RASHID KHAN
Vocal (Raga Megh Malhar)
(India Archive Music IAM CD 1051)
3 Tracks, 75: 49
TARUN BHATTACHARYA
Santur (Raga Basant Mukhari)
(India Archive Music IAM CD 1052)
4 Tracks, 75: 47
RONU MAJUMDAR
Bansuri (Raga Miyan Ki Malhar)
(India Archive Music IAM CD 1053)
5 Tracks, 66:00
SHANKAR GHOSH
Tabla (Nasruk Tal / Tintal)
(India Archive Music IAM CD 1054)
2 Tracks, 70:55
alle CDs mit ausführl. engl. Informationen
Einen indischen Raga kann man auf einer Langhalslaute spielen (wie der Vater
der Grammy-Gewinnerin Norah Jones), man kann ihn aber auch singen oder auf
einem Hackbrett, einer Holzflöte oder einem Ensemble gestimmter Ton-
& Metalltrommeln interpretieren. Nachdem ich in der März/April-Ausgabe
dieses Magazins einen 5er-Pack der Laute-Variante vorstellen durfte, kann
ich der geneigten Folker!-Leserschaft nun, dank der freundlichen Bemusterung
durch IAM-Chef Wachovsky, ein paar interpretatorische Alternativen
präsentieren.
Der Gesang: Indische Vokalmusik ist für ungeübte Ohren sicherlich
sehr gewöhnungsbedürftig, denn für die dort verwendeten Glissandi
hat sich in der deutschen Sprache das despektierliche Wort "Jaulen" etabliert.
Es bedarf also schon eines vorurteilsfreien Geistes, um die große Kunst,
die in Rashid Khans Interpretation des Regen-Ragas "Megh Malhar" steckt,
für sich zu entdecken.
Das Santur: Dass sich dieses, mit dem osteuropäischen Cymbalon oder
dem alpenländischen Hackbrett verwandte Instrument in der nordindischen
Musik durchsetzen konnte, ist dem Virtuosen Pandit Shivkumar Sharma zu verdanken.
Sharma-Schüler Tarun Bhattacharya interpretiert den Frühlingsraga
"Basant Mukhari" denn auch ganz in der Tradition seines großen Meisters.
Die Bansuri: Die musikalischen Verzierungen, die die großen Interpreten
der Bambusquerflöte in einen Raga hineinarbeiten, unterliegen hierzulande
oft den gleichen Vorurteilen, denen wir schon bei der Rezeption indischer
Vokalmusik begegnet sind (s.o.). Der crossover-erfahrene (u.a. mit Ry Cooder)
Ronu Majumdar ist hier mit einer sehr getragenen Interpretation des
Mitternachtragas "Miyan ki Malhar" zu hören.
Die Tabla: Selbstverständlich kann man auf einem Tabla-Trommelpaar keinen
Raga spielen (Ausnahme: ein "tabla tarang" genanntes Ensemble mit einer
variierenden Anzahl unterschiedlich gestimmter Tablas), aber für den
rhythmischen Part eines Ragas sind die kleinen Fasstrommeln elementar. Auf
zwei, 40 und 30 Minuten dauernde Exkursionen ins Land der, "Tala" genannten,
Rhythmus-Patterns, nimmt uns der Leiter des Bonner "Studienkreis für
Indische Musik" Shankar Ghosh mit.
Resumée: Es muss nicht immer Sitar sein. Auch, wenn's für die
meisten Musikliebhaber im Westen dank Ravi Shankar die "Einstiegsdroge" war.
Und der first cut ist ja bekanntlich immer the deepest...
Walter Bast
|