backRezensionen Asien


MOHAMMED AMAN - The Tradition of HejazMOHAMMED AMAN
The Tradition of Hejaz

(OCORA, C 560158/ Helikon Helikon harmonia mundi 79)
10 Tracks, 71:21; mit Infos

Der im Musikerviertel von Mekka geborene Sänger Mohammed Aman stellt auf dieser CD den traditionellen arabischen Gesang des Hejaz , den hijazi,vor. Der Hejaz, eine lange Bergkette, die parallel zum Roten Meer verläuft, war ursprünglich eine eigenständige Region, gehört heute jedoch zu Saudi-Arabien. Typisch für den hijazi sind gesungene Präludien, ein eigenes modales System und spezifische Rhythmen. Der hijazi hat im Laufe der Jahrhunderte Einflüsse aus Nordafrika, Persien, Syrien und dem Irak integriert. Mohammed Aman war Muezzin in Mekka und beherrscht zahlreiche Gesangs- und Instrumentalformen dieses Genres. Er singt a-capella oder begleitet sich selbst auf der arabischen Kurzhalslaute. Außerdem wird er manchmal von einer Violine oder von verschiedenen traditionellen Rhythmusinstrumenten begleitet. Die Lieder sind zum Teil traditionelle höfische Gedichte, aber auch moderne Gedichte von zeitgenössischen, arabischen Lyrikern, die in der Regel die leidenschaftliche Liebe besingen.

Suleman Taufiq


THE ISRAELI ANDALUSIAN ORCHESTRATHE ISRAELI ANDALUSIAN ORCHESTRA

(Magda Records MGD 040)
14 Tracks, 73:25 mit engl./franz. Basisinfos u: hebr. Texten

„Klassische“ Musik aus Andalusien ist sicher nicht, was man intuitiv als Mitteleuropäer mit durchschnittlich touristischem Instinkt assoziiert: Flamenco oder evtl. Sevillana. Es ist vielmehr die Musik, die sich ab dem 10. Jahrhundert während der islamischen Herrschaft auf der iberischen Halbinsel entwickelt hat. Sie ist komplex in ihrer Struktur, während die Verse meist in einem andalusischen Dialekt oder klassischem Arabisch gesungen werden. Vor allem im maghrebischen Raum ist diese Musik noch weit verbreitet, Festivals in Damaskus bzw. das vorliegende in Israel produzierte Album zeigen jedoch, dass Musik grenzüberschreitend ist.

Traditionell wurde diese Musik ausschließlich mündlich weitergegeben, erste schriftliche Aufzeichnen sind nicht vor dem 18. Jh. nachzuweisen. Daher gibt es in Israel nur wenige Spezialisten auf diesem Gebiet, darunter etwa den promovierten musikalischen Direktor des Orchesters, Avi Elam-Amzaleg, oder dessen Sänger Emile Zarihan (auf hebräisch!), in Deutschland vielleicht einigen bekannt durch seinen Auftritt beim TFF 1999. Nach Israel gelangte dieser Musikstil mit der Einwanderung nordafrikanischer Juden in den 50-er und 60-er Jahren des 20. Jh. Jedoch erst ca. 20 Jahre später, initiiert durch eine allgemeine Wiederbelebung ethnischer Kulturelemente (d.h. dem Verzicht auf eine einheitliche israelische Kultur), gewann andalusische Musik wieder einen populäreren Platz unter den Israelis nordafrikanischer Abstammung.

Matti Goldschmidt


MARWAN ABADO - MarakebMARWAN ABADO
Marakeb

(Iris Music/Helikon Helikon harmonia mundi HMCD 87)
11 Tracks, 52:17, mit Texten

Marwan Abado ist Sänger, Komponist und Oud-Spieler. Er stammt aus dem Libanon. Seine Musik stützt sich auf die klassische Darstellungsformen der arabischen Musik, TAQÌSIM. Die Lieder sind geprägt von der Verarbeitung und Aktualisierung palästinensischer Prosa und Poesie, verwoben mit kritischen Anmerkungen zu den politischen Vorstellungen der Palästinenser. Eine interessante Dimension dieser Lieder ist, dass sie ein für die arabische Musik neues Verhältnis zwischen Künstler und Publikum aufbauen, indem das Publikum den Texten bewusst zuhört und ebenso die Stille in der Musik erlebt. Seine engagierten Lieder – die nicht wie im deutschsprachigen Raum mit dem erhobenen Zeigfinger daherkommen, sondern auf poetische Weise zwischen Trauer und kampfeslustiger Hoffnung liegen, mischen sich mit Improvisationen, orientalischen Kunstformen und Elementen der abendländischen Musik. Auf dieser CD begleitet ihn der österreichische Percussionist Peter Rosmanith, der auch einige Kompositionen für diese CD schrieb.

Suleman Taufiq


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