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PEDRO DE ALCANTARA
Alexander-Technik für Musiker

Kassel : Gustav Bosse Verlag, 2002
319 S. : mit s/w-Fotos
ISBN 3-7649-2443-8

Musik ist nicht nur mit Geräusch verbunden, sondern für die (professionell) Ausübenden oft auch mit anderen unangenehmen Dingen wie körperlichen Beschwerden, nervösen oder gar Persönlichkeitsstörungen. In diesen Fällen, aber möglichst schon vorher, bietet sich die Alexander-Technik als eine mögliche Lösung und dieses Buch als umfassender und spannender Einstieg an. Besagte Technik lehrt den "guten Selbstgebrauch", und welche tiefgreifenden Veränderungen dies in bezug auf die gesamte Persönlichkeit bewirken kann, lässt das Buch erahnen - und erhoffen. Es geht nicht nur um "gute" Körperhaltungen, sondern auch um Grundhaltungen z. B. zum Lernen, Üben und Spielen/Aufführen, wobei die Technik sich ebenso auf den Menschen als Ganzes, wie auch auf alle Lebensbereiche bezieht. Auch wenn manches zunächst befremdlich klingen mag - es geht ja gerade darum, alt(nicht)bewährte Haltungen über Bord zu werfen - versteht es der Autor auch mit vielen Praxisbeispielen sein Anliegen interessant zu vermitteln. Er beschreibt dabei die Grundlagen: Affen-, Fechtstellung, Verfahren wie das geflüsterte "Ah" und überträgt sie, u. a. auch mit speziellen Technikübungen für Musiker, hier zum ersten Mal auf den Bereich der ausübenden Musik.

Kerstin Braun

 

PEDRO DE ALCANTARA - Alexander-Technik für Musiker


ANDY STATMAN
Bluegrass Mandolin : Teach yourself authentic bluegrass; clear instructions from a professional; basics, right- and lefthand techniques, solos, backup, personal advice on performance, and much more; plus a complete selection of the best bluegrass songs and tunes to learn from

New York, NY [u.a.] : Oak Publications, 1999
64 S. : überw. Noten; mit s/w-Fotos u. Abb. + CD. - (Teach yourself)
ISBN 0-8256-0326-9 / 0-7119-7623-6

Andy Statman? Ist das nicht dieser bekannte Klezmerklarinettist? Stimmt - Mandoline spielt der auch. Aber Bluegrass? Richtig, Andy Statman spielt als orthodoxer Jude heute in erster Linie jüdische Musik, aber jeder hat seine musikalische Vergangenheit. Diese wurde, im Falle von Statman, stark geprägt durch seine Liebe zur Bluegrass Music.

Andy Statman hat einige Mandolinen-Schulen in seiner Karriere herausgebracht. Neben seiner bekannten "Jazz Mandolin" -Schule von 1982 auch das 1978 erstmals erschienene Lehrbuch "Teach Youself Bluegrass Mandolin". Beide Schulen sind eine Fundgrube an Informationen und Material für die jeweiligen Stilistiken, aber beide haben auch einen Wermutstropfen. Alle Beispiele sind leider nur in Tabulatur und nicht in Noten dargestellt. Die "Notisten" müssen also erst eine neue "Notenschrift" lernen. Entschärft wird dieses Problem durch die beiliegende CD. Dort werden die Übungsstücke erst mit und dann ohne Melodieinstrument zum Mitspielen vorgestellt.

Die Bluegrass-Technik wird in diesem Buch in erster Linie anhand von Stücken dargestellt, dabei wird im Heft nicht sehr ausführlich auf typische Verzierungstechniken wie z.b. Hammer and Pull Off oder Slide eingegangen. Diese Sachen muss man sich schon hörend anhand der CD erarbeiten. Ansonsten ist die Schule bestens geeignet, um sich ein solides Bluegrass-Repertoire in die Finger zu schaffen.

Wolfgang Meyering

Bezug: mute music promotion, Wittelsbacherstr. 2, 86556 Kühbach, e-Mail: E-Mail g.solo.zimmermann@gmx.de

 

ANDY STATMAN - Bluegrass Mandolin


CHRISTIAN VEITH
Mandolinen-Schule

Hamburg : Schell Music, o.J.
103 S. überw. Noten ; mit Abb. + CD. - (SM ; 6500)
ISMN M-700114-16-9

Preisfrage: Was haben Ry Cooder, Stefan Stoppok und David Lindley gemeinsam?

Nun, sie alle lieben die Mandoline als Zweit- oder Drittinstrument. Wenn man schon ein Saiteninstrument spielt, wie beispielsweise Gitarre, hat man beim Erlernen des zweiten ja auch nur noch die Hälfte der Arbeit. Die Handhabung von Plektrum und Saiten beherrscht man ja schon über weite Strecken.

Ist doch praktisch, oder?

Das dachte sich auch Christian Veith und hat für all die Gitarristen, die ihre Klangmöglichkeiten um die Mandoline erweitern möchten, eine Schule geschrieben. Dabei geht er davon aus, dass grundsätzliche Spieltechniken bekannt sind, und dass auch einfache Notenwerte als bekannt vorausgesetzt werden können. Eine Mandolinenschule, die sich also nur sehr bedingt für Anfänger eignet. Dabei bauen die einzelnen Kapitel gut aufeinander auf und werden durch die beiliegende CD in ihrem Fortschreiten sehr schön ergänzt. Auf der CD finden sich nicht nur die Übungsbeispiele und Übungsstücke, sondern auch komplette Playbacks der Titel mit teilweise zwei Mandolinen sowie Gitarre, zu denen man sehr gut mitspielen kann.

Obwohl der Autor Christian Veith wie viele der guten Folkmandolinisten in Deutschland eher aus dem Bereich Bluegrass/Folk-Rock kommt, ist das Repertoire erstaunlich vielfältig. Es reicht von türkischen Melodien über russisch angehauchtes und Blues bis hin zu einem der wohl bekanntesten italienischen Melodien "O Sole Mio". Auch wenn Veith im Eingangstext augenzwinkernd meint, diese Melodie sei das Mandolinenklischee schlechthin, hat er sie doch als Höhepunkt für seine Mandolinenschule gewählt und nutzt sie als Beispiel für die hohe Kunst des Mandolinentremolos. Und eine gelungene Komposition ist und bleibt diese Melodie, ebenso wie die Mandolinenschule von Christian Veith, ein wirklich gelungenes Beispiel ist für ein gutes Konzept und deren Umsetzung in eine Schule zum Erlernen der Mandoline.

Wolfgang Meyering

Bezug: Schell Music, Postfach 560121, 22551 Hamburg, go! www.schellmusic.de

 

CHRISTIAN VEITH - Mandolinen-Schule


CHRISTOPH WAGNER
Das Akkordeon oder die Erfindung der populären Musik - Eine Kulturgeschichte / Mit Beiträgen von Keith Chandler [u.a.]

Mainz : Schott Musik International, 2001
235 S. : mit zahlr. Abb., Bibliogr. u. Register + CD
ISBN 3-7957-2361-2

Knapp ein Jahrzehnt nach Erscheinen von Christoph Wagners auskunftsreicher, Raffiniertes bis Kitschiges berücksichtigender Darstellung der Welt des Akkordeons ("Das Akkordeon - Eine wilde Karriere", Berlin, Transit, 1993), werden viele Akkordeonkenner und -liebhaber beim Lesen dieses neuen Buches einmal mehr auf ihre Kosten kommen. Was nämlich im ersten Buch noch oftmals plakativ abgehandelt wurde, weicht in Wagners neuem Buch einer in vielen Hinsichten tieferen wissenschaftlichen Entwicklung seiner Ideen.

Im neuen Buch streicht Wagner die "pionierhafte" Bedeutung des Akkordeons heraus. Seine These, "die Erfindung des Akkordeons im Jahr 1829 in Wien […] markierte […] einen historischen Einschnitt, der die Welt der Musik von Grund auf verändern sollte," wird in den darauffolgenden Kapiteln unter Berücksichtigung verschiedenster Aspekte und einer Fülle von Bildern und Dokumenten untermauert. (Auf fast jeder Seite ist etwas Ikonisches zu finden.) Wichtig in diesem Zusammenhang ist das Kapitel, das dem Thema Massenproduktion und Welthandel von Akkordeoninstrumenten gewidmet ist. Wagners Analyse, mit besonderer Berücksichtigung des Hohner-Imperiums, umfasst die Entwicklung vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des 2. Weltkriegs. Diese Analyse macht deutlich, wie mit dem Akkordeon zum ersten Mal in der Geschichte ein Instrument dasteht, das beides ist: ernstzunehmender Kulturträger und Vermittler populären Kitschs. Kurz gesagt, das Akkordeon wird zum führenden Symbol einer Massenkultur.

Die zum Buch erschienene CD ("Global Accordion - Early Recordings 1927-1948", Wergo SM 16232; 26 Tracks, 71:55; mit Infos; EUR 17,50) mag zunächst wie ein zufälliges Potpourri erscheinen , doch bei sorgfältigem Hinhören ergibt sich aus der Summe typischer Tonbeispiele ein einheitliches und wohlüberlegtes Tondokument. Die Aufnahmen sind, beginnend mit einem Bolero plena von Puerto Rico "Caridad" , alle sorgsam ausgesucht und stammen aus privaten Sammlungen. Die 25 Ton-Beispiele stammen aus verschiedenen ethnischen Quellen (bspw. aus irischen, französischen, schweizerischen, polnischen und finnischen) und aus verschiedenen Ländern, in denen das Akkordeon verankert ist (wie z.B. aus Madagaskar, Brasilien und den USA mit Cajun und Tex-Mex Beiträgen).

Das Akkordeon als Prototyp der "Ein-Mann-Kapelle" fand bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Zuge von Kolonialisierung und Missionierung weltweite Verbreitung. Verschickt und verschleppt hat es sich in die einheimischen Musiktraditionen eingenistet und organisch verankert und diese von Sarajevo bis Soweto, Buenos Aires bis Bombay mitgeprägt.

Mit seiner soliden Forschung gelingt es Wagner, das Akkordeon als Weltinstrument sine qua non zu charakterisieren. Ja, seit seiner Erfindung in Wien im Jahre 1829 und mit seinem rasanten Aufstieg danach kann die Geschichte des Akkordeons, um mit Wagners Worten zu sprechen, als nichts weniger als das "neues demokratische Zeitalter der Musikgeschichte" gelesen werden. Das Akkordeon erlaubte jedermann, aktiv am Musikleben teilzunehmen.

Michael Spudic

 

CHRISTOPH WAGNER - Das Akkordeon oder die Erfindung der populären Musik


WERNER HINZE
Lieder der Straße - Liederbuch und Lexikon-Lesebuch / hrsg. in Zsarb. mit dem Hamburger Straßenmagazin "Hinz&Kunzt"

Hamburg : Tonsplitter-Verl., 2002
176, 192 S.
ISBN 3-936743-01-0

Werner Hinze hat 25 Jahre lang Lieder gesammelt, Lieder der Straße, Vagabundenlieder, Volkslieder mit aktualisiertem Inhalt. Ihn interessierten dabei neben der musikalischen Ausdrucksform der "Unterschichten" auch die Quellen der Lieder, die Veränderungen, denen sie unterlagen und wie sich darin die sozialen und gesellschaftlichen Veränderungen "von unten" spiegeln. Ausgegangen ist Werner Hinze dabei von Sammlungen, die Hans Ostwald schon vor hundert Jahren veröffentlicht hat, "Lieder aus dem Rinnstein" und "Rinnsteinsprache".

So ist es konsequent, dass es neben der Sammlung von fast 200 Liedern noch ein "Lexikon-Lesebuch" gibt, in denen der Autor viele Erläuterungen zu den Begriffen des Straßenjargons, soziale Studien, Geschichten und Anekdoten gibt. Allein dieses Buch liest sich packend, werden doch viele uns bekannte Lieder aus ganz neuer, von der seriösen Volksliedforschung gern ignorierten Sicht betrachtet. Aber auch das Liederbuch selbst ist eine Fundgrube. Viele Lieder und Gesänge tauchen noch heute in vielerlei Form bei studentischen Treffen, Parties und anderen Zusammenkünften auf. Gelegentlich kann man diese Lieder, oft als Bänkelgesang, noch auf der Straße hören. Andere wiederum sind im Tonsplitter-Archiv vor dem Vergessen bewahrt worden und beschwören intensiv vergangene deutsche Zeiten herauf. Der Autor hat die Quellen dabei teilweise bearbeitet, so dass Text und Melodie stimmig und singbar sind. Das haben die Straßensänger ja meist nicht so genau genommen, Werner Hinze schon. Ihm ist ein Doppelbuch gelungen, das außerordentlich amüsant und witzig ist, zugleich aber auch hohen dokumentarischen Wert hat.

Jürgen Brehme

 

ALAN BEARMAN (Hrsg.)
Direct Roots 2 - The guide to folk, roots and related music and arts / Foreword by Ralph McTell

Matlock, Derbyshire : Mrs. Casey Music, 2003
370 S.
ISBN 0-9540723-1-6

Sie ist da, die zweite Auflage der "Mutter aller folkloristischen Adressbücher" (Auflage 1 s. Folker! 5/01, S. 59) mit erneut allen Adressen, die aktiv an Folk & Roots Music aus Großbritannien Interessierte brauchen könnten: Künstler, Manager, Clubs, Festivals, Medien, Morris Dance, Folk Arts etc. Zusätzlich finden wir sinnvolle Schwerpunkte auf World Roots UK, die englischen Regionen sowie Schottland, Irland und Wales. Einzig das "European Spotlight" leuchtet im Bereich Deutschland noch genauso funzelhaft wie vor zwei Jahren. Allerdings letztmalig, denn wir haben es schriftlich: "...I will contact you regarding information from German speaking countries next time."

Erfreulich sind erneut die zahlreichen informativen Artikel zu Themen, die für das Buch relevant sind und es mehr zu einer Mischung aus Adress- und Lesebuch machen. Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Aktualität bzw. Zuverlässigkeit der Adressen gelegt. Damit steht und fällt eine solche Publikation. Jede Adresse wurde mehrfach überprüft und schlussendlich vom Adressaten selbst noch einmal bestätigt. Das klingt nach äußerster Sorgfalt!

Erneut also ein absolut empfehlenswertes Buch für den entsprechenden Kreis von Menschen und ja, PROFOLK ist trotz des jüngsten und lobenswerten Versuchs mit seinem Adressbuch leider weiterhin meilenweit von "Direct Roots" entfernt.

Mike Kamp

Bezug: Mrs. Casey Music, PO Box 296, Matlock, Derbyshire DE4 3XU, England go! www.mrscasey.co.uk

 

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