backRezensionen Deutschland


MAHONES
Get Stuffed

(Jigit Records! JICD1019)
8 Tracks, 42:42; mit Texten

Die Mahones aus Kölle haben sich größtenteils einer Richtung verschrieben, der die Rezensentin nicht eben in Liebe zugetan ist: Irish-Fun-Folk-Speed-Polka ist angesagt, und da klingt in mancher Menschen Ohren ein Titel wie der übernächste. Lasset uns daher auf einigermaßen objektive Kriterien und einige Besonderheiten zurückgreifen. Was sie vor anderen deutschen Bands dieser Richtung auszeichnet, ist vor allem das bluegrassmäßig in affenartiger Geschwindigkeit gezupfte Banjo, ansonsten hat man sich bemüht, mit dem zweifellos vorhandenen Können auf den verfügbaren Instrumenten und mit schrägen Einfällen etwas Abwechslung zu erzeugen, soweit es Hum-ta zulässt. Allerdings lassen mich wirklich nur die Titel aufhorchen, die da völlig aus der Reihe tanzen; namentlich "Black is the colour", das Herr B dem dramatischen Arrangement entsprechend mit einer Stimme singt, die fast keine (oder zumindest nicht mehr seine) ist. Und dann Track Nummer 8, bei dem "Danny Boy" und "Molly Malone" verschmolzen und in gräulichem zweistimmigem a-cappella-Gesang scheinbar zu später bierseliger Stunde vorgetragen werden, unterbrochen von Flaschengeklingel, Zwischenrufen, Gelächter und einem ordentlichen Rülpser. Das kann nur gefallem, wem diese Songs zum Halse raushängen (mir). Aber es verkürzt den eigentlichen Musikgenuss auf etwa 40 Minuten, denn Titel 9 ist im Hühnerstall versteckt und somit nicht auffindbar.

Kerstin Braun


PETER KERLIN WITH JENS KOMMNICK
Hear the wind howl

(S.T.I.R. Music)
11 Tracks, 50:40; mit Texten und Infos

War Peter Kerlins Solo-Debut schon vielversprechend (s.a. Folker! 4/99), so klingt sein zweites Album noch eine Spur ausgereifter. Kerlin (Oktave Mandolin, Voc., Git.) ist mit Hilfe des Multiinstrumentalisten Jens Kommnick und der irischen Flötistin Siobhán Kennedy ein stimmungsvolles und stimmiges Werk gelungen. Sorgfältig eingespielt und produziert, filigran, saitenlastig und verträumt - geschmackvoll, aber nie geschmäcklerisch und meilenweit entfernt von oberflächlichen Kelten-Kitsch.

Kerlins Eigenkompositionen wurzeln in irischer Tradition, klingen aber verhalten modern. Seine enge emotionale Beziehung zur keltischen Musik wird mit jedem Ton spürbar. Während Jens Kommnick wie üblich an diversen Strings und Blasinstrumenten (u.a. Git., Fiddle, Cello, Harfe, Pipes) brilliert, zeigt Peter Kerlin auch sein Talent als Songwriter: kleine Alltagsgeschichten, überwiegend nachdenklich bis melancholisch, bisweilen sehr anrührend, ohne peinlich zu werden ("Calling Fiddler`s Green").

Aufgelockert werden die Songs durch fetzige Tunes ("Off to Wremen / The Tipsy Trout") und atmosphärisch dichte Instrumentals ("Leaving Ocean Point"). Ein fast zu perfektes Album -wie aus einem Guss!

Anne D. Marcordes


ZWEIERLEI
Sprachgitter

(Laura Records)
10 Tracks, 32:51; mit Texten

Eine Stimme, eine Melodie, ein Klavier- und Gitarrenspiel, ein Minnegesang, darein man sich vernarren könnt'. Alles entbehrt jeder Peinlichkeit, jeden Pathos, jeder Anbiederung, jeder Aufdringlichkeit. Annabell Berger und Blanca Pasche singen eigene Texte und zwei Texte von Erich Fried klar und mit bezaubernder Ausdruckskraft. Weil diese schlichte Musik nicht ganz so "eingängig" ist, will man sie vielleicht gerade "mehrmalig" hören. Und dann hört man, und man erfasst die Worte: Sprachgitter nehmen gefangen.

Stephan Rögner


DAVID ORLOWSKYS KLEZMORIM
Sedum

Way Out Records WO-01064
18 Tracks + Bonus Track "Dona, Dona"; 55:35

Davon träumen Folkies: ein 20-jähriger Musiker, der sein Instrument brillant beherrscht, sich gezielt mit einer traditionellen Musikrichtung beschäftigt und vorzeigbare Stücke schreibt...

David Orlowskys erste CD, die er mit dem nach ihm benannten Klezmorim eingespielt hat, ist eine gelungene Aufnahme. Dass das Vorbild Giora Feidman die Finger mit im Spiel haben könnte, erahnt man schon bei den ersten Klarinettentönen. Aber der Besuch einer Meisterklasse und einige gemeinsame Auftritte machen noch lange keinen Meisterschüler, wenn dieser nicht selbst Talent, Energie und Disziplin mitbringt. Davids musikalische Biografie spricht für sich: Jungstudentenklasse der Musikhochschule Trossingen, mehrmaliger Bundespreisträger bei "Jugend musiziert", Landesjugendorchester Baden-Württenberg usw. Ihm zur Seite stehen zwei erfahrenere Jazzmusiker: Florian Dohrmann (kb) und Jo Ambros (git), die auch eigene Titel beisteuern. Ihre Begleitung drängt sich nicht in den Vordergrund. Gitarren- und Basssoli sind sparsam eingestreut. Die Klarinette steht im Mittelpunkt und kann sich dynamisch voll entfalten. Sowohl die neuen Stücke als auch die Arrangements der Traditionals klingen jazzig modern. Es ist die Art von Klezmer, die man "Musik im Klezmerstil" nennen müsste. Insgesamt wirkt alles sehr homogen und frisch. Es macht einfach Spaß zuzuhören und Lust auf ein Live-Konzert.

Liane Fürst


HANDSTREYCH - Singt Brassens - Neben meinem BaumeHANDSTREYCH
Singt Brassens - Neben meinem Baume

(Trend Records TCD-0200166)
16Tracks, 66:55; mit allen Texten und Illustrationen

Brassens auf Deutsch? Man darf sich diese Produktion nicht als Hintergrundmusik anhören, sondern sollte in Ruhe reinhören, auf die Sprachmelodie achten, auf die Nuancen in Gesang, Text und Musik, sich einlassen auf die sarkastischen Texte voll von Ironie und bissigem Sarkasmus und die Bilder von verrückten Typen und Gestalten, die den Brassens'schen Mikrokosmos bevölkern. Je mehr man von den Liedern hört, desto mehr beeindrucken die feinfühligen Nachdichtungen, die Brassens' Chansons kongenial in singbares Deutsch übertragen. Dabei werden Atmosphäre und Grundstimmung des Originals gewahrt und gelegentlich mit aktuellen Bezügen versehen, wie z.B. beim Bauchnabel der Polizistenfrau, der in der Handstreych-Fassung "gepierct" ist. Handstreych ist eine Ost-West-Deutsche Koproduktion, die Übertragungen stammen von Ulrich Kind (Gesang, Gitarre, Akkordeon), einem aus der ehemaligen DDR stammenden Liedermacher, der seit 1973 in Westdeutschland lebt, und dem Darmstädter Liedermacher und Folksänger Reno Rebscher (Gesang, Gitarre, Mundharmonika). Die beiden Sangesbrüder ließen sich für ihre Brassens-CD von Gastmusikern mit Querflöte, Geige, Cello, Bass und Sopransaxophon unterstützen, die die Stücke unaufdringlich mit diversen Klangfarben in songdienlichen Arrangements bereichern. An dieser Produktion hätte wohl der Maitre höchstpersönlich seine Freude gehabt.

Ulrich Joosten


GALAHAD
Myrddin

(OTR Promotions)
15 Tracks, 58:50; mit Texten und Infos

Die Schublade "Schon wieder diese deutschen Iren" ist bei Galahad aus Dinslaken verfehlt, auch wenn Textthemen und Folkklänge dies ab und an provozieren. Auf ihrer 4.CD bieten sie gewohnt solide eingespieltem Folk-Rock. Das Rezept: mehrere Handvoll "Jethro Tull", eine Prise "Blackmore's Night" und jeweils ein Hauch Irish Folk und Mittelalter. Die Riffs und Arrangementmuster - klar, irgendwie schon mal gehört, aber trotzdem gut gemacht. Schließlich waren sie 1999 Support-Act für "Jethro Tull". Aber Galahad nur als Tull-Kopie zu charakterisieren, wäre zu kurzsichtig. Die Stücke sind abwechslungsreich, rockig, trotzdem melodisch gefällig. Kompakter Sound im Spannungsfeld von Folk, Pop und Rock. Die Stimme von Ulrike Koberg setzt Farbtupfer. Anspieltipp ist der Opener "Celtic Queen", aber auch einiges anderes hat Ohrwurm-Qualität. Es sind übrigens alles Eigenkompositionen und eigene (nur englische!) Texte. Der altkeltische Druide Myrddin (Merlin) war Namensgeber der CD. Ideenreiche Arrangement sind zu loben: die Breaks kommen an den richtigen Stellen, auch E-Gitarre und Querflöte röhren dazwischen, damit es nicht zu softy oder folkig wird. Druck und Power sind da, auch die ruhigen Momente fehlen nicht. In der Suite "Two Witches" ist Gast-Piper Tim Lethen ("Claymore") zu hören.

Ich denke, es ist ein interessantes rundes Album, dessen Durchhören mir von vorn bis hinten Spaß gemacht hat. Da ich Jethro Tull mag, gefällt mir auch Galahad. Punkt.

Piet Pollack


HAGALAZ RUNEDANCE - Frigga's WebHAGALAZ RUNEDANCE
Frigga's Web

(Hammerheart Records)
10 Tracks, 37:59; mit Texten

Das nunmehr dritte Album von Hagalaz Runedance, einem Musikprojekt, das im wesentlichen von den Inspirationen (und deren musikalischen Umsetzungen) von Andrea "Nebel" Haugen lebt, ist im Frühjahr erschienen. Das neue Album ist fast noch düsterer als seine beiden Vorgänger.

Das Album pendelt zwischen Leben, Tod und Wiedergeburt. Über ihr eigentliches Interesse an spirituellen An- und Einsichten hinaus, scheinen persönliche Schicksalsschläge der Frontfrau für diese Themenwahl den Ausschlag gegeben haben. Doch trotzdem haben Hagalaz Runedance auch auf diesem Album ihre kraftvolle und mystische Interpretation von Neo-Folk mit Ambientanleihen beibehalten. Diese Stimmung zieht sich durch alle Titel, baut sich auf, um sich immer kurz vor der scheinbaren Explosion wieder in verträumte dunkle Welten zu verlieren. Musikalisch verstärkt wird Andrea Haugen, die selbst Percussion, Schlagzeug und Bodran spielt, von Multiinstrumentalist Kristian Nordeide (Corona Borealis), der im Wesentlichen für Flöten, Dudelsäcke, Harfen und Lauten zuständig ist, Goran Hallmarken (Leier) und Zilla Eidskrem (Synthesizer). Auch wenn Hagalaz Runedance sicher mehr in der Darkwave-Szene einen Namen haben, so lege ich sie wiederholt allen Freunden der alten Klänge, Nordischer Musik und Anhängern der Mittelalterklänge ans Herz, denn wer nach drei Alben immer noch nichts von dieser Band gehört hat, verpasst wahrlich etwas.

Caludia Frenzel


FALK ZENKER & GUESTS
Cinema

(Acoustic Music Records/Zomba 319.1261.2)
15 Tracks, 53:42; mit Infos

Ein Hörkino sollte das zweite Album des Weimarer Gitarristen Falk Zenker werden. Na dann, Vorhang auf und Film ab. "Cinema" führt konsequent fort, was in seinem Debut "Landschaften" bereits angedeutet wurde - assoziative, bildreiche Musik. Zenker und sein exquisiter Kreis an Mitmusikern bieten eine reiche Palette an Klangfarben: verschiedenste Gitarren (Nylon, bundlos, elektrisch), Kalimba, afrikanische Grasharfe, Violine, Cello, Trompete, sowie Perkussionsinstrumente aller Art. Hin und wieder streut Zenker sogenannte "soundscapes" ein - Hörbilder, aufgenommen auf Reisen in Spanien und Nepal. Elektronik wird sehr maßvoll, d.h. musikalisch sinnvoll eingesetzt und verdrängt in keinem Moment die, auch tontechnisch, brillant eingefangene Präsenz der akustischen Stimmen. Musik für eine Reise im Kopf. Zenkers Ensemble schafft virtuelle Landschaften. Rhythmisch packend, hochvirtuos, deutlich inspiriert von Flamenco und indischer Musik, aber auch: - ganz zart, hörbar gemachter Wind, der absichtslos durch hohes Gras singt. Beides ist gleichermaßen überzeugend wie anrührend. Zenker entgeht der Versuchung einer allzu klaren Standortbestimmung und gerade das macht den Reiz dieses außergewöhnlichen Musik-"Kinos" aus. "Cinema" ist die Eintrittskarte für einen Hörfilm der besonderen Art.

Rolf Beydemüller


THOMAS PIGOR / BENIDIKT EICHBORN
Benidikt Eichhorn präsentiert: Pigor und die Pigoretten und der Ulf

(Roof Music RD 2233134 / Eichborn ISBN 3-933686-006)
15 Tracks, 51:07; mit Texten

Was dieser Mensch aber auch alles für Ideen hat, was er so beobachtet - und dann macht er auch noch Lieder daraus; Lieder, die ebenso intelligent wie originell sind! Die Rede ist von Thomas Pigor, einem ganz außergewöhnlichen Texter, der seit einigen Jahren mit völlig neuen Tönen die Kleinkunstszene bereichert. Wer würde sonst schon ein Lied über Überschwemmungen schreiben, über unfreundliche Kassiererinnen, übers Gähnen oder über die Pleite von Berlin? Und alles in einem Programm! Er macht das und er kann das! Klug beobachtet, mit einer gewissen sympathischen Boshaftigkeit formuliert und den Punkt getroffen, sind seine Texte auch bei Kollegen sehr begehrt. Zudem werden seine Lieder auch musikalisch vielseitig umgesetzt. Seinem Partner am Klavier, Benedikt Eichhorn, hier zusammen mit dem Gitarristen Ulf Heinrich, gelingen jedes Mal innovative Arrangements. Dadurch klingen die vier CDs, die das Duo bisher produzierte, allemal anders. Diesmal sind Anflüge der Dancemusik der späten 70er Jahre verarbeitet worden; dazu bilden vier junge Damen den Backroundchor, der Thomas Pigors Worttiraden Unterstützung zuteil werden lässt. Wieder ein anregendes und interessantes Programm, von einem der besten Chansonkünstler, den es z.Zt. in Deutschland gibt.

Rainer Katlewski


LARS-LUIS LINEK & CLAUS "DIXI" DIERCKS
Blues Op Platt

(TIM Company)
77:49

Der Hamburger Blues-Harmonika-Spezialist Lars-Luis Linek und sein langjähriger musikalischer Weggefährte Claus "Dixi" Diercks haben sich diesmal für ein neues Projekt zusammengetan, das nicht nur nördlich der Mainlinie Aufmerksamkeit verdient. Nach zwei gemeinsamen CDs, die "Blues In Germany" und "European Blues" schwerpunktmäßig thematisierte, müßte die neue CD eigentlich "Blues in Meck-Pomm" heißen, denn dort entstanden die meisten der hier zu hörenden Songs, die allerdings in so einer Art Heimspiel im Hamburger "Downtown Bluesclub" "live" aufgenommen wurden. Unterstützt von Ausnahmemusikern wie dem Gitarristen Martin Scheffler (Abi Wallenstein, Inga Rumpf, Heggen`s Heroes) grooven sich Linek und Diercks in wohltuend heiterer Weise durch insgesamt 17 Titel, die allein im vergangenen Jahr mehr als 60 Mal in Mecklenburg-Vorpommern öffentlich dargeboten wurden. Dort sind Linek und Diercks längst gern gesehene Gäste, und nicht nur dort kommt ihr auf dem zweiten Bildungsweg angeeignetes Platt bestens an. "Blues Op Platt" ist jedoch vor allem deshalb ein echter Knüller, weil hier erstklassige Musiker zu hören sind, die obendrein Stories auf Lager haben, die z.B. auch Fans von Liederjan bestens gefallen dürften.

Michael Tiefensee


SHEEVÓN:
Sláinte !

(Errigal Records)
9 Tracks, 44:49; mit Texten und Infos

"Sláinte" - das heißt auf irisch "Prost" und zum Feiern haben Sheevón aus Duisburg allen Grund: die Ruhrpott - Kelten begehen ihr 20jähriges Bühnenjubiläum. Das achte Album des Sextetts um Harald Juengst beeindruckt durch eine abwechslungsreiche Instrumentierung (Fiddle, Flute, Git., Bass, Mandoline), gekonnte Vokal-Parts und ausgefeilte Arrangements zwischen Tradition und Moderne. Die Mischung aus zeitgenössischen Titeln, traditionellen Songs und Tunes ist stimmig und spannend, die musikalische Umsetzung eigenständig und phantasievoll.

Zwei Eigenkompositionen lassen aufhorchen: das verträumt melancholische "Bird of Paradise", sowie "The Crolly Stone" , das die Geschichte eines von Mythen umrankten Steins in Donegal erzählt. Mehr davon! Das Traditional "Do you love an apple" überzeugt mit einer textlichen modernisierten Version und bei zwei furiosen Sets of Reels ("The Wild Mushroom Treatment"; "Mouth of the Tobique") geht heftig die Post ab. Wünschen wir also Sheevón noch mindestens 20 weitere erfolgreiche Jahre !

Anne D. Marcordes


EDELSCHWARZ
Alpine Härte 1 von 2

(Lawine 07243 812140 2 2)
6 Tracks, 27:55

DIVERSE
Schräg dahoam 3

(Lawine 07243 812141 2 1)
17 Tracks, 76:32

Ganz aufgegangen in Blankomusik, einem Münchener Management, ist inzwischen das Projekt "Schräg dahoam", und nach achtjähriger Pause erscheint nun die Nr. 3, u.a. mit Live-Aufnahmen von Broadlahn, den Hundsbuam, Zabine und - Hubert von Goisern. Grund des Unterbruchs ist höchstwahrscheinlich die jahrelange künstlerische Absenz HvG's - seit etwa einem Jahr tourt er jedoch wieder. Womit durchaus etwas neuer Schwung in die fast verstaubte Szene des new-alpine-wave oder Alpenrocks kommt. Resultat: Eine neue Gruppe namens Edelschwarz: Harter Metal in der Volksmusik, die räumen jetzt echt auf mit dem Musikstadlschmelz. Wenn auch nur mit einem 28-Minuten-Album! Früher waren sogar die LPs länger, aber wahrscheinlich reicht das bislang eingespielte Material nicht für mehr aus. Trotzdem: Auf geht's, Buama!

Matti Goldschmidt


CORNIX MALEDICTUM
...verdammt in alle Ewigkeit

(Ars Metalli)
11 Tracks, 42:29

Der Osten scheint eine Hochburg dieser Mittelalter-Bands zu sein, die alle irgendwie denselben Stil pflegen: laut, brachial, archaisch! Nun also auch "Cornix Maledictum", ein seit 1999 bestehendes Trio aus Frankfurt/Oder. Die Optik: halb nackte langhaarige Männer. Die Akustik: zwei laute Dudelsäcke bzw. Schalmeien und Trommeln, was das Zeug hält. Wer "Corvus Corax", "Spilwut" und "In Extremo" kennt, weiß ,was die Brandenburger für Musik machen. Live mögen all diese Gruppen ja spektakulär sein, ein Massenpublikum in eine vermeintlich mittelalterliche Welt entführen - zum "Nur Hören" ist es eher belastend. 42 Minuten am Stück sind ausgesprochen anstrengend zu hören. Man vermeint nach einer Weile einen "Tinitus" im Ohr zu verspüren, aber es ist nur der Bordun. Musikalisch wenig Neues, zumeist Mittelalter-Standards (den "Tourdion" kenne ich mittlerweile in über 20 Varianten). Äußerst flinke Finger, sprich Speed-Dudelsäcke, was mit der Zeit nervt, weil sich vieles doch sehr ähnelt. Die Arrangements sind eher mager, erst zum Schluss fallen Zupfer und Satzgesang angenehm auf. Die Abmischung klingt wie ein Live-Gig (gewollt??), hier hätte das Studio-Team etwas mehr Sorgfalt walten lassen können.

Heiterkeit beim Rezensenten rufen wie immer die flockigen Werbesprüche des "Beipackzettels" hervor, wo Label/ Vertrieb "festlegen", wie man die CD zu bewerten hat. Vorliegendes Werk wäre demzufolge "das absolute Mittelalter-Highlight dieses Jahres". Armes Jahr 2002!

Piet Pollack


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