backRezensionen Afrika


MAMAR KASSEY
Alatoumi
(World Village470003/Harmonia Mundi)
11 Tracks, 72:34

Schon das Flötensolo des Bandleaders Yacouba Moumouni im ersten Stück ist ein Hammer, an dem Jethro Tull ihre Freude gehabt hätten Omuou Sangaré hat Moumouni deswegen bereits 1996 auf "Worotan" verewigt. Die gleichermaßen traditionelle wie moderne Musik aus dem Grenzgebiet von Niger, Burkina Faso und Mali ist stramm organisiert, wirkt aber dennoch frei und offen und gibt Raum für solistische Einlagen. Die sitzen ebenso wie das Zusammenspiel, und nur eine so massive wie wandlungsfähige Stimme wie die Moumounis kann sich in so einem Klima durchsetzen. Dass die CD in einem Mobilstudio in Niamey aufgenommen wurde, mag man kaum glauben. Ein ganz außergewöhnliches Album, das nicht nur auf mehr von Mamar Kassey hoffen lässt, sondern auf insgesamt mehr Musik aus Niger. Würden die Verkaufszahlen auch nur annähernd das Niveau der Musik erreichen, könnte die Band im eigenen Airbus touren.

Luigi Lauer


MAHMOUD FADL
The Drummers of the Nile go south
(Piranha CD-PIR 1579)
19 Tracks, 52:55; mit Infos

"Wenn ihr das Paradies betretet, werden euch die Stimmen der Nachtigallen und die nubischen Sänger empfangen."

Das haben uns schon die Märchen aus Tausendundeiner Nacht verheißen. Und so will uns Mahmoud Fadl mit seiner neuen CD uns diesen Genuss nicht vorenthalten. Damit hat er seinen Traum verwirklicht, der Musik entlang des Nil nachzugehen. Er sammelte alte nubische Lieder und interpretierte sie neu.

Nubien ist eine Region im Süden Ägyptens, wo der Nil sich wie ein "S" krümmt. Das Gebiet liegt teilweise in Ägypten, teilweise im Sudan. In seiner Kultur vereinigt Nubien zahlreiche Einflüsse aus anderen Kulturen, so unter anderen aus Byzanz, Rom, Arabien, Äthiopien usw. Die nubische Folklore transportiert daher auch Jahrtausende alte musikalische Traditionen. Die Lage Nubiens am Nil machte das Land zum Tor zwischen Afrika und dem Orient. Nubien ist seit über fünftausend Jahren für seine Kultur und besonders für seine Musiker und Sänger berühmt.

Fadl ist einer der besten Musiker, die die nubische Kultur in Kairo heute zu bieten hat. Auf diesem neuen Album versammelt er die besten nubischen Musiker aus dem Sudan und aus Ägypten. So hat er wie immer ein musikalisches Universum erschaffen.

Suleman Taufiq


THE AISSAWA CONFRATERNITY
(OCORA/Harmonia Mundi C560140/HM 79)
3 Tracks, 61:00; mit Infos

In Marokko gibt es viele sufische Bruderschaften und die meisten von ihnen haben ihre Wurzeln in der mystischen schwarzafrikanischen Welt. Die Aissawa sind die berühmtesten dortigen Sufi-Bruderschaften. Ihre Rituale genießen eine besondere Stellung in der nordafrikanischen Kultur. Sie werden von den lautesten Instrumenten begleitet, Trompeten, Oboen und Trommeln. Ihr Vortrag ist ein besonderes Schauspiel.

Auf dieser CD wurde eines der Rituale einer Gruppe in Meknes aufgenommen. Das Ritual beginnt mit dem Hizb, einer Art a capella Gesang. Dann folgt das Dhikr, eine Reihe von Liedern mit Instrumentalbegleitung, bei dem der Rhythmus eine wichtige Rolle spielt. Bei dieser Aufnahme erklingen die Oboen und Lauten, und einige der Teilnehmer beginnen zu tanzen. Zum Schluss folgt Mlouk. Dieser Teil ist kompliziert aufgebaut. Auch hier übernehmen die Oboen eine tragende Rolle. Der Rhythmus beschleunigt sich allmählich, um die Zuhörer und Musiker in Trance zu versetzen.

Suleman Taufiq


ENSEMBLE AL-KINDI
Les Croisades Sous le regard de l'Orient
(Le Chante du Monde 5741118 .19/Harmonia Mundi)
Do-CD, 24 Tracks, 137:17; mit Infos

Der gebürtige Elsässer Julien Weiss hat sich mit seinem Ensemble "Al Kindi" weltweit einen Namen gemacht. Sie spielen klassische arabische Musik. Mit seiner neuen Arbeit unter dem Titel "Die Kreuzzüge aus der Sicht des Orients" hat er zwei CDs mit Texten von arabischen Dichtern herausgebracht, die die Kreuzzüge damals als Augenzeugen in Syrien erlebt haben. Julien Weiss bedient sich hier der Musikform "Wassla", einer Form, die der klassischen Suite ähnelt. Dabei hat er seiner Vorliebe für die zeitlose Kunst der Qassida freien Lauf gelassen.

Die Waslat besteht aus einer Reihe von Kompositionen und improvisierten Instrumental- und Vokalstücken, die alle in ein und derselben Maqamreihe gespielt werden. Noch heute wird sie in Aleppo in vielen Privatkonzerten im Hause wohlhabender, traditionsbewusster Familien aufgeführt. Auch diese Doppel-CD hat Weiss in Aleppo realisiert. Er wohnt seit Jahren im Herzen der Altstadt. Für dieses Projekt hat er den hervorragenden Sänger Omar Sarmini engagiert, einen Kenner dieses Genres. Wer die klassische arabische Musik liebt, wir an dieser Aufnahme nicht vorbeikommen.

Suleman Taufiq


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