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Tien-Shan-Schweiz-Express:
Zabine:
Laurence Revey: |
Tien-Shan-Schweiz-Express unterwegs:
14.06.03 CH-Liestal, ¿wo? tbc |
Als die UNO 2002 zum Jahr der Berge erklärte, ahnte niemand, welche Auswirkungen das auf die Musikszene der alpinen Regionen haben könnte. Besonders die Schweiz tat sich in einer Vielzahl von Events mit klingender Reverenz gegenüber ihrem Gebirge hervor von der Strauss'schen Alpensinfonie bis zu experimentellen Konzerten auf Gesteins-Instrumenten reichte die Palette. Als nachhaltigstes Projekt des Bergjahres darf jedoch ein transmontales Spektakel von 25 Musikern gelten, das zum Renner auf den eidgenössischen Festivals wurde und in diesem Sommer sowohl auf Europa- als auch Asien-Tournee gehen wird der Tien-Shan-Schweiz-Express.
Von Stefan Franzen
Als ich von der DEZA (Direktion für Zusammenarbeit und Entwicklung,
Anm. d.Verf.) die Anfrage bekam, ob ich als musikalischer Leiter ein Ensemble
von Musikern aus der Schweiz und Zentralasien betreuen möchte, habe
ich sofort angenommen, erklärt Heiri Känzig, Jazzbassist
und Dozent am Luzerner Konservatorium. Die DEZA engagiert sich momentan
sehr in diesen asiatischen Ländern und pumpt viel Geld in dortige Projekte.
Auf diesem Hintergrund erklärt sich die musikalische Vorgabe, die man
mir gab.
Känzig
ist prädestiniert für eine solche multikulturelle Großbaustelle,
der man nach einem großen asiatischen Gebirgszug den
Namen Tien-Shan-Schweiz-Express gab. Als einer der wenigen Schweizer Musiker,
die auch auf amerikanischen Labels zu hören sind, ist er vielen bekannt
durchs Vienna Art Orchestra, hat aber daneben von der Jazzchanteuse Betty
Carter über Andreas Vollenweider bis hin zu Nena überall seine
bassigen Spuren hinterlassen und verfügt über hoch gepriesene
pädagogische Fähigkeiten. Die hat er auch gebraucht, denn Talente
aus mongolischer Neo-Klassik, chakassischer sowie kirgisischer Tradition
zu bündeln, um sie binnen einer Woche Probezeit mit Alpinem schlüssig
zu kombinieren, das bedarf schon einiger Integrationskraft. Dazu stellte
Känzig den Asiaten ein Nationales Bergorchester zur Seite: Die
Musiker in diesem NBO kenne ich alle schon lange, trotzdem spielen sie hier
teilweise erstmals zusammen. Manche von ihnen kommen von der traditionellen
Musik, aber es sind auch Jazzer dabei, die sich schon immer mit der Tradition
beschäftigt haben, da gibt es aus meiner Sicht sowieso keine genaue
Trennung, erläutert der musical director und verweist auf den
experimentellen Alphornisten Hans Kennel, der genauso mit von der Partie
ist wie die vom Trio Avodah bekannte Akkordeonistin Patricia Draeger. Wir
waren uns völlig unsicher, was passieren würde, wenn so
unterschiedliche Mentalitäten aufeinander treffen, aber das Teamwork
klappte wunderbar. Es waren zwar Dolmetscher im Probenraum dabei, die das
Notwendigste übersetzt haben, also die groben Abläufe der Stücke
erläutert haben, aber letztendlich haben wir uns rein über die
Musik verständigt. Känzig strahlt bei der Erinnerung.
Ich
habe Glück gehabt, dass ich auf überhaupt keine Traditionalisten
getroffen bin, was die Bearbeitung ihrer Lieder angeht, waren sie alle sehr
offen. Sie, das sind die hierzulande schon bekannten Egschiglen
(s. Folker! 3/2002) aus der Mongolei, mittlerweile in Franken beheimatet;
mit ihrer zeitgenössischen Aufarbeitung von Klassik und Folklore haben
sie etwas Einzigartiges geschaffen. Ferner kommt das Trio Sabiljar aus der
sibirischen Republik Chakassien hinzu und die drei kirgisischen Musiker Kenje,
Nurlanbek und Rathabek sie vermitteln mit kehlig-virtuosem Gesang,
Langhalslauten und Flöten einen lebendigen Eindruck der zentralasiatischen
Nomadenkultur.
Das Alphorn und der Kehlkopfgesang beruhen ja auf den gleichen
Naturtönen, erläutert Känzig, von daher war hier
schon mal eine Grundverständigung gegeben. Und es ist spannend, die
ungeheuer feinen Harmonien der Kirgisen mit unserem Jodeln zu vergleichen.
In einem Fall haben wir einen unserer Hirtenrufe mit einem ihrer Lieder
über ein Yak-Rind kombiniert.
Allerdings
unbewusst, was hinter dem Lied steckt, haben wir erst später
erfahren. Mittlerweile rutscht Känzig nervös auf dem Stuhl
im Foyer des Zürcher Clubs Moods herum, denn er wartet auf
seinen Auftritt. Nicht zuletzt wegen der Optik auf der Bühne kommt
unsere Show auch bei einem Pop-Publikum an, beantwortet er noch rasch
die Frage nach den Zuschauerreaktionen und ist schon weg, um den ersten Teil
des Abends zu moderieren. Die Optik, sie ist farbenprächtig präsent
in dieser Eingangssequenz namens Morgenrot, in der sich die drei
östlichen Programmpunkte zunächst mit ihrer Tradition vorstellen.
Bunte Gewänder, exzentrisch anmutender Kopfschmuck mit Federboas,
Pferdegeigen, Lauten und Obertongesang langweilig wird es nie. Das
Nationale Bergorchester erklimmt mit Alpenglühn
anschließend die Bühne: lupfiges Akkordeon, funky Bass, verschmitzter
Büchel und Alphorn swingen in einer Alpenmusik ohne Klischees, bevor
man sich dann zum Höhepunkt der spannenden Darbietung mit den Asiaten
zu einem transkontinentalen Gipfeltreffen vereinigt.
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