DIVERSE
Waza: Blue Nile Sudan
(Wergo SM 1708-2/Sunny Moon)
19 Tracks, 76:22; ausführl. dt./engl. Infos sowie Notenbeispiele
In drei Teilen wird in diesem ethnologischen Album die Musik des Volkes der
Berta aus Sudan und Äthiopien vorgestellt, unterteilt nach Instrumenten.
Das erste heißt Waza, eine Bambus-Kalebassen-Trompete von erstaunlichem
Klang, die nur einen Ton spielt und darum in Längen zwischen 50 und
180 Zentimetern gebaut wird. Faszinierend die Spieltechnik: Ein Ton wird
auf den vorhergehenden gesetzt, was eine sehr exakte Koordination der 10-12
Spieler erfordert. So entstehen gleichzeitig serielle und zirkuläre
Linien, denen durch lang gehaltene Töne auch ein harmonisches Moment
innewohnt. Arnold Schönberg wäre begeistert gewesen. Das zweite
Instrument ist die Flöte Bal, auch sie eintönig, die Spielweise
im Ensemble ist identisch mit der der Waza; die Klanggebilde sind einem
Panflöten-Ensemble ähnlich. Die Abangaran macht den dritten Teil
der CD, eine 5-saitige Leier, auch als Krar bekannt, zu der der Spieler singt.
Zumindest für dieses Instrument gibt es weit bessere Aufnahmen, wenn
auch vielleicht nicht von den Berta. Insgesamt ist das Album sowohl für
Profis als auch für interessierte Laien ein hochinteressantes Tondokument.
Von den ausführlichen Erläuterungen hätte man einiges in
Fußnoten abhandeln können, ein wenig mehr "Fröhliche
Wissenschaft" hätte dem Text gut getan ebenso ein Grundkurs
Fotographie den zahlreichen Abbildungen, die wichtige Details vermissen lassen.
Luigi Lauer
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AMINE & HAMZA M'RAIHI
Ala Mar Azaman
(Laika/Zomba 3510169.2)
12 Tracks, 55:12; mit Infos
Da wir gerade bei "Superstars" waren ...(???) Amine und Hamza sind Brüder
aus Tunesien, beide 12jährig , die tatsächlich im klassischen Sinn
musikalische Wunderkinder sind. Früh schon erlernten sie das Spiel auf
der arabischen Laute Oud und der Kanoun, der orientalischen Brettzither und
füllen inzwischen regelmäßig die renommiertesten
Konzertsäle der arabischen Welt - zu recht! Was hier für ein Feuerwerk
an den Instrumenten und (!) an Musikalität zu erleben ist, lässt
einen schon vorsichtshalber noch einmal das Alter nachlesen...Die Brüder
interpretieren traditionelle arabische Werke und stellen fünf
Eigenkompositionen vor - in einer betörenden Lebendigkeit und speziell
in Bezug auch auf die eigenen Kompositionen von einem erstaunlichen musikalischen
Verständnis zeugend. Sie verbinden verschiedenste Einflüsse der
orientalischen Musik - in respektvollem Umgang mit den charakteristischen
Aspekten der Traditionen. Das tun sie jedoch mit einer dynamischen
Ausdrucksstärke, musikalischem Verständnis und voller
ungewöhnlicher spieltechnischer Innovationen, dass sie, gewissermaßen
als die "jungen Wilden", die arabischen Traditionen lebendig in die moderne
Gegenwart bringen.
Steffen Basho-Junghans
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JOBAREH-KUNDA
Ali Heja
(Bibiafrica/Indigo 23932)
12 Tracks, 56:37
Und setzt noch einen drauf! Wer hätte gedacht, dass der wohl einzige
weiße Voll-Griot, Tormenta Jobarteh aus München, nach der
bemerkenswerten CD "Abaraka" noch zu einer Steigerung fähig ist. Der
Bandleader, der Jahre in Gambia mit dem Studium der Kora zubrachte, hat zwei
wesentliche Änderungen vorgenommen. Zum einen sind Keyboards und Sampler
mit Zutrittsverbot belegt worden, wodurch das Album an Transparenz und
Flockigkeit gewonnen hat, ohne dünn zu sein. Warum im Booklet steht,
"Bass and e-guitar are absent", wird nicht klar, denn sie sind es keineswegs,
und das wäre auch schade. Zum anderen hat man Calypso und andere
Karibik-Sounds mit eingebunden Klänge, die in Gambia ohnehin
schon seit Jahrzehnten angesagt sind. Ein Hauch Jazz und zwei Häuche
Pop dazu, und von Langeweile keine Spur dafür sorgen nicht nur
die durchweg exzellenten Musikerinnen und Musiker. Auch die Arrangements
sind stimmig, das Gebläse ist sehr präsent, ohne zu nerven, die
Backing-Vocals sitzen wie ein Maßkleid und sülzen nicht, und die
Instrumentierung ist mit Kora, Djembe, Balafon, Steel Pan und anderen fast
gänzlich traditionell-akustisch. "Ali Heja" ist Jobarteh-Kundas bestes
Stück und braucht internationalen Vergleich nicht zu fürchten.
Wer diese CD nicht im Schrank hat, sollte auch bei den Tassen mal
nachzählen.
Luigi Lauer
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