backRezensionen International


STEPHEN KENT - Oil and waterSTEPHEN KENT
Oil and water

(Intuition/Schott/Sunny Moon INT 3329 2)
10 Tracks, 57:46

Was die westliche Welt dem Didgeridoo antut, ist an Kulturmissbrauch nur noch mit Winnetou vergleichbar. Legionen von Späthippies und Neuzeitspirituellen tröten die Nächte hindurch und bringen Rezensenten um den Schlaf. Da behilft man sich am besten mit einem Walkman und der neuen Stephen-Kent-CD.

Stephen Kent ist schon seit geraumer Zeit das Intuition-Flaggschiff für Didgeridoo und auch auf seiner neuen CD „Oil and Water“ hält er den Erwartungen stand. Erstmals traut sich auch Kent an Samples und Elektronikbeats und beweist uns, dass Ambient kein Synonym für Belanglosigkeit ist. Auch keineswegs belanglos ist Stephen Kents spiritueller Ansatz. Der bewusste Einsatz von arabischen Elementen ist seine Antwort der Harmonie auf die Fragen unserer dualen Welt. Yassir Chadly, Imam einer Moschee im kalifornischen Oakland wird auf diese Weise mehr als ein Gastmusiker. Rein musikalisch bietet Stephen Kent Worldmusic im positiven Wortsinn. Ihm gelingt es sogar schottische Dudelsäcke unbelastet in seine Musik zu integrieren und er schafft es scheinbar mühelos, den Spagat zwischen Easy Listening und künstlerischem Anspruch zu bewältigen.

Chris Elstroth


MARY LORSON & SAINT LOW - Tricks For Dawn
MARIA SOLHEIM - Barefoot

MARY LORSON & SAINT LOW
Tricks For Dawn

(Cooking Vinyl/Indigo Musik COOKCD 221)
11 Tracks, 49:07

MARIA SOLHEIM
Barefoot

(Strange Ways/Indigo Musik)
13 Tracks, 46:55; mit Texten

Obwohl die Sängerinnen aus völlig unterschiedlichen Kulturen kommen, gibt es doch viele Ähnlichkeiten zwischen den beiden Produktionen. Die eine kommt aus dem hohen Norden Europas und hat mit „Barefoot“ ihr Debütalbum vorgelegt. Die andere ist die Leadsängerin von der Gruppe Madder Rose und Schöpferin des Artrock-Projekts Saint Low. Beide CDs überzeugen durch beeindruckende Gesangsparts wie durch außergewöhnliche Arrangements. Mary Lorson beweist auf „Tricks For Dawn“, dass Popmusik nicht immer mit langweiligen Mainstreamklängen gleichzusetzen ist. Beispielhaft dafür sind wunderschöne Stücke wie „Your Lament“ und „Anything Can Happen“. Neben der klassischen Besetzung aus Gitarre, Bass und Schlagzeug tragen vor allem Geige und Cello sowie Flöte und diverse andere Blasinstrumente zum manchmal beschwingten, manchmal schwebenden Klang einiger Titel bei. Ein Nachteil der CD ist, dass Plattenfirma und/oder Künstler wieder am Booklet gespart haben und uns die Texte vorenthalten. Musikalische Pop-Rock-Bilder hat auch Maria Solheim vorgelegt. Produziert von Kari Bremnes´ langjährigem Pianisten und Wegbegleiter Bengt Egil Hanssen, trägt die mit Lorsons Besetzung vergleichbare Instrumentierung zur Hervorhebung von Maria Solheims Stimme bei. In ihren Texten trägt sie kleine gedichtgleiche Texte vor, die meist mit Liebesgeschichten zu tun haben. Besonders schön „The Last Waltz“, in der Maria Solheim beschreibt, wie ein junges Mädchen heimlich ihr Zuhause auf immer verlässt, um ihren Liebsten zu treffen. Gesang und Arrangement lassen die Stimmung dieses tragischen wie glücklichen Augenblicks geradezu mitfühlen.

Michael Kleff


ADEL SALAMEH/ NAZIHA AZZOUZ
Kanza

(Enja/Helikon harmonia mundi CD 01372)
9 Tracks

Zwei Musiker, der Palästinenser Adel Salameh und die algerische Sängerin Naziha Azzouz, begegneten sich in London und produzierten diese CD zusammen mit einem marokkanischen Jazzmusiker, der in Deutschland lebt, und einem türkischen Klarinettisten. Daraus ist ein stark von traditionellen orientalischen Melodien geprägter Jazz entstanden. Naziha Azzouz studierte Gesang, wobei sie sich besonders auf arabische Melodien aus der Al Andalous Periode spezialisierte. Ihr besonderes Interesse galt immer der traditionellen Musik des Mittelmeerraumes. Adel Salameh studierte arabische Laute, lebt in Großbritannien und trat u.a. in Japan, Australien, Singapur, Nord- und Südafrika und Europa auf. Neben der arabischen Musik konzentrierte er sich besonders auf die Flamencomusik, die indische traditionelle Musik und den Jazz. Der marokkanische Musiker Abdel Ghani Krija und der türkische Klarinettist Barbaros Erkose, durch zahlreiche Tourneen im gesamten Mittelmeerraum, in Deutschland und in den USA bekannt für sein musikalisches Können als Solist, lassen zusammen mit Azzouz und Salameh einen sehr eigenständigen Stil entstehen, der sowohl Jazzliebhaber, als auch Freunde der Mittelmeer-Musiken begeistern dürfte.

Suleman Taufiq


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