backRezensionen Mittel- und Südamerika


MÔNICA SALMASO - VoadeiraMÔNICA SALMASO
Voadeira

(Exil Musik/Indigo Musik 1815-2)
15 Tracks, 54:43; mit Texten

Wer die leisen Töne liebt, liegt hier genau richtig. Träumen statt tanzen ist angesagt. Die geheimnisvolle Alt-Stimme der 30-jährigen Brasilianerin Mônica Salmaso klingt nahezu unwirklich und entführt in eine mystische Welt. Landsmann und Bossa Nova-Legende Edu Lobo preist sie gar als „beste Stimme, die ich in den letzten Jahren gehört habe“.

Klassiker wie „Valsinha“ von Vinicus de Moraes, „A Violeira“ von Tom Jobim oder „O Vento“ von Dorival Caymmi schweben sanft dahin, und die Poesie eines Chico Buarque verzaubert ebenso wie die Worte unbekannterer Dichter. Der Baiao aus dem Nordosten, die Samba und der Bossa Nova aus Rio oder die Toada aus dem Hinterland: Mônica webt aus diesen traditionellen Stilen einen eigenen neuen Ton, den sie „die lyrische Seele Brasiliens“ nennt. Sie gehört zu einer Künstlerbewegung in São Paulo, die die brasilianische Musikgeschichte sanft revolutionieren möchte. An ihrer Seite die Gitarristen Paulo Bellinati und Mario Gil, die Percussionisten Marcos Suzano und Caito Marcondes, Akkordeonspieler Toninho Ferragutti und Pianist Benjamin Taubkin. „Voadeira“ (Fliegerin) ist nach „Trampolim“ das zweite Solo-Album Mônica Salmasos. Die Dame ist bestimmt noch für einige Überraschungen gut, denn mit so einer Stimme möchte man immer weiter träumen.

Suzanne Cords


LILA DOWNS - BorderLILA DOWNS
Border

(Peregrina Music PM 50312)
15 Tracks, 59:25; mit Texten u. Info

Dieses Album der Tochter eines schottisch-amerikanischen Vaters und einer indianischen Mutter kam in den USA bereits im vergangenen Jahr heraus. „Border“ hat Lila Downs den mexikanischen Emigranten gewidmet, die beim Überqueren der Grenze starben. Dementsprechend handeln viele der u.a. in verschiedenen indianischen Sprachen vorgetragenen Songs vom Schicksal der indianischen Ureinwohner Mexikos, die auf der Suche nach Arbeit in die USA gingen. Die in den Liedern steckende Mischung aus Leidenschaft und Schmerz sowie Tradition und Stolz wird durch die sparsame Instrumentierung mit klassischen Folkinstrumenten hervorgehoben, wobei Ausflüge in benachbarte Musikgenres wie Jazz und Gospel den Reiz der einzelnen Titel erhöhen. Die ersten Lieder, an die sich Lila Downs erinnern kann, sind von ihrer Mutter gesungene Rancheras sowie Woody Guthries „This Land Is Your Land“, das ihr Vater immer wieder anstimmte. Das erklärt auch, warum sich ein Guthrie-Medley aus „Pastures Of Plenty“ und „This Land ...“ auf der CD findet. Die mexikanische Künstlerin verwandelt die beiden Stücke nach einem a-cappella-Einstieg jedoch in eine Art Rapsong, in dem sie die Schwierigkeiten beschreibt, die mit dem Wunsch verbunden sind, in das Land ihrer Träume zu gelangen. Eine absolute Empfehlung.

Michael Kleff


DIVERSE - Latin PlaygroundDIVERSE
Latin Playground

(Putumayo/Exil/Indigo Musik 1743-2)
11 Tracks, 36:18; mit Texten u. vielen Infos

Auch die dritte Scheibe für die lieben Kleinen, auf der Putumayo diesmal Kinderlieder aus Lateinamerika präsentiert, ermuntert zur Entdeckung von Klängen jenseits der Bravo-Welt. Wir stoßen auf renommierte Namen wie Ruben Rada, Omara Portuondo, Lila Downs oder Nazaré Pereira. Und wie wir das bei diesem Label gewohnt sind, liegt ein ausführliches Booklet mit kindgerechten Texten bei. Die Freundin riecht unangenehm nach Gürteltier und die verrückte Spinne muss man an den Beinen festhalten: Eltern sollten ihren Kindern die Übersetzung der lustigen Texte auf keinen Fall vorenthalten. Eine CD, die schillernde tropische Farben ins Kinderzimmer zaubert und mit Cumbia, Mambo, Forró, Conga, Samba und Soca die nächste Latino-Fangemeinde heranzieht. Dieses ist der dritte Streich und der nächste folgt – hoffentlich – zugleich.

Suzanne Cords


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