GILBERTO GIL
Z. 300 anos de Zumbi
(Indigo/ Exil Musik 2239-2)
10 Tracks, 38:56; mit portugies. Infos
Ballettmusik mal ganz anders: Da brüllen plötzlich Affen, heulen
und lamentieren Frauen im Chor und stampfen Füße rhythmisch. Dann
ertönt kriegerischer Gesang, Gils unverkennbare, charismatische Stimme.
Eigentlich entstanden diese Aufnahmen 1995 als außergewöhnliche
Klanguntermalung einer Bühnenaufführung zum 300. Todestag Zumbis.
Das war der letzte legendäre Herrscher über die Republik Quilombo
Palmares im Nordosten Brasiliens, Fluchtstätte tausender entflohener
Sklaven im 17. Jahrhundert. Fast 100 Jahre lang trotzten die stolzen,
überwiegend afrikanischen Krieger im bergigen Hinterland allen Angriffen
der portugiesischen Kolonialherren, bis sie schändlich von einem der
ihren verraten wurden. Zumbi wurde 1694 geköpft. Heute gilt er als
Nationalheld der Afro-Brasilianer, ein Symbol gegen den Rassismus.
Vor sieben Jahren lud also São Paulos Ballettdirektorin Ivonice Satie
die senegalesische Choreografin Germaine Acogny ein, um eine Hommage an Zumbi
zu inszenieren. Unter Gilberto Gils und Produzent Rodolfo Stroeters
Federführung entstand die Geräuschkulisse, tatkräftig
unterstützt von Percussionderwisch Carlinhos Brown .
Ursprünglich war die Bühnenmusik nicht zur Veröffentlichung
bestimmt, und das hatte wohl auch seinen Sinn: Denn selbst wenn das Resultat
klangtechnisch unter die Haut geht, ohne dazugehöriges Bühnenspektakel
kann man sich vor allem die gebrüllten und geheulten Passagen nur bedingt
zumuten.
Suzanne Cords
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