back Die besondere CD

Wie in jedem Folker gibt es auch diesmal wieder drei CDs, die aus der Masse herausragen:

Celtic CARLOS NÚNEZ --> Os Amores Libres
Afrika CHEIKH Lô --> Bambay Gueej


Die Besondere – Celtic

CARLOS NÚNEZ - Os Amores LibresCARLOS NÚNEZ

Os Amores Libres

(RCA Victor/BMG 74321 66694 2)
12 Tracks, 58:17, mit Infos

Sie suchen die authetische Musik Galiziens? Vergessen Sie diese CD ganz schnell! Carlos Núnez mag zwar Galizier sein und auf dem galizischen Dudelsack u.a. galizische Melodien spielen, doch seine Musik kommt aus der relativ neuen Schublade "Cross-Celtic mit exotischen Zugaben". Aber wie diese Musik aufgeführt wird, das ist tatsächlich was besonderes.

Alleine die Auflistung der illustren Gäste (mehr als 100!) auf dieser CD würde den Rahmen der Rezension sprengen. Die Chieftains, der grösste Teil der irischen Kultband Planxty, Jackson Browne, Phil Cunningham, Dan Ar Braz, Bagad Kemper oder der Sänger der Waterboys, Mike Scott und das sind wirklich nur die allerbekanntesten Mitwirkenden. Musik und Künstler aus allen keltischen Ländern (fast allen, Wales bleibt wie gewöhnlich aussen vor) wird kombiniert mit den rumänischen Taraf de Carandebes oder einem marokkanischen Sufi-Chor. Und gar nicht so nebenbei treffen die Kelten auf den Flamenco. Das Resultat, ich sage es gerne, ist ein erneuter und brillianter Beweis dafür, dass Folk und Weltmusik zwei Äste eines Baumes sind. Natürlich werden Zugeständnisse an den Zeitgeist gemacht: Manchmal tritt man kräftig aufs Gaspedal und ganz dezent sind Trip-Hop-Einfüsse beigemixt. Man will die CD schließlich verkaufen. Wichtig ist nur eines: Das Konzept ist überzeugend und es wird ebenso umgesetzt, von der Interpretation über Ausstattung des Booklets bis hin zur sauberen Produktion und den vielschichtigen Arrangements. Beeindruckendes Beispiel dafür ist das über 13minütige Schlußstück. Ab 9:30, wenn Bagad Kemper mit voller bretonischer Lungenkraft einsetzen, hat jedes Dach eines gewöhnlichen Einfamilienhauses Probleme, am vorgesehenen Platz zu bleiben.

Mike Kamp


Die Besondere – Afrika

CHEIKH Lô - Bambay GueejCHEIKH Lô

Bambay Gueej

(World Circuit/TIS WCD 057)

"Bambay Gueej" ist wunderbar! Drei Jahre ist es her, dass Cheikh mit "Ne la thiass" für einiges Aufsehen sorgte. Die alte Verbindung Havanna-Dakar, erprobt seit den 50ern in Senegal, sind Thema und Gegenstand dieses wie auch des neuen Albums. Andere, wie Super Cayor de Dakar, hatten schon 1993 die Wiederbelebung der Kuba-Connection exerziert. Auf die fantastische Stimme Lô´s wurde Youssou N`Dour aufmerksam, gerade, dass er seinem Studio Xippi in Dakar das Label Jololi hinzugesellte. Mit der Jololi-Revue präsentierte N`Dour Jande Codou Sene und Cheikh Lô live, als Zugpferd diente er selbst. Das ist jetzt hoffentlich nicht mehr nötig. Mit "Bambay Gueej" hat Cheikh seinen Traum erfüllt, neben Pee Wee Ellis als Bläser-Chef (James Brown, Van Morrison) auch Flötist Richard Egües aus Kuba und Oumou Sangare aus Mali mitwerkeln zu lassen. Ellis` immer präsenter, dennoch zurückhaltender Sound gibt dem ganzen eine soulige Note, während die Percussion als treibende Kraft fungiert. Das Album ist eine kleine Rundreise durch Westafrika, sieht man vom ersten Titel ab: der ist eine wunderbare Adaption des Songs "El Carretero" des Kubaners Guillermo Portabales. Stilistisch sehr vielfältig und abwechslungsreich und von Lô´s Stimme perfekt abgerundet, hat "Bambay Gueej" es völlig zu Recht zu Platz 1 der Worldmusic-Charts gebracht.

Luigi Lauer


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