KLEZMANIA
The Black Cat
(Klezmania Records Ozklez 303)
13 Tracks, 46:34; mit jidd./engl. Texten
Kaum zu glauben, aber auch "down-under", namentlich in Australien, ist
Klezmermusik längst keine unbekannte Größe mehr. Die
vierköpfige Klezmania gründete sich 1993 in Melbourne aus der Gruppe
Klezmer Trio. Musikalisch federführend ist David Krycer (Bass, Gitarre
u.v.m.), ursprünglich aus dem Jazzbereich kommend. Lionel Mrocki erwirkt
mit seiner Klarinette genau das Gefühl, welches das Publikum vom
populären Klezmer erwartet: Er lässt das Instrument weinen und
jauchzen... Der aus Odessa stammende David Breytman (Akkordeon, Balalaika)
weiß technisch zu brillieren. Den letzten Schlief erhält die Gruppe
jedoch durch Freydi Mrocki mit ihrem Gesang in englischer und jiddischer
Sprache.
1995 erschien das erste Album der Gruppe, wortspielerisch "Oystralia" betitelt.
Sieben Jahre später wurde "Di shvartse Kats" produziert. Auf beiden
Alben werden, letztlich wie alles in Australien, verschiedene
Kultureinflüsse verschmolzen, so Elemente aus der sog. "Alten Welt"
(Rumänien, Ukraine u.a.) mit solchen aus den USA und eben Australien
mit seiner eigenen mit allerlei "Gewürzen" bespickten Mischung. Insofern
überrascht es auch gar nicht, dass tatsächlich das Dijeridoo (L.
Mrocki) Einzug in die - australische - Klezmermusik fand. Oder die Down-nder
bekannte Ballade "Home Among The Gum Trees" mit jiddischen Worten umgeschrieben
wird. Ein Novum zu den beigelegten Texten: Das Jiddisch erscheint in lateinischen
und original hebräischen Buchstaben.
Matti Goldschmidt
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ADRIAN SHERWOOD
Never trust a Hippy
(Real World CDRW110 7243 813224 2 0/Virgin)
11 Tracks, 57:46; mit Infos
Da besteht Klärungsbedarf: Ein Schritt zu sich selbst und einer ins
Abseits; eine kleine Justierung des Stilspektrums und viel Redundanz; ja
und nein. Die erste eigene Veröffentlichung des verdienten
On-U-Chefproduzenten Adrian Sherwood rückt das Bild vom weißen
Dub-Schwergewicht insofern gerade, als es deutlich mitteleuropäisch
technoider ausgefallen ist als viele seiner Produzentenarbeiten für
zumeist afro-karibischen Künstler. Darüber hinaus fehlen dem Album
trotz allen Weltmusik- oder Jazz-Inputs von Cracks wie S. E. Rogie oder Harry
Becket aber Konturen. Idealtypisch lässt sich dies an den
asiatisch/arabischen Gesängen fest machen, etwa von Rizwan-Muazzam Qawwali,
die quer durchs Album über Sly und Robbies leichtfüssig-zickigen
Reggae-Rhythmen schweben: Was an für unsere Ohren frei mäandernden
Melodielinien östlich des Mittelmeeres mit Jahrtausende alten Traditionen
korrespondiert, verdeckt bei Mitteleuropäern mitunter lediglich die
schiere Ahnungs- und Ideenlosigkeit. Entsprechend die Wirkung von "Never
trust a Hippy", so gesehen formidabel tituliert: Wie entspannt kreisende
Sessiongrooves ohne echten Plan, die sich ganz gut an der Wand als Tapete
machen? Aber ob sie da noch nachreifen?
Christian Beck
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