backDie besondere CD

Wie in jedem Folker gibt es auch diesmal wieder zwei CDs, die aus der Masse herausragen:

Jiddisch WOLF KRAKOWSKI --> Transmigrations : Gilgul
Schottland DIVERSE --> Scots Women – Live from Celtic Connections 2001


Die Besondere – Jiddisch

WOLF KRAKOWSKI - Transmigrations : GilgulWOLF KRAKOWSKI
Transmigrations : Gilgul

(Tzadik TZ 7150)
12 Tracks, 60:55; mit Infos u. engl. Texten

Obwohl Wolf Krakowski in 1949 Tirol geboren wird, genauer gesagt in Saalfeld, ist seine Muttersprache nicht, wie zu erwarten wäre, deutsch, sondern jiddisch. Nach den Kriegswirren erreicht die polnisch-jüdische Familie die amerikanische Zone Österreichs, um danach sechs Jahre in Schweden zu weilen. Aufgewachsen in Toronto (Kanada) schmeißt Krakowski mit 17 Jahren die Schule und schließt sich einem Zirkus an. Es folgen weitere Jahre als „gitarrenspielender Vagabunddichter“, Schreiner, Gitarrenbauer u.a.; 1981 beginnt er, Holocaustüberlebende zu dokumentieren und arbeitet 1994 gar für Steven Spielbergs Schoahprojekt. Danach greift er wieder zur Gitarre, was, da autodidaktisch, zwar nie konservatoriumsreif klingt, aber es reicht aus, um mit kanadischen Folklegenden wie Mendelson Joe oder dem Bluesmaster Big Joe Williams die Nächte durchzuspielen.

Schließlich folgt die Umsetzung dessen, was – in frühen Jahren – aus den jiddischen Liedern Krakowskis Mutter und hebräischer Liturgie „vermischt mit den Klängen von Fats Domino und den Everly Brothers“ wächst: Ein Dutzend traditionelle Lieder, allesamt in jiddischer Sprache gesungen und mit englischer Übersetzung im Begleitheft, erhalten ein derartiges Rock- und Popkleid, dass dem Zuhörer schnell Assoziationen zu den melancholischen Weisen Leonard Cohens oder auch zu Bob Dylan (aus seiner „Desire“-Zeit) erscheinen. Unter die ausgewählten Lieder fallen nicht nur die bekannten „Tsen Brider“ oder „Schabbes, Schabbes“, sondern etwa auch „Blaib gezund mir, Kroke“ mit einem Text von Mordechai Gebirtig (1877 – 1942, in Krakau von den Nazis erschossen); Manfred Lemm, dessen musikalischen Stellenwert Krakowski mit Woody Guthrie vergleicht, liefert dazu die Musik. 1996 wird das Album auf einem „independent label“ herausgebracht und im August 2001 von Tzadik neu aufgelegt.

Gemäß dessen Titel, „Gilgul“ (hebr. für Metamorphosis), lebt die Seele einer toten Person in einer anderen weiter. Krakowski beweist auf verblüffende Weise, dass es den Nazideutschen nicht gelungen ist, eine Kultur vollends auszulöschen, vielmehr hören wir Shtetl-Rock als Weltmusik mit jüdischer Seele – ein wahrhaft transkulturelles Album, in dem Krakowski, mittlerweile in Massachusetts lebend, die Kultur seiner Vorväter mit neuzeitlichem Musikstil zu verbinden weiß.

Matti Goldschmidt


Die Besondere – Schottland

DIVERSE - Scots Women – Live from Celtic Connections 2001DIVERSE
Scots Women – Live from Celtic Connections 2001

(Greentrax Recordings/Fenn Music Service CDTRAX 213D)
Do-CD, 24 Tracks, 105:30; mit Infos

Es gibt Konzerte, bei denen wäre man ausgesprochen gerne dabei gewesen. Bei „Scots Women“ war das bei mir bereits der Fall, als ich von der Planung hörte und als ich dann die Konzertkritiken las, war mir völlig klar: Ich hätte in einen Flieger steigen müssen! Aber jetzt erst, wo ich die Doppel-CD gehört habe... ach, dreh doch einer die Zeit auf Januar 2001 zurück und beame mich im Rahmen der Celtic Connections in die Royal Concert Hall in Glasgow.

Was war da los? Oooch, nichts besonderes, nur präsentierten sich 16 der besten Sängerinnen Schottlands alleine und gemeinsam auf einer Bühne, z.B. Cilla Fisher, Karine Polwart (mit ihrer Band Malinky übrigens und wunderbarerweise beim diesjährigen Scottish Folk Festival dabei), Heather Heywood, die Gruppe Stravaig oder Sheena Wellington. Brian McNeill (der schon wieder!) war der musikalische Direktor und bildete mit drei weiteren Herren (Andy Thorburn, Mike Travis, Duncan MacGillivray) und drei der Damen die Begleitband.

Tja, und dann wird einfach nur gesungen. Einfach nur gesungen? Bereits der Opener „The Sands O' The Shore“ in voller Besetzung haut jeden Schottland-Fan einfach vom Barhocker und/oder lässt die Nackenhaare hochstehen und genau diese massive Erfahrung kann man noch bei vier weiteren Liedern machen. Der Rest ist eine vom musikalischen Direktor intelligent und spannungsreich zusammengestellte und arrangierte Mischung aus a-capella-Gesang, Duos, Trios...halt alle nur denkbaren Gesangskombinationen. Die älteste Sängerin ist Sheila Stewart, deren Stimme mit zunehmendem Alter der ihrer Mutter, der grossen Belle Stewart, immer ähnlicher wird. Die Jüngste im Bunde ist Karine Polwart mit dem bewegendsten Stück des Abends, ihrer Eigenkomposition „Whaur Dae Ye Lie?“, einem packenden Antikriegslied für die Frauen von Srebrenica in Bosnien. Gemein ist allen Stücken der CD ein Enthusiasmus und eine stimmliche Autorität, die ansteckender und überzeugender nicht sein könnte. Keine Frage: „Scots Women“ are the best!

Mike Kamp


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