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Wahre Helden (Eigenproduktion, 1999, |
Eigentlich wollten sie sich vor einigen Jahren ja nur treffen, um zum Spaß Folksongs von Bob Geldof, The Seer oder Fiddler's Green zu covern, doch bald wurde das zu langweilig und der erste eigene Song entstand. Inzwischen hat die Münchener Band Schandmaul die Folkrockszene, die vor allem aus dem Großraum Berlin kommend durch die Lande rollte und von Bands wie The Inchtabokatables, Subway to Sally oder In Extremo angeführt wurde, mit drei Alben und zahlreichen Tourneen bereichert und so nebenbei noch den Folkförderpreis 2000 eingeheimst. Dabei geben die Musiker zu, von der Folkrockwelle der 90er Jahre im Osten nichts gewusst zu haben. So zeigen Schandmaul, dass nicht nur Weißwurst und Bier sowie alpine Weltmusik, sondern auch guter Mittelalter-Folkrock aus Bayern kommen kann.
Von Claudia Frenzel
Zur Gründung von Schandmaul kam es spontan im Frühjahr 1998 in
der Küche von Ex-Bassist Hubsi Widmann (die Band und er trennten sich
Ende letzten Jahres nicht ganz in Harmonie). Dort kam beim gemeinsamen
Musikhören die Lust auf, mal eine andere als klassische Musik oder Rockmusik
zu machen.
Schnell
wurden ein paar Freunde der Rockband Weto gefragt, ob sie nicht dazu stoßen
wollten, und binnen zwei Wochen fand man sich The Seer und Bob Geldof covernd
in besagter Küche wieder. Der erste Auftritt kam bereits ein halbes
Jahr später und irgendwann wurde das Nachspielen zu langweilig, eigene
Songs mussten her. Und der erste hieß Das Teufelsweib.
Auch der Namen der Band kam eher zufällig, wie sich
Sänger, Akustikgitarrist und Akkordeonspieler Thomas Lindner erinnert:
Bandnamen suchen ist ätzend. Wir hatten, schon bevor der Name
da war, diese Idee von dem Narren, der ja auf allen CDs auftaucht. Über
den Narren kam der Name dann irgendwie von selbst ... nach dem König
kommt das Schandmaul, das Lästermaul ... und das fanden wir dann eigentlich
ganz gut. Inzwischen habe ich mitbekommen, dass es so ein paar Landstriche
in Deutschland gibt, Thüringen etwa, wo das Wort richtig oft benutzt
wird, wo das Wort Schandmaul' so wie Depp' in Bayern alle zwei
Sätze fällt, aber ich finde den Namen immer noch gut.
Inzwischen sind drei Alben der Band erschienen, zahlreiche Konzerte vor Hunderten
Fans absolviert und weitere Pläne geschmiedet. Mit einer Mischung aus
folkigen, mittelalterlichen Klangfarben, irischer und französischer
Folkmusik oder gar Liedermacherweisen gepaart mit kräftigem Rock haben
Schandmaul mühelos den bereits von anderen Bands geebneten Weg betreten
können.
Dass
es außer ihnen bereits im Osten eine regelrechte Schwemme an Folkrock-Bands
gab, war den Münchenern bis dato noch unbekannt und sie waren regelrecht
erstaunt, als sie auch außerhalb Bayerns dem Phänomen Mittelalter-Folk
begegneten. Nachdem wir schon ein Jahr gespielt hatten, kamen die Leute
an und meinten: Hey, ihr klingt ja wie die und die, erzählt Thomas
Lindner heute schmunzelnd. Und wir sagten: Ach echt, es gibt schon
eine Schublade, in die wir reinpassen? Und dann hab' ich zum ersten Mal Subway
to Sally und In Extremo gehört. Die einzigen, die ich davor kannte,
waren die Merlons aus Erlangen. Vielleicht ist das der Grund dafür,
dass Schandmaul unbeeinflusst von anderen Gruppen ihren eigenen Stil entwickeln
konnten. Insgesamt legen die sechs Münchner Wert darauf, dass in ihrer
Musik viel mehr Folk steckt als bei ihren Kollegen. Die Fans stört das
wenig und so sieht man auf Konzerten einträchtig Schandmaul-T-Shirts
neben solchen von Subway to Sally oder In Extremo.
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