![]() |
![]() (Auswahl)
The Men They Couldn't Hang
Liberty Cage
Odgers & Simmonds |
Folker! präsentiert: The Men They Couldn't Hang unterwegs:
23.09.03 Ansbach, Kammerspiele |
Entweder sind sie es längst leid oder sie haben mit sich und ihren Kritikern ihren Frieden geschlossen: Seit Jahr und Tag wird das britische Quartett mit den Pogues in Verbindung gebracht; bisweilen als schlichte Epigonen verunglimpft, oder freundlicher (und anerkennender) als the Pogues' sparring partners im The Guinness Who's Who of Indie and New Wave tituliert.
Von Roland Schmitt
In der Tat gibt es diverse Bezüge zu Shane MacGowans Truppe. Die fünf
Gründungsmitglieder finden wie die Pogues etwa zur gleichen
Zeit, Anfang 1984, in London
zusammen: die aus dem schottischen Städtchen Oban
stammenden Brüder Phil (g, voc) und Jon Odgers (dr, perc), Paul Simmonds
(g, Mandoline, Bouzouki, keyb) aus Southampton, der ehemalige
Straßenmusiker (Stephen) Cush (g, voc) aus Carmathen/Wales und die
Bassistin Shanne (Bradley). Cush hatte zeitweilig für die Pogues als
Roadie gejobbt, Bradley kannte Shane MacGowan aus ihrer gemeinsamen Zeit
bei der Londoner Punkband The Nips. Cush und Shanne liefen sich dann irgendwann
in Shepherd's Bush über den Weg.
Ihren langen und skurrilen Bandnamen verdanken The Men angeblich auch dem Pogues-Boss. Der wollte den Titel des (fast) gleichnamigen US-Krimis aus dem Jahre 1939 (Hauptrolle: Boris Karloff) ursprünglich für seine Band verwenden. Die Story von The Man They Could Not Hang basiert nebenbei auf einer wahren Begebenheit aus dem späten 19. Jahrhundert, nach der ein aufgrund von bloßen Indizien zum Tode verurteilter, mutmaßlicher Mörder trotz offensichtlich funktionierenden Galgens nicht gehängt werden konnte jedes Mal, wenn der Delinquent hingerichtet werden sollte, versagte der Mechanismus (zit. nach einem Platteninfo). Aus praktischen Gründen verwendet man fortan als Bandnamen das Kürzel TMTCH oder spricht ganz einfach nur von The Men. Wohl eher aus Jux legte das Quintett anfangs auch Wert darauf, sich nur mit Vor- und Spitznamen in der Öffentlichkeit zu bewegen; Phil Odgers beispielsweise ist in der Szene nur als Swill (zu dt. etwa Saufnase!) bekannt. Die Odgers-Brüder und Simmonds hatten sich übrigens schon als Jugendliche in Southampton getroffen, wie sich Swill erinnert: Ich bin zwar in Schottland geboren, doch siedelte unsere Familie dann nach England über. Meine Teenager-Jahre fanden in Southampton statt, und das war, als die Punk-Geschichte losging. Da lernten wir uns kennen, kamen in einer Band zusammen.
Das Verbindende ist die für die fünf Neu-Londoner das aufbegehrende Gemeinschaftsgefühl der Punkbewegung Ende der 1970er Jahre. Alle haben zwar auch was von der Folk-Tradition ihrer jeweiligen Heimatregion mitbekommen, doch ist diese nicht entscheidend für ihre musikalische Sozialisation: Klar, Folk ist da mit drin, bestätigt Swill. Es gibt walisische und schottische Einflüsse, und auch irische Verbindungen. Doch es ist nun mal so, dass unsere vornehmliche musikalische Prägung, das, was uns in erster Linie interessierte, von den Punks bestimmt wurde ... Und Country sprach uns an, Leute wie Johnny Cash. Kollege Cush brachte die Sache in einem Spex-Interview (11/1985) auf den Punkt: Wir wollten gleich von dieser puren Folk-Geschichte weg. Mehr als von der Musik sind wir von der Ideologie beeinflusst. Folk ist Musik für das Volk, genau wie Punk. Das geht doch beides Hand in Hand.
|
|
|
|
!!! |
Folker!
- ...und immer noch: über 40% sparen beim
Folker!-Schnupperabo! |
Mehr über |