine von ihnen, diesen harsch wirkenden Menschen,
die so unglaublich freundlich sind zu Besuchern und so gerne über sich
und die anderen Schotten lachen. "Der Unterschied zwischen Engländern
und Schotten? Nun, der Engländer macht einen Fehler, ist peinlich
berührt und versucht ihn zu vertuschen. Der Schotte gibt ihn sofort
zu, lacht drüber und lebt fröhlich weiter", erklärt der rotwangige
Nachbar an der Bar. Und erzählt bis zum Konzertbeginn stolz von der
Unbeugsamkeit seines Volkes, das kein Römer bezwingen konnte. Im Gegenteil,
schottische Piraten überfielen die Eindringlinge, und den unbeugsamen
Iren und Wikingern fühlt man sich bis heute noch eher verwandt als den
Engländern da unten im Süden, mit denen man ja erst seit 1707 zu
einem Königreich vereint wurde.
Von Gitti Gülden
Eine kleine Abordnung von Streichern des National Scottish Orchestra erscheint auf der Bühne, selbstverständlich in Dinnerjackets mit Fliege. Dirigent Kevin McCrae versucht, alle zusammen zu stimmen, auch Eddis Band, großartige Folkmusiker erster Güte mit den abenteuerlichsten Instrumenten im Gepäck, natürlich auch Dudelsack und Fiddle. Die großartige Cellistin Christine Hanson ist da, die auch zweite Stimme singen wird. Der verschmitzte Phil Cunningham und John McCusker, Ian Carr und Ewen Vernall - sie alle haben auf Miss Readers neuem Werk mitgewirkt, das nun zum ersten Mal der Öffentlichkeit dargeboten wird. "Eddi Reader Sings The Songs Of Robert Burns" heißt das Album, der Titel sagt alles. Die schottische Nachtigall Eddi Reader erscheint, legt trotz aller Kälte ihre Jacke ab (Schotten frieren offenbar nie) und singt mit geschlossenen Augen und beschwörenden Gesten die weltweit bekannte Sylvester-Hymne "Auld Lang Syne". Das Publikum dankt es mit kollektivem Lächeln, Mitsummen und feuchten Augen - und das ist erst der Anfang. Eddi erzählt vor den einzelnen Songs des großen schottischen Nationalbarden kleine Anekdoten zu Burns Liedern. Die Story von der 85-jährigen Frau, die ihrem "John Anderson My Love" eine späte Liebeserklärung macht. Der ganze Saal singt dann beherzt den Refrain zu "Charlie Is My Darling", tanzt am Rande, Eddi desgleichen auf der Bühne, die Kälte im Zelt schwindet.
"Ein alter Witzbold, dieser Burns", sagt Eddi und erzählt, wie der unglaublich produktive dichtende Songschreiber seine oft deftigen Werke an Bäume pinnte, allen Menschen zur Kenntnis. "Heute nennt man das Graffiti und sprüht." Zum zauberhaften Frühlingslied "The Winter Has Passed" spielt Eddi eine imaginäre Geige. Zu "Brose And Butter" ihre alte Weggefährtin, die akustische Gitarre. Gibt's mal eine kleine Rückkopplung, dann fragt sie das Publikum ganz im Burn'schen Sprachduktus: "Na? Hat hier etwa jemand laut gepupst?" Fällt ein Notenständer um, sucht man kollektiv nach einem Kreuzschraubenzieher. Es wird geschraubt, dann geht's munter weiter. Aufs Natürlichste werden diese Volks-Lieder aus dem 18. Jahrhundert für die Leute von heute zelebriert. Und das schottische Temperament geht durch, wenn sie zu den 200 Jahre alten Jigs und Reels Klatschen, Stampfen, Juchzen und Hüpfen. Es wird sofort wieder ganz still, als die zweite zeitlose Burns-Ballade erklingt: "My Love Is Like A Red Red Rose". Eddis ältere Hits "Hummingbird" und "I'm In A New Place Now" gibt's als Zugabe und "Moon River" als krönenden Abschluss. Alle sind glücklich.
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