backDie besonderen CDs

Wie in jedem Folker gibt es auch diesmal wieder CDs, die aus der Masse herausragen:

Afrika SEKOUBA BAMBINO --> Sinikan
Deutschland ACHIM REICHEL --> Wilder Wassermann


Die Besondere – Afrika

SEKOUBA BAMBINO - SinikanSEKOUBA BAMBINO
Sinikan

(Sonodisc CDS 8932/Bellaphon)
12 Tracks, 62:30; franz. U. engl. Infos

Sekouba Bambinos Stimme im Ohr, fragt man sich, warum er nicht längst in einem Atemzug mit Salif Keita, Youssou N`Dour oder Papa Wemba genannt wird. Mit "Sinikan" dürfte sich das ändern, Bambino steht säulenfest im Mittelpunkt des Albums, und nirgendwo anders gehört er hin. Er ist einer der Sorte, denen man auch dann gebannt und mit Gänsehaut in den Ohren zuhört, wenn kein einziges Instrument erklingt. Stattdessen gehören die Musiker auf "Sinikan" zu den besten ihres Faches: Tom Diakité, Percussion und Ngoni, Etienne Mbappé, Bass, Ousmane Kouyaté, Gitarre, um nur drei zu nennen ­ schon bei den Namen kommt Tanzlaune auf. Die teilweise opulenten Arrangements mit Streichern und Gebläse stammen von Produzent Francois Bréant, der unter anderem das wegweisende Album "Soro" von Salif Keita auf dem guten Gewissen hat. Auch da wurde aus dem Vollen geschöpft, knapp entlang der Grenze zur Überladung. "Sinikan" geht den gleichen Weg, meist ist reichlich eingeschenkt worden, doch es schwappt nichts über. Das liegt nicht zuletzt an dem exzellenten Mix, der die Möglichkeiten der Postproduktion sauber ausschöpft. Den satten Tanznummern stehen mit überwiegend traditionellen Instrumenten eingespielte Titel gegenüber, die auch noch den Toningenieur als Meister ausweisen, denn eine Kora, ein Balafon oder eine Ngoni muss man auch erst zum Klingen bringen. Letztlich erweist sich von den vielen Tönen keiner als verschenkt, denn mit jedem Hören perlen vorher nicht wahrgenommene Schnipsel aus den Lautsprechern. Als Dreingabe dann noch ein wunderbares Mundharmonika-Solo von Jean-Jacques Milteau und eine Rap-Einlage von Diziz La Peste ­ passt schon. Und ein Überraschungscoup dann noch kurz vor Schluss in Form einer James-Brown-Nummer, gesungen in Malinke ­ das hätte dem Meister gefallen. Wie ihn überhaupt das ganze Album beeindruckt hätte. Endlich habe ich etwas mit ihm gemeinsam.

Luigi Lauer


Die Besondere – Deutschland

ACHIM REICHEL - Wilder WassermannACHIM REICHEL
Wilder Wassermann

(WEA 0927 43339-2)
12 Tracks, 47:25, mit Texten u. Info

"Poesie und Musik" ist kein neues Thema für Achim Reichel. Der 1944 auf St. Pauli geborene Künstler begann bereits vor 25 Jahren, eine Brücke zwischen deutscher Verskultur und Rockmusik zu schlagen. Zunächst verfiel er als Mentor der Gruppe Ougenweide alten deutschen Texten und Melodien. Danach vertonte Reichel auf drei Platten zwischen 1976 und 1978 Texte von Ringelnatz, Morgenstern und Fontane. Nach Ausflüge in die Welt zeitgenössischer Dichtung von Jörg Fauser und Kiev Stingl knüpft die neue CD des Hamburgers nun wieder an die alten Balladen an. Auf der CD "Wilder Wassermann" findet sich Versgut von Wilhelm Müller, Eduard Möricke, Adolf Grasbrenner und sogar Goethes "Erlkönig" ist vertreten. Alles Texte die Achim Reichel schon eine ganze Zeit lang gesammelt hatte. Allen Stücken verleiht er mit seinen Vertonungen ein modisches musikalisches Kleid, mit Einflüssen aus aller Welt - die er nach eigenem Bekunden u.a. bei der Lektüre des Folker! entdeckt hat. Zum multikulturellen Klangbild tragen u.a. der englische Fiddler Peter Sage, der Multiinstrumentalist Frank Wulff aus alten Ougenweide-Tagen und ein fünfköpfiges Blasorchester aus St. Petersburg bei. So stehen Mandoline und Saz ebenso selbstverständlich nebeneinander wie Dobro und Laute sowie ein indisches Harmonium und eine Hamburger Waldzitter. Deutsche Sprache und deutsche Mythen zu entstauben, das hat sich Achim Reichel zum Ziel gesetzt. Die eigene Kultur dürfe man nicht irgendwelchen Verrückten überlassen, sagt er mit Blick auf den Missbrauch deutscher Liedkultur durch die Nationalsozialisten. Zumal viele der alten Balladen und Texte Botschaften von großer Aktualität enthalten, wie beispielsweise Heinrich Heines "Belsazar". In der Geschichte um den babylonischen König, der seinem eigenen Hochmut zum Opfer fällt, geht es um den Größenwahn von Göttern in Menschengestalt. Und von denen laufen immer noch viel zu viele herum. Schade nur, dass Achim Reichel mit knapp 48 Minuten ziemlich geizig mit seiner Kunst ist. Bei Liedern dieser Qualität hätte es ruhig ein wenig mehr sein können.

Michael Kleff


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