Die besondere CD

Wie in jedem Folker gibt es auch diesmal wieder eine CD, die aus der Masse herausragt:

Deutschland

GRENZGÄNGER

Knüppel aus dem Sack – die garstigen Gesänge des H. Hoffmann von Fallersleben

Die Besondere – Deutschland

GRENZGÄNGER
Knüppel aus dem Sack – die garstigen Gesänge des H. Hoffmann von Fallersleben
(Müller-Lüdenscheidt-Verlag MLCD6)
18 Tracks; 56:03

Die Gruppe Grenzgänger gehört zu den Trägern des Deutschen Folkförderpreises (den sie 1995 mit Liedern deutscher Amerikaauswanderer gewannen), die nicht sang- und klanglos wieder in der Versenkung verschwanden. Sie melden sich in erweiterter Formation (als Trio) und mit einem neuen literarischen Projekt zurück.

Aber mussten es ausgerechnet Lieder von August Heinrich Hoffmann (genannt „von Fallersleben“) sein? Viele Musiker haben sich in der vergangenen Dekade mit der Lyrik des Volksliedforschers, Kinderliedautors und Revolutionärs auseinandergesetzt; auf unzähligen „Deutschfolk“-Scheiben sind Lieder dieses nicht unumstrittenen Verfassers des „Lied der Deutschen“ zu finden. Welcher Folkie hat nicht noch die Folkländer-Fassung des „Deutschen Philister“ im Ohr, wer erinnert sich nicht an Liederjans Version des „erwachten Bewußtsein“, der ein oder andere gar kennt noch den „Schwabenkrieg“ in der Bearbeitung des Gelsenkirchener Duos „Lorbass“. Die Grenzgänger haben den Mut gefunden, fast alle Hoffmann-Texte für ihre zweite CD neu zu vertonen und sie mit einem modernen, (folk-)musikalischem Gewand zu versehen, teils jazzig, teils rockig, teils folkig – ein gelungenes musikalisches Facelifting. Bein Hören dieser musikalischen Geschichtsstunde wird schnell deutlich, wie treffend und aktuell von Fallerslebens zynische Gesellschaftskritik heute immer noch oder wieder ist. Dies lässt sich auch an den teilweise vorangestellten Tondokumenten mit Originalzitaten aus der jüngeren Deutschen Geschichte erkennen.

Neben Sänger Michael „Zachze“ Zachcial (Gitarre, Akkordeon, Bass und Percussion) und Jörg Fröse (Mandoline, Cister, Geige und 5-string-Banjo) komplettiert der Neuzugang Friedemann Bartels, ein gelernter Jazz-Schlagzeuger, die Gruppe zum Trio.

Für ihre zweite CD holte sich die Band jede Menge bekannter Gastmusiker ins Studio: Steve Baker (Mundharmonika), Volker Leiß (Flöten Tenorhorn) und Ralf Schmedeke (div. Percussion), um nur einige zu nennen. Das Ergebnis ist ein musikalisch wie literarisch anspruchsvolles und unterhaltsames CD-Projekt.

Mussten es ausgerechnet Lieder Hoffmanns sein? Unbedingt!

Ulrich Joosten