Hat Lörrach das Patentrezept gefunden? Ist das Stimmen-Festival ein Modell für andere Städte? Jedenfalls hat Festival-Leiter Helmut Bürgel in den letzten zehn Jahren ein international angesehenes, lokal fest verankertes und ökonomisch erfolgreiches Weltmusik-Festival aufgebaut. In diesem Sommer wird nun Jubliläum gefeiert. Der Folker! ist erstmalig als Medienpartner dabei.
Von Christian Rath
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Stimmen-Festival |
Stimmen 2003: 27.06.-27.07.03
(Am 11. April wird das |
Lörrach ist ein gemütliches und prosperierendes Städtchen mit 45.000 EinwohnerInnen ganz unten im sonnigen deutschen Südwesten, mit der Schweiz und Frankreich in Fahrrad-Entfernung. In der Tourismus-Werbung nennt sich Lörrach gerne Stadt der Stimmen, meint damit aber keine parapsychologischen Phänomene, sondern das Internationale Gesangsfestival Stimmen, das seit 1994 zu einem festen Markenzeichen der Stadt geworden ist.
Für auswärtige BesucherInnen ist das Festival freilich schwer zu fassen, denn es zieht sich über vier Wochen hin. Es ähnelt damit eher einer Veranstaltungsreihe mit (fast) täglichem Freiluft-Konzert. Wer zum Stimmen-Festival anreisen will, muss sich also an einzelnen Highlights orientieren.
Und Highlights gibt es in der Regel viele. Im Vorjahr sangen in Lörrach zum Beispiel Cesaria Evora, Calexico, Marianne Faithful, das Hilliard Ensemble, Sergent Garcia, die Ten Tenors, Hubert von Goisern, Reamonn, Zucchero, Eric Bibb, Brian Ferry. Das Programm für 2003 wird noch geheim gehalten. Doch die Liste vom Vorjahr zeigt schon, wie offen Stimmen angelegt ist: Ein Weltmusikfestival, das auch Pop-KünstlerInnen und klassischen Aufführungen Raum gibt. Oder eher ein Pop-Festival, dass offen ist für Weltmusik? Vermutlich stimmt beides. Und das ebenso klare wie weite Motto Stimmen verbindet das bunte Programm.
Zu
den insgesamt rund 25 Veranstaltungen kamen im Vorjahr 24.000 ZuschauerInnen.
Besonders stolz ist Helmut Bürgel, dass auch vermeintlich
schwierige Konzerte gut besucht sind. Zu einem Abend mit
Stimmen von der Seidenstraße kamen etwa 550 ZuhörerInnen
in den romantischen Rosenfelspark. Auch wenn wohl kaum jemand zuvor
die Namen der Künstler gehört hat, vertrauen uns die Leute inzwischen,
dass sie stets ein eindrucksvolles Hörerlebnis erwartet, freut
sich Bürgel über seine Aufbauarbeit.
Als Helmut Bürgel 1993 zum Lörracher Kulturamtsleiter ernannt wurde,
war das eine Richtungsentscheidung. Sein Vorgänger war ein feinsinniger
Kunstliebhaber, der gerne Ausstellungen und Kunstreisen organisierte. Doch
der damalige Oberbürgermeister Rainer Offergeld (SPD) wollte mehr Leben
in der Stadt.
Dafür
sollte Bürgel sorgen, der (neben seiner Tätigkeit als freier Journalist
und Dokumentarfilm-Regisseur) in Singen am Bodensee das sozio-kulturelle
Zentrum GEMS mitaufgebaut hatte. Letzteres wollte er in Lörrach allerdings
nicht kopieren, er hatte vielmehr Größeres vor (Veranstaltungen
für zwanzig Leute hatte ich schon genug gemacht).
So entstand die Idee für das internationale Stimmen-Festival, das von Publikum und Presse gleich hervorragend angenommen wurde. Immerhin waren schon im ersten Jahr so bekannte Namen eingeladen wie Joan Baez, Patricia Kaas, UB 40 und die Flying Pickets. Vorläufiger Höhepunkt war wohl das Jahr 2001, als kurz nacheinander Bob Dylan und Neil Young auf dem Lörracher Marktplatz gastierten. Aber Bürgel hat nie auf die großen Namen allein gesetzt, sondern immer auch seinen Entdeckungen aus aller Welt viel Raum gegeben. So bekam Lörrach beides: Stars, die sonst nie und nimmer in diese Kreisstadt gekommen wären, und weltmusikalische KünstlerInnen, für die sich die LörracherInnen sonst nicht interessiert hätten.
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